Sven Stoll
11.11.2022

Börsen ABC Was sind überhaupt Anleihen und wie kann ich hier investieren?

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ARTIKEL-INHALT
Seite 1 - Wie funktionieren eigentlich Anleihen?
Seite 2 - Wie entstehen die Kurse und wann kommt es zum Zahlungsausfall?
Seite 3 - Wie kann ich am besten in Anleihen investieren?

Wann kommt es zu einem Zahlungsausfall?

Bei Staaten bedeutet eine Pleite allgemein, dass das betroffene Land nicht mehr in der Lage ist, seine finanziellen Verpflichtungen wie fällige Zinsen oder Rückzahlungen gegenüber seinen Gläubigern mit seinen Einnahmen zu decken. Die Schulden können nicht mehr beglichen werden.

In den vergangenen Jahren ereilte beispielsweise Russland im Jahr 1998, Ecuador im Jahr 1999 und Argentinien im Jahr 2001 der Staatsbankrott. Deutschland musste bis zum heutigen Tag acht Staatspleiten hinnehmen. Meist waren Kriege der Grund, weshalb Deutschland seine Kredite nicht zurückzahlen konnte. Das letzte Mal kam es zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zu Zahlungsausfällen.

Wann dieser Fall bei Staaten eintritt, wird an der Höhe der Schuldenquote gemessen. Dabei wird das prozentuale Verhältnis der Schulden eines Landes mit seiner jährlichen wirtschaftlichen Leistung – dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) verglichen. Als Richtwert für eine besorgniserregende Schuldenquote gelten 90 Prozent.

Aus Investorensicht zählt derzeit insbesondere Argentinien zu den Sorgenkindern. Das südamerikanische Land befindet sich seit Jahren in der Krise. Covid-19 hat die Situation nochmals verschärft. Das Rating liegt aktuell bei CCC. Zum Vergleich: Deutschland wird von S&P derzeit mit dem Spitzenrating AAA ausgezeichnet. 

Im Unternehmensbereich legte die amerikanische Investmentbank Lehmann Brothers eine spektakuläre Pleite hin. Am frühen Montagmorgen des 15. September 2008 bahnte sich mit dem Konkurs von Lehmann der Höhepunkt der Finanzkrise an. Die 1850 gegründete Bank zählte bis zum Bankrott zu den ältesten Investmenthäusern der Wall Street. Missmanagement und falsche Risikoeinschätzungen trieben das Institut in den Ruin. Als Auslöser gelten Spekulationen auf dem Immobilienmarkt.

 

Wie entstehen die Kurse bei Anleihen?

Trotz der festen Laufzeit sind Anleihen liquide, denn sie werden wie Aktien an der Börse gehandelt. Mit der Handelbarkeit findet gleichzeitig eine Preisbildung statt, das bedeutet, dass nicht nur der Zins, sondern auch der Kurswert eine Rolle spielen. Dabei gilt, dass die beste Zeit der Anleihen dann ist, wenn die Zinsen fallen. Was zunächst paradox erscheint, hat einen einfachen Hintergrund. Sinkt das allgemeine Zinsniveau, versuchen Investoren ihr Glück mit älteren Anleihen, weil diese noch mit einer höheren Verzinsung ausgestattet sind. Steigen die Zinsen, so wie aktuell, begeben Banken oder Unternehmen neue Anleihen mit höheren Zinskupons. Anleger verkaufen ihre alten Anleihen mit niedrigeren Zinsen, die Kurse der Papiere fallen. Ein Großteil der Anleihen wird über die Börse, genauer gesagt am Rentenmarkt, gehandelt. Nach Angaben der Deutschen Börse sind derzeit etwa 27.000 Anleihen am deutschen Markt handelbar.

Die wichtigsten Anleihearten im Überblick:

  • Staatsanleihen werden von Staaten wie Deutschland, den USA oder Schwellenländern wie China oder Brasilien ausgegeben. Regierungen nutzen das eingenommene Geld für neue Projekte wie die Sanierung ihrer Infrastruktur. Anleger können Staatsanleihen nutzen, um regelmäßige Erträge in bestimmter Höhe zu erhalten.
  • Pfandbriefe sind Inhaberschuldverschreibungen, die von Finanzinstituten oder öffentlich-rechtlichen Banken ausgegeben werden. Sie bieten einen erhöhten Sicherheitsaspekt, weil sie durch Hypotheken oder Grundschulden gedeckt sind. Sie bestechen seit vielen Jahren durch ihre Sicherheit, denn in über 250 Jahren hat es bis heute keinen einzigen Ausfall gegeben.
  • Unternehmensanleihen werden von Firmen begeben, um sich zu finanzieren. Mit dem Kauf sogenannter „Corporate Bonds“ bekommen Unternehmen einen Kredit. Der Anleger erhält im Gegenzug eine festgelegte Zinszahlung.
  • Fremdwährungsanleihen sind Anleihen, die nicht in Euro notieren. Sie unterliegen zusätzlichen Schwankungen, da hier auch das Wechselkursrisiko zu berücksichtigen ist.
  • Nachranganleihen sind eine spezielle Form der Unternehmensanleihe. Überwiegende Emittenten sind in diesem Fall Banken. Bereits die Begrifflichkeit weist auf das innewohnende Risiko hin, denn es bezieht sich auf eine nachrangig besicherte Anleihe. Sie versprechen in der Regel eine höhere Zinszahlung. Im Gegenzug tragen die Anleger das Risiko, dass sie bei einer Insolvenz erst nach den anderen Gläubigern, zum Beispiel den Inhabern von klassischen Anleihen, ihr Geld bekommen und im Zweifel auch leer ausgehen können.
  • Wandelanleihen sind Anleihen, die dir das Recht einräumen, die Papiere innerhalb eines vorab vereinbarten Zeitraums und in einem vorher festgelegten Verhältnis in Aktien einzutauschen. Und zwar in Aktien des Unternehmens, das auch die Wandelanleihe herausgegeben hat. Dabei handelt es sich um komplexe Produkte für absolute Experten.
  • Floating Rate Notes sind festverzinsliche Wertpapiere mit veränderbarer Verzinsung. Der Zinssatz wird jeweils für festgelegte Zeiträume, in der Regel drei bis sechs Monate, an einen Referenzzinssatz wie den Euribor angepasst. Der Vorteil von Floating Rate Notes liegt für Anleger darin, dass sie stets eine dem aktuellen Kapitalmarkt angemessene Verzinsung erhalten. Aus diesem Grund schwanken die Börsenkurse von Anleihen mit variabler Verzinsung weit weniger stark als die Kurse herkömmlicher Schuldverschreibungen.
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