In turbulenten Zeiten voller Unsicherheit gilt es ein solides finanzielles Polster vorzuhalten, offen zu sein für Neues und flexible Strukturen zu kreieren, um zügig auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können und den Kunden nicht aus den Augen zu verlieren.
Vielleicht nicht unbedingt im Moment der Gründung meines ersten nebenberuflichen Unternehmens, aber spätestens mit der Kündigung bei meinem Hauptarbeitgeber habe ich eines damals ganz deutlich gespürt: Verantwortung.
Finanzielles Seiltanzen kann gutgehen, hat aber nichts mit solidem Wirtschaften zu tun
Auf einmal war ich selbst verantwortlich für mein Leben, mein Einkommen, meine Zukunft und würde dafür auch jeden Monat aufs Neue die Quittung erhalten. Natürlich war ich auch davor schon für mein Wirken verantwortlich, aber nun spürte ich es nochmal stärker. Dabei wurde mir auch recht schnell bewusst, dass das nicht jedermanns Sache ist. Es ist ein naiver Irrglaube, dass die Selbständigkeit für alle Menschen da draußen ein gangbarer Weg ist.
Was aber feststeht: Man wird in der Selbständigkeit gezwungen zu wachsen und zu lernen. Ein erstes Learning aus der vollen Verantwortung für mein Einkommen war es, Rücklagen zu bilden. Auch vorher hatte ich selbstverständlich private Rücklagen für alle möglichen Eventualitäten. Als Selbstständige sollte man aber nochmals in anderen Dimensionen denken. Seither habe ich stets darauf geachtet, dass ich auch längere Durststrecken nicht nur finanzieren könnte, sondern auch noch ausreichend Kapital habe, um die darauffolgende Aufbruchsstimmung zu beschleunigen.
Spätestens mit den ersten Mitarbeitern muss man Verantwortung übernehmen
Mit den ersten Stellenausschreibungen war mir klar: Mein finanzielles Polster muss ich jetzt ganz anders denken. Wer eine verantwortungsbewusste Führungskraft sein möchte, darf die eigenen Mitarbeiter nicht im Regen stehen lassen. Es darf aus meiner Sicht nicht gang und gäbe werden, dass man bei jeder kleineren Krise direkt das Personal entlassen muss, weil das finanzielle Polster nicht reicht, auch nur wenige Monate zu überbrücken.
Mein Polster reicht mittlerweile über ein Jahr. Ein komplettes Jahr könnte ich vollständig auf all meine Einnahmen verzichten und dennoch würden all meine Mitarbeiter inklusive mir immer noch ohne Probleme ihr volles Gehalt beziehen. Das ist für mich gelebte Verantwortung, alles unter drei Monaten kann man nur als unverantwortliches Seiltanzen bezeichnen.
Neugierig geworden?
Ein finanzielles Polster allein verlängert nur den Niedergang
Sich nur auf seine Rücklagen zu verlassen, ist in turbulenten Zeiten aber auch nicht sonderlich zukunftsorientiert. Stattdessen gilt es offen zu sein für das, was da kommen möge. Unternehmen brauchen aus meiner Sicht heute vor allem eines: ein flexibles Konstrukt der permanenten Weiterentwicklung. Wir müssen lernen Chancen zu erkennen, aber dafür bedarf es nicht nur eines wachen Auges, sondern auch konstanten Lernens und Wachsens.
Dabei ist die Welt um uns herum eine unglaublich gute Spielwiese. Denn bis die Änderungen für uns relevant werden, geistern sie mitunter schon Monate oder gar Jahre in den sozialen Medien und dem Netz herum. Manchmal reicht auch einfach nur ein Blick nach Übersee, um Trends beobachten zu können, die in anderen Ländern oder auf anderen Kontinenten bereits etliche Zeit eher greifen, bevor sie zu uns herüberschwappen.
Wenn Unternehmen solche Entwicklungen positiv und interessiert beobachten, dann erfüllen sie damit schon die halbe Miete für eine solide Zukunftssicherheit. Denn nicht jede Veränderung ist unbedingt ein Risiko.
In jedem Risiko liegt auch eine Chance begründet, denn selbst wenn ein Trend ausschließlich Risiken für das eigene Unternehmen oder die eigene Branche bereithält, so wird man nicht das einzige Unternehmen sein, das davon betroffen ist und kann gegebenenfalls mit cleverem Krisenmanagement gegenüber der eigenen Konkurrenz gestärkt hervorgehen. Das ist etwas, das ich in den vergangenen Jahren mit meinen Unternehmungen gelernt habe.
Den Kopf oben halten und sich auf Veränderungen freuen
Auch bei mir ging es schon hoch und runter, auch wenn es manchmal, von außen her betrachtet, so aussehen mag, als sei es eine stetige Kurve bergauf. Ich musste schon etliche Male auf Krisen – mitunter auch Existenz bedrohende – reagieren, mein Geschäftsmodell umkrempeln, Ideen begraben, an denen mir viel lag und selbst Mitarbeiter entlassen, von denen ich mir eigentlich sehr viel erhofft hatte.
Wenn wir aber verstehen, dass unser größtes Asset wir selbst sind, unser Know-how und das Know-how unserer Mitarbeiter, und wir den Fokus darauf richten, dieses möglichst stetig zu erweitern, dann fehlt nur noch eine letzte Komponente, um uns zukunftssicher aufzustellen: unsere Kunden. Wer nur aufmerksam genug hinhört, wird recht zügig gespiegelt bekommen, was sie sich am dringendsten wünschen würden, wo ihre Herausforderungen und Bedürfnisse begründet liegen und daraus abgeleitet erkennen, wie man ihnen als Unternehmen helfen kann.
Vielleicht liegt das auch in meiner Tätigkeit als Influencerin, aber ich habe seit Jahren einen sehr ausgeprägten Kundenfokus. Ich frage mich stets, was meine Community bereichern könnte, was gut ankommen mag und womit ich den Leuten helfen könnte. Und wenn wir das erst einmal als Grundintention hinter all unserem Wirken verinnerlicht haben, Menschen aufrichtig helfen zu wollen, dann werden wir von ganz allein daran arbeiten, uns immer weiterzubilden.