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„Dinner for one“ in der Finanzbranche Börsenprognosen: Halali für falsche Propheten

DER-FONDS-Kolumnist Markus Stillger
DER-FONDS-Kolumnist Markus Stillger
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Alle zwölf Monate zwischen Anfang Dezember und Mitte Januar spielen die Kapitalmärkte dieser Welt „Dinner for one“: Nach dem Motto „Same procedure as every year“ sieht sich jeder Vermögensverwalter, Fondsmanager oder Anlageberater, jede Bank, Sparkasse oder auch Versicherung genötigt, erstens das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und zweitens eine Prognose für die Entwicklung der Märkte im kommenden Jahr abzugeben.

Ich gebe zu, dass auch ich mich diesem Ritual lange Zeit nicht entziehen konnte. Vor nunmehr zwei Jahren habe ich mich jedoch dazu entschlossen, keine Kurzfrist-Prognosen mehr abzugeben. Wie in einem aktuellen FAZ-Artikel nachzulesen ist, lagen die Propheten in 13 der vergangenen 20 Jahre um mehr als 10 Prozent daneben.

Wenn man sich die Prognosen detaillierter anschaut, verwundert das nicht. Die wenigsten Analysten und Wahrsager haben die Traute, sich auch einmal deutlich vom Mainstream abzusetzen. Und der lautet beim Dax: zwischen 6 und 9 Prozent Plus pro Jahr. Das ist – grob gesagt – die langfristige durchschnittliche Entwicklung, die sich jedoch aus Extrem-Werten zwischen plus 47 Prozent (1997) und minus 44 Prozent (2002) ergibt.

Wer in den vergangenen 20 Jahren konsequent einen fiktiven Lottoschein mit der Prognose „Der DAX steigt nächstes Jahr zwischen 6 und 9 Prozent“ abgegeben hätte, hätte nur zweimal, nämlich 2004 und 2016, gewonnen. Ich kenne niemanden, der Ende 1999 gewarnt hat: „Die nächsten drei Jahre sehen wir rote Zahlen!“ Und auch niemanden, der 2011 mit den Worten „Die nächsten zwei Jahre geht es 60 Prozent hoch!“ zum Halali geblasen hat.

Wenn ich aber mit der gleichen Strategie versuche, nicht das Jahr 2017, sondern die nächsten zehn Jahre vorherzusagen, ändert sich meine Trefferwahrscheinlichkeit deutlich. 6 bis 9 Prozent per annum bedeuten in zehn Jahren einen Gesamtzuwachs von 79 bis 136 Prozent. In fünf von elf Fällen hätte der Prophet damit in den vergangenen elf Jahren ins Schwarze getroffen.

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Ich weiß nicht, ob sich die Finanzbranche mit dieser alljährlichen Tippspiel-Orgie einen Gefallen tut. Außerdem werden hier definitiv falsche Anreize gesetzt. Die Börse ist kein Markt für ein Investment mit einem Anlagehorizont von zwölf Monaten.

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten, an der Börse reden wir über zehn Jahre plus „x“ und bei einem 10.000 Meter-Lauf, der bekanntermaßen über 25 Stadionrunden à 400 Meter geht, interessiert es auch keinen, wer denn nach der achten Runde führt. Kein Mensch käme auf die Idee darauf zu wetten, wie es bei einem Fußballspiel nach zehn Minuten Spielzeit steht, außer ein paar Exoten. Das sind aber dann Zocker und keine Investoren. Und der Zocker verliert auf Dauer, während der Investor gewinnt.

Meine Prognose lautet: Im Jahr 2025 wird der DAX die Marke von 25.000 Punkten erreicht haben. Das bewegt sich am oberen Rand der Spanne 6 bis 9 Prozent per annum. Am oberen Rand deshalb, weil ich das Zinsniveau auch in den nächsten Jahren bei nahezu Null sehe, was den Börsen noch jede Menge Treibstoff liefert.

Und wer heute kauft und sich zehn Jahre lang nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird am Ende dieses Zyklus auch eine ordentliche Ernte einfahren.

Über den Autor: Markus Stillger ist Gründer und Inhaber der Stillger & Stahl Vermögensberatung und der MB Fund Advisory aus Limburg an der Lahn. Für DER FONDS kommentiert er an dieser Stelle ab sofort jeden Monat aktuelle Trends an den Kapitalmärkten und stellt ihnen seine eigene Weltsicht entgegen.

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