Sven Stoll
05.04.2023

ETF der Woche Renditechance im hohen Norden

Elch im Naturpark vor einem weitläufigen Fjord
Elch im Naturpark vor einem weitläufigen Fjord: Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Robustheit zeigen sich die Aktien der nordischen Länder in der Regel auch unter ungünstigen Bedingungen an den Börsen stark.
© Jessica Hunold erstellt mit Canva
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Wie glücklich bist du auf einer Skala von Null bis Finnland? Eine Frage, die auf den ersten Blick seltsam erscheinen mag. Ist sie aber nicht. Denn in Finnland leben nach wie vor die glücklichsten Menschen der Welt. Zum sechsten Mal in Folge führt das nordische EU-Land die Rangliste des World Happiness Reports, einer Initiative der Vereinten Nationen, an. Seit Jahren liegen die nordischen Länder hier immer ganz vorne.

Nordlichter im Glücksrausch

Die Lebenszufriedenheit eines Landes wird aus sechs zentralen Faktoren berechnet: Bip pro Kopf, Korruption, Freiheit, Gesundheit, Einkommen und soziale Unterstützung. Insgesamt sind 137 Länder im World Happiness Report vertreten, darunter auch Deutschland. Hinter Finnland liegen beispielsweise Dänemark und Island, Israel und die Niederlande. Schweden und Norwegen belegen die Plätze sechs und sieben. Deutschland erreicht im Glücksranking dagegen nur Platz 16. Neu in der Gruppe der 20 glücklichsten Nationen ist Litauen.

Die Gründe für das gute Abschneiden der nordischen Länder liegen auf der Hand: ein hoher Lebensstandard, ein hervorragendes Bildungs- und Sozialsystem, stabile politische Verhältnisse und nicht zuletzt die Wirtschaft. Insgesamt zeichnen sich die Nordlichter durch eine geringe Staatsverschuldung, ein überwiegend sehr gutes Rating ihrer Staatsanleihen, niedrige Arbeitslosenquoten und ein trotz Krisen robustes Wirtschaftswachstum aus. Hinzu kommen eine hohe Innovationskraft, eine effiziente Energiepolitik, die weitgehend auf eigenen Energieträgern basiert, und ein im europäischen Vergleich hohes Einkommensniveau.

Weltkonzerne aus fast allen Branchen

In den gängigen europäischen Blue-Chip-Indizes wie dem Stoxx-Europe-600 ist der hohe Norden auf den ersten Blick zwar kaum vertreten. Im Verhältnis zur geringen Einwohnerzahl hat Skandinavien aber viele bekannte Weltkonzerne aus fast allen Branchen hervorgebracht. Beispiele sind der dänische Vorzeige-Pharmakonzern Novo Nordisk oder der Energieriese Equinor.

Darüber hinaus bietet die Region Investitionsmöglichkeiten, die in Europa sonst kaum zu finden sind. Ein Beispiel sind Lachsfarmen, die es vor allem in Norwegen und Teilen Schwedens gibt. Norwegen ist der weltweit größte Lachsproduzent und verfügt über zahlreiche Lachsfarmen entlang der Küste, insbesondere in den Fjorden. Dank dieser hochspezialisierten Unternehmen, die zum Teil in Nischenmärkten tätig sind, profitieren die nordischen Länder besonders vom Export.

Viele nordische Unternehmen zeichnen sich zudem durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit aus. Insgesamt setzt sich der von MSCI berechnete Nordic Index aus vier Ländern zusammen, wobei Schweden das größte Gewicht hat, gefolgt von Dänemark, Finnland und Norwegen.

