Laut einer Statista-Befragung waren mit „Mehr Geld sparen“ und „Ausgaben für Lebenshaltungskosten reduzieren“ in Deutschland gleich zwei Finanzziele unter den Top 10 der am häufigsten genannten Vorsätze für 2023 vertreten. Geld anzusparen war in den vergangenen Jahren allerdings gar nicht so einfach. Denn: Zinsen gab es auf Tages- und Festgeldkonten sowie dem klassischen Sparbuch so gut wie keine. Stattdessen schmolzen angesparte Beträge dank der Inflation langsam vor sich hin.
Die Sorge um das eigene Vermögen treibt deshalb selbst die größten Börsenskeptiker an die Kapitalmärkte. Besonders beliebt für den Einstieg sind breit gestreute, weltweit investierende ