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Streng geheim: Wie sich Fondsgesellschaften auf den Euro-Kollaps vorbereiten

Achtung Eurokrise! Quelle: Fotolia
Achtung Eurokrise! Quelle: Fotolia
Laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ arbeiten fast alle Fondsgesellschaften an Notfallplänen für den Euro-Crash – halten diese aber geheim. Einerseits wollen sie dadurch die Panik am Finanzmarkt nicht weiter anfachen. Andererseits gehen Anwaltskanzleien und Beratungsfirmen auch davon aus, dass Fondsgesellschaften andere Gründe für ihre Verschwiegenheit haben: Sie hoffen so Klagen auszuweichen, die nach einem Euro-Crash ihre Beratung und Vorbereitung infrage stellen könnten.

Für die Fondsgesellschaften sind Notfallpläne nämlich ein zweischneidiges Schwert: Einerseits brauchen die Manager einen Plan, denn sie können ihren Kunden nicht erklären, nichts geahnt zu haben. Dementsprechend hätten sie die Vermögen irgendwie absichern müssen. Andererseits besteht die Gefahr, dass eine frühzeitige und großräumige Absicherung den Klienten ebenfalls viel Geld kostet – besonders wenn die Euro-Zone hält. Auch in diesem Fall könnten die Kunden die Manager wegen Falschberatung verklagen. Um keine unnötige Aufmerksamkeit zu bekommen, halten die Fondshäuser also einfach still.

IT größeres Problem als Griechenland


Während die meisten Fondsmanager den Austritt Griechenlands bereits einkalkulieren und ihre Anlagen absichern, halten Branchenkenner eine andere Frage für viel gefährlicher: Wie verhalten sich Verwaltungs- und IT-Prozesse, wenn Regierungen den internationalen Aktien- und Anleihenhandel unterbrechen? Wenn sie Leerverkäufe verbieten und Kapitalkontrollen einführen. Um diese Punkte sollten sich die Manager sorgen.

„Die Ungewissheiten und Veränderungen werden Rechtsstreitigkeiten hervorrufen, weshalb man vor dem Crash Konfliktpotenzial beiseite räumen sollte“, meint Richard Mitchell, Partner bei der Kanzlei McDermott Will & Emery. Fondsbetreiber müssten eindeutige Absprachen mit Clearing-Häusern und anderen Handelspartnern treffen.

Dale Gabbert, Partner der Kanzlei Reed Smith, rät, dass Berater eine veränderte Risikoeinschätzung an ihre Kunden weiterleiten sollten. Dadurch wären Reaktionen der Finanzverwalter auf den Euro-Crash möglich, ohne den Rahmen des Verwaltungsauftrages zu verletzen.

Branchenkenner gehen davon aus, dass besonders kleinere Fondshäuser Probleme haben, sich auf den Crash vorzubereiten: Ihnen fehlen schlicht Ressourcen und Personal.

Politik als Unsicherheitsfaktor


Als gewaltigen Unsicherheitsfaktor schätzen manche Investmentbanker auch die Politik ein. So wünscht sich Jens Erhardt, Chef von DJE Kapital den großen Knall – um neu anfangen zu können: „Im Moment sind wir von Politikern, Meinungsumfragen und Wahlen abhängig. Das macht Vorhersagen und Entscheidungen so schwer.“

Die Politik sorgt sich allerdings schon lange – und wesentlich lauter – um den Euro. Bereits im vergangenen November forderte die britische Finanzaufsicht FSA die Fondsgesellschaft auf, Notfallpläne vorzubereiten.

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