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Aktualisiert am 16.05.2018 - 16:45 UhrLesedauer: 3 Minuten
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Präsidentschaftswahl in Frankreich „Die Märkte sind erstaunlich ruhig“

DAS INVESTMENT: Herr Hoppe, mit welchen Hedging-Strategien positionieren Sie ihre Portfolios gegenüber einem Sieg von Le Pen bzw. Fillon?

Matthias Hoppe: Wir glauben es ist noch zu früh, um im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Frankreich in Stellung zu gehen. Unserer Meinung nach werden die Risiken zu schwarz gemalt. Frankreich spielt darüber hinaus in unseren Portfolios nur eine sehr geringe Rolle.

Wie wird sich der Ausgang der Wahl auf den französischen Aktienmarkt auswirken? Wie werden die europäischen Aktienmärkte reagieren?

Hoppe: Die Sorgen vor politischen Risiken in der Eurozone stehen nach den US-Präsidentschaftswahlen wieder im Vordergrund. Unserer Einschätzung nach überschätzen die Märkte jedoch das Risiko und die Wahrscheinlichkeit, dass Marine Le Pen im Mai 2017 zur Präsidentin Frankreichs gewählt wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist unserer Ansicht nach sehr gering: In Umfragen sind ihre Zustimmungswerte seit 2012 zurückgegangen, während die Mehrheit der Franzosen  weiterhin für die EU und den Euro eintritt.

Dennoch beginnen die Märkte das Risiko des Wahlsiegs von Le Pen immer stärker einzupreisen. Französische Staatsanleihen verlieren gegenüber deutschen Bundesanleihen an Boden, und zwar in stärkerem Maße, als es bei anderen Eurozone-Mitgliedern der Fall ist. Erstaunlicherweise signalisiert derzeit keine Umfrage, dass Frau Le Pen führt. Französische Aktien sind zum Bond-Spread in der Eurozone negativ korreliert. Sollte sich die Spread-Schere weiter öffnen und Frankreichs Staatsanleihen in der Gunst internationaler Kapitalgeber weiter sinken, dürfte automatisch der französische Aktienmarkt in Mitleidenschaft gezogen werden.

Welche Bereiche des Aktienmarkts wären von einem Le Pen-Sieg besonders betroffen?

Hoppe: Le Pens politische Agenda im Hinblick auf bestimmte Sektoren bleibt vage. Dennoch gehen wir für den Fall aller Fälle von einer anziehenden Volatilität aus. Am Ende eines politisch aufgeladenen und turbulenten Jahres fällt auf, dass die Märkte derzeit erstaunlich ruhig sind – doch mit Blick auf das nächste Jahr dürfte sich das ändern. Die Markteinschätzungen zur impliziten Volatilität verharren auf einem überraschend niedrigen Niveau, obwohl es so viele Widersprüchlichkeiten gibt: Allgegenwärtige ökonomische Unsicherheiten, gedämpftes globales Wachstum bei gleichzeitig überzogenen Preisen auf den Aktienmärkten, Anzeichen beginnender Inflation (vorrangig in den USA), während weltweit viele Staatsanleihen keine Rendite abwerfen. Wir sollten in diesem Zusammenhang nicht außer Acht lassen, dass im ablaufenden Jahr sowohl die einzelnen politischen Ereignisse als auch die jeweilige Marktreaktion die Marktteilnehmer schwer überrascht haben.

Auf welche Ressourcen greifen Sie zurück, um sich im Vorfeld der Wahl in Frankreich eine Meinung zum möglichen Ausgang zu bilden?

Hoppe: Wir werten sämtliche verfügbaren Umfragen und Marktdaten aus. Zusätzlich achten wir genau auf den Spread von französischen Staatsanleihen zu Bundesanleihen. Dennoch: Uns interessiert vorrangig nicht das Ergebnis der Wahl. Natürlich setzen wir alles daran, unsere Portfolios gegen das Worst case-Szenario abzusichern und berechnen dafür Wahrscheinlichkeiten. Es gilt: Wir wollen unser Engagement am Markt nicht komplett gegen einen möglichen unangenehmen Wahlausgang hedgen. Stattdessen richten wir uns an Frankreichs Konjunkturdaten aus sowie an Bewertungen und Perspektiven für die Fundamentalkennzahlen von Unternehmen.

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Hinweis: Diese Mitteilung des Unternehmens richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Sie wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.
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