 

Vier Länder mit individuellen Stärken

  • Schweden verfügt über eine breit gefächerte Wirtschaft, in der viele wichtige Sektoren vertreten sind. Der größte Wirtschaftszweig ist der Dienstleistungssektor, gefolgt von Industrie, Wissenschaft und Technologie, Bergbau und Rohstoffe sowie Landwirtschaft und Fischerei. Eine wichtige Branche ist der Maschinenbau mit Unternehmen wie Atlas Copco oder Sandvik. Die schwedische Regierung fördert außerdem den Umweltschutz und erneuerbare Energien. Gleichzeitig hat sich in den jüngsten Jahren eine lebendige Tech-Szene im Land entwickelt, vor allem rund um den Musikstreaming-Dienst Spotify.
  • Dänemarks Wirtschaft ist in vielen Bereichen erfolgreich. Die Lebensmittelindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes und für ihre qualitativ hochwertigen Produkte bekannt. Ein Beispiel für ein führendes Unternehmen in diesem Bereich ist die Molkerei Arla Foods. Die Pharmaindustrie ist ein weiterer wichtiger Sektor in Dänemark mit vielen führenden Unternehmen wie Novo Nordisk, Lundbeck und Leo Pharma. Diese Unternehmen haben eine starke Präsenz auf dem Weltmarkt und investieren viel in Forschung und Entwicklung. Dänemark ist auch führend im Bereich der erneuerbaren Energien und verfügt über eine starke Industrie für Energie- und Umwelttechnologien. Unternehmen wie Vestas Wind Systems, Ørsted und Danfoss sind wichtige Akteure in diesem Bereich. Dänemark ist daher auch ein Vorreiter im Bereich der Nachhaltigkeit und der grünen Technologien.
  • Finnlands Wirtschaft ist durch Technologie und Forstwirtschaft gekennzeichnet. Der Technologiesektor ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes und hat viele erfolgreiche Unternehmen hervorgebracht, darunter Nokia, Rovio und Supercell. Diese Unternehmen sind für ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen im Bereich der Digitalisierung bekannt. Zudem ist das Land ein bedeutender Exporteur von Holz- und Papierprodukten. UPM-Kymmene ist ein führendes finnisches Unternehmen in diesem Sektor und produziert Papier und Zellstoff. Finnland verfügt darüber hinaus über eine starke Metallindustrie und ist einer der größten Edelstahlproduzenten der Welt.
  • Norwegen verfügt über eine gut strukturierte Wirtschaft mit mehreren wichtigen Wirtschaftszweigen. Einer der wichtigsten ist die Öl- und Gasindustrie, in der Equinor eines der führenden norwegischen Unternehmen ist. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist die Fischerei, wo Marine Harvest als eines der größten norwegischen Fischereiunternehmen eine wichtige Rolle spielt.

SEB-Prognosen: Unterschiedliche Wachstumsaussichten für skandinavische Länder

Trotz vieler Vorteile ist die Lage im Norden nicht makellos. Auch die skandinavischen Kapitalmärkte haben unter den Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Konflikts gelitten. Trotz der generellen Exportorientierung fallen die Prognosen der schwedischen Bank SEB für die Region recht unterschiedlich aus. Für Norwegen wird in diesem Jahr ein leichtes Wachstum von 0,6 Prozent erwartet, da das Land von seinem Energiereichtum profitieren dürfte und die privaten Haushalte staatliche Unterstützung erhalten. Für Dänemark wird ein Nullwachstum erwartet, während Schweden einen Rückgang des BIP um 1,2 Prozent verzeichnen könnte, was zum Teil auf eine Abkühlung des überhitzten Immobilienmarktes zurückzuführen sein dürfte. Die Krise des schwedischen Immobilienmarktes ist auf eine beunruhigende Kombination aus steigenden Zinsen, hoher Verschuldung und laxer Kreditvergabe zurückzuführen.

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Nordische Kapitalmärkte im Vergleich

Die nordischen Länder sind daher derzeit niedriger bewertet als der MSCI World. Während der Weltindex Ende Januar ein KGV von über 18 aufwies, was nicht zuletzt auf die hohe Bewertung des US-Aktienmarktes und dessen hohes Gewicht im Index zurückzuführen ist, lag das KGV des MSCI Nordic bei nur 17. Interessant ist auch der Vergleich der Dividendenrendite. Sie lag in den nordischen Märkten zuletzt bei 2,83 Prozent, während der MSCI World nur auf 2,09 Prozent kam. Auch bei der Wertentwicklung muss sich die Region nicht verstecken. So hat der MSCI Nordic sein europäisches Pendant, den Stoxx Europe 600, über fünf Jahre um fast 25 Prozentpunkte übertroffen. Gegenüber dem deutschen Leitindex Dax beträgt der Vorsprung sogar knapp 40 Prozent.

