Noch ein Welt-ETF? Das mag sich der ein oder andere gefragt haben, als Amundi kürzlich seinen All-Country-World-ETF zum Preis von nur 0,07 Prozent vorstellte.
Warum sollte man in den neuen Welt-ETF investieren, wenn es doch schon zig Versionen von MSCI-World- oder FTSE-All-World-ETFs gibt? Und macht es wirklich einen großen Unterschied, ob ein Welt-ETF nun 0,07 oder 0,2 Prozent kostet?
Diesen Fragen gehen wir im Folgenden auf den Grund.
Niedrige TER: Diesen Einfluss haben Verwaltungsgebühren langfristig
0,07 Prozent: So viel – oder eher so wenig – müssen Anleger für das neue Weltangebot von Amundi auf den Tisch legen. Das macht ihn zum kostengünstigsten seiner Art auf dem europäischen Markt. Für andere All-World-ETFs wie den iShares MSCI ACWI, die ebenfalls in Industrie- und Schwellenländer rund um den Globus investieren, werden dagegen Gebühren von 0,2 Prozent fällig. Für die FTSE All-World Variante von Vanguard müssen Anleger 0,24 Prozent Gebühren bezahlen. SPDR hat hingegen vor Jahresfrist die Kosten für den SPDR ACWI IMI von 0,4 auf 0,17 Prozent gesenkt.
Aber warum kann Amundi so viel günstiger anbieten?
Dass Amundi seinen Welt-ETF deutlich günstiger anbieten kann, als beispielsweise iShares seinen MSCI ACWI hat einen Grund, den du vom Einkaufen kennst. Dort kannst du bei vielen Artikeln entscheiden, ob du eine Marke oder ein No-Name-Produkt kaufst. Hinsichtlich Qualität und Leistung unterscheiden sich die No-Name-Produkte dabei oft kaum von den Marken, sind im Vergleich jedoch meist deutlich günstiger.
Vom Einkaufen auf die Welt der Indizes übertragen, wären große Marken beispielsweise MSCI oder S&P. Hinter den Abkürzungen verbergen sich mit Morgan Stanley Capital International und Standard und Poor’s zwei börsengelistete Weltkonzerne, zu deren Geschäftsmodell das Auflegen von Börsenindizes zählt.
Unternehmen, die einen ETF auf einen Index auflegen wollen, müssen dem Indexanbieter dafür eine Gebühr bezahlen. Diese Gebühr ist bei großen und namhaften Konzernen wie MSCI deutlich höher als bei kleineren Anbietern, da sie sich ihre Bekanntheit und das Vertrauen in ihre Marke entsprechend bezahlen lassen.
Welchen Index bildet der Amundi Prime All Country World ETF ab?
Der Amundi-ETF bildet die Wertentwicklung des Solactive GBS Global Markets Large & Mid Cap Index nach, wobei der Tracking-Error nicht mehr als 1 Prozent betragen sollte.
Solactive ist ein deutscher Anbieter von Finanz-Börsenindizes mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Unternehmen entwickelt, berechnet und vermarktet kosteneffiziente Indizes für verschiedene Anlageklassen, wie z. B. Aktien-, Renten- und Rohstoffindizes. Inzwischen basieren mehrere hundert ETFs auf Indizes, die von Solactive berechnet werden.
Um zu zeigen, wie wenig sich der Solactive-Index von denen seiner großen Konkurrenten MSCI und FTSE unterscheidet, vergleichen wir in der folgenden Tabelle die Top-10-Holdings des Amundi-ETFs mit denen des iShares MSCI ACWI und des Vanguard FTSE All-World.
Holdings |
Amundi Prime All Country World |
iShares MSCI ACWI |
Vanguard FTSE All-World |
1 |
Microsoft (4,4 %) |
Microsoft (4,1 %) |
Microsoft (4,2 %) |
2 |
Apple (3,6 %) |
Apple (3,5 %) |
Apple (3,7 %) |
3 |
Nvidia (3,2 %) |
Nvidia (3,2 %) |
Nvidia (2,6 %) |
4 |
Amazon (2,3 %) |
Amazon (2,3 %) |
Amazon (2,2 %) |
5 |
Amundi MSCI India ETF (2 %) |
iShares MSCI India ETF (1,7 %) |
Meta (1,5 %) |
6 |
Meta (1,6 %) |
Meta (1,6 %) |
Alphabet A (1,1 %) |
7 |
Alphabet A (1,3 %) |
Alphabet A (1,2 %) |
Alphabet C (1 %) |
8 |
Alphabet C (1,1 %) |
Alphabet C (1,1 %) |
Eli Lilly (0,9 %) |
9 |
Eli Lilly (0,9 %) |
Eli Lilly (0,9 %) |
Broadcom (0,8 %) |
10 |
Broadcom (0,9 %) |
TSMC (0,8 %) |
Tesla (0,8 %) |
Summe Indexkomponenten |
3467 |
2496 |
3672 |
Quelle: Amundi, iShares, Vanguard (eigene Darstellung)
Der Vergleich zeigt: Die Unterschiede zwischen den ETFs hinsichtlich der Top-Positionen sind minimal. Die Indizes unterscheiden sich also kaum voneinander.
Ob der günstige Amundi-ETF auch im Performance-Vergleich mit seinen teureren Konkurrenten mithalten kann, lässt sich aufgrund der kurzen Historie noch nicht beurteilen. Allerdings hat Amundi bereits vor einiger Zeit einen ETF auf die günstige Version des Industrieländer-Welt-Index MSCI World auf den Markt gebracht.
Der Amundi Prime Global (0,09 Prozent laufende Kosten) braucht den Vergleich mit einem ETF auf den MSCI World dabei nicht zu scheuen. Auf Sicht von einem und drei Jahren liegt er jeweils knapp vor dem Xtrackers MSCI World ETF (Kosten 0,21 Prozent).
Das Beispiel zeigt, dass ETFs auf günstige Indizes den Vergleich mit den teuren Markenprodukten – zumindest bei den breit streuenden Weltindizes – keineswegs scheuen müssen. Das liegt auch daran, dass Indizes nicht wirklich geschützt sind und mit dem entsprechenden Wissen und der dazugehörigen Technik im Prinzip von jedem nachgebaut werden können.
Kostenvorteil: So viel kannst du mit Billig-ETFs sparen
Anleger, die bereits einen weltweit investierenden ETF im Depot haben, werden sich nun fragen, ob ein Wechsel für sie Sinn ergibt oder ob die Kostenunterschiede dafür zu gering sind. So groß klingt der Unterschied zwischen 0,2 und 0,07 schließlich erst einmal nicht.
Über die Jahre können dank des Kostenvorteils allerdings durchaus ein paar hundert Euro zusammenkommen, die Anleger dann in schönere Sachen als Gebühren für Markenindizes investieren können.
Neugierig geworden?
Warum werden immer günstigere ETFs angeboten?
In den vergangenen Monaten haben die Anbieter sich im Kampf um Kunden mit Preissenkungen geradezu überboten. So warb 2023 beispielsweise der US-Vermögensverwalter Invesco damit, mit dem FTSE All World den günstigsten europäischen Welt-ETF aufgelegt zu haben, mit einer Gesamtkostenquote von 0,15 Prozent. State Street Global Advisors hat vor einigen Monaten ebenfalls die Gebühren für den SPDR S&P 500 Ucits ETF von 9 auf 3 Basispunkte gesenkt.
„Unser Ziel ist es, Partner der Wahl für ETF-Anleger zu sein und weiterhin wichtige Bausteine für eine diversifizierte Vermögensallokation anzubieten“, sagt Benoit Sorel, Leiter Amundi ETF, Indexing & Smart Beta.