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Vermögensverwalter Ottmar Wolf „Im aktuellen Umfeld empfehlen wir Stillhaltestrategien“

Ottmar Wolf ist Vorstand der Vermögensverwaltung Wallrich Wolf Asset Management in Frankfurt am Main.
Ottmar Wolf ist Vorstand der Vermögensverwaltung Wallrich Wolf Asset Management in Frankfurt am Main. | Foto: Wallrich Wolf AM

Die Börse läuft etwa sechs Monate voraus. Diese Erkenntnis scheint sich derzeit erneut zu bestätigen. Stellt sich das aktuelle Umfeld noch recht positiv dar, ziehen am Horizont dunkle Wolken auf, die zum Teil schon in den jüngsten Kursabschlägen sowie einem deutlichen Anstieg der Volatilität zum Ausdruck gekommen sind. Dabei sind gleich mehrere Aspekte für die Stimmungseintrübung an den Kapitalmärkten verantwortlich.

Firmengewinne auf der Kippe?

Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat sich die Gewinnsituation der europäischen Unternehmen weiter verbessert. Auf Jahresbasis kam es zu einem Anstieg um 14 Prozent, dem stärksten Wachstum seit sieben Jahren. Trotz erheblichen Gegenwinds von der Währungsseite (starker Euro) sowie anderen Belastungsfaktoren wird für den weiteren Jahresverlauf noch immer mit einem Wachstum von acht Prozent gerechnet.

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Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sich der Gewinntrend (plötzlich) ändert. Ein Auslöser könnten hier die zunehmenden Protektionismusbestrebungen Donald Trumps sein. Der amerikanische Präsident hatte im Wahlkampf zwar eine stärkere Abschottung der heimischen Stahlindustrie versprochen, die Ankündigung von Strafzöllen (zehn Prozent auf Aluminium und 25 Prozent auf Stahl) kam doch relativ überraschend. Hatte man nach Trumps Amtsantritt zunächst gehofft, dass ihn seine zum Teil sehr wirtschaftserfahrenen Berater einbremsen, hat der Präsident zuletzt „Kompetenz entlassen“ und dafür Hardliner eingestellt. Sollten Trumps Strafzölle tatsächlich eine Eskalationsspirale auslösen, hätte dies für die gesamte Weltwirtschaft gravierende Folgen.

Teure Wall Street, billiges Europa

Unabhängig davon, nach welchen Maßstäben vorgegangen wird, beziehungsweise welche Kennzahlen für einen Vergleich herangezogen werden, sind amerikanische Aktien derzeit als verhältnismäßig teuer anzusehen. Dabei ist auch das Argument der hohen Unternehmensausschüttungen nicht mehr tragfähig. Während sich die Dividendenrendite aufgrund von Kurssteigerungen bis Ende Januar weiter nach unten bewegt hat, sind die Renditen fünfjähriger US-Unternehmensanleiehen seit Herbst 2017 deutlich angestiegen. Im BBB-Bereich betragen sie im Durchschnitt inzwischen über 3,6 Prozent.

Etwas anders stellt sich die Situation an den europäischen Märkten dar. Hier besteht noch immer ein Rekordabstand zwischen der Dividendenrendite (circa vier Prozent) und der Rendite fünfjährige BBB-Unternehmensanleihen (circa 0,7 Prozent). Auch andere Bewertungskennziffern fallen nach wie vor verhältnismäßig moderat aus, so dass europäische Aktien auf dem derzeitigen Niveau in der Summe nicht als überbewertet angesehen werden müssen. Dabei ist gleichwohl die unterschiedliche Sektorstruktur des US-amerikanischen und der hiesigen Märkte zu berücksichtigen. So sind die Zukunftsaussichten von Werten wie BASF, Daimler oder der Deutschen Telekom lange nicht so „sexy“ wie bei Apple oder Google.

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