 

Nordeuropäische Aktien als Depotbeimischung: Xtrackers MSCI Nordic ETF im Fokus

Nordeuropäische Aktien sind daher als Depotbeimischung nicht zu verachten. An dieser Stelle kommt der Xtrackers MSCI Nordic ETF ins Spiel. Der Indexfonds, der sich am MSCI Nordic orientiert, schüttet seine Erträge jährlich aus. Die Gesamtkostenquote beträgt 0,30 Prozent. Der in Irland aufgelegte ETF ist 646 Millionen Euro schwer, kauft seine Aktien physisch und ist nicht währungsgesichert.

https://www.dasinvestment.com/fonds/vergleich/IE00B9MRHC27?index=119&range=2020.01.01-2023.04.05

  • Wertentwicklung laufendes Jahr: 5,6 Prozent
  • Wertentwicklung 3 Jahre: 71 Prozent (19,7 Prozent p.a.)
  • Wertentwicklung 5 Jahre: 64 Prozent (10,5 Prozent p.a.)
  • ISIN: IE00B9MRHC27
  • Auflage: 04. September 2013
  • Management: DWS-Investments (UK)
  • ETF-Volumen: 645,80 Millionen US-Dollar
  • Maximaler Verlust 5 Jahre: 32,6 Prozent
  • Volatilität 5 Jahre: 16,7 Prozent
  • Laufende Kosten: 0,30 Prozent

Hollywoodstars lieben Novo Nordisks Schlankheitsmittel 

Absolutes Schwergewicht im Index ist mit knapp 20 Prozent Novo Nordisk, der Weltmarktführer im Bereich Diabetes-Pharmazeutika. Derzeit sorgt der Hype um die Schlankheitsspritze Wegovy für Kursfantasie bei den Dänen. Das Geschäft mit dem Schlankheitsmittel ist einer der Umsatztreiber in den USA. Hollywoodstars lieben sie, Kim Kardashian schwört darauf und auch Elon Musk hat sie schon erfolgreich eingesetzt. Einmal pro Woche eine Spritze und schon purzeln die Pfunde wie von selbst. Aber auch sonst läuft es bei Novo Nordisk rund. Im Bereich Diabetes und Adipositas führt kein Weg an Novo Nordisk vorbei. Weltweit leben mehr als 35 Millionen Menschen mit Diabetes, Tendenz steigend. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 26 Prozent, der Reingewinn um 16 Prozent. Der Aktienkurs kletterte in den vergangenen fünf Jahren um 265 Prozent. Entsprechend ambitioniert sind die Bewertungen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei rund 30. Allerdings winken bei Novo Nordisk auch zweistellige Gewinnsteigerungen.

An zweiter und dritter Stelle stehen derzeit die Nordea Bank und Investor AB. Nordea Bank ist eine der größten Banken in Nordeuropa mit Hauptsitz in Helsinki, Finnland. Investor AB ist eine schwedische Holdinggesellschaft, die Anteile an einer Vielzahl von Unternehmen hält, darunter Atlas Copco, Electrolux, Ericsson, Nasdaq und ABB. Weitere Top-10-Titel sind Volvo, Vestas Wind Systems und Nokia.

Der ETF wird derzeit von Morningstar und FWW mit der Höchstnote von fünf Sternen bewertet. Über fünf Jahre hat er sich mit einem Plus von 64 Prozent besser entwickelt als sein Sektor (42 Prozent), der sowohl passive als auch aktive Fonds umfasst. Anzumerken ist, dass es in Deutschland insgesamt nur zwei Indexfondsprodukte gibt, die die Wertentwicklung des MSCI Nordic Total Return Index abbilden. Neben dem Xtrackers ETF bietet Amundi seit März 2018 den Amundi MSCI Nordic ETF an, der im direkten Vergleich eine etwas schwächere Wertentwicklung aufweist.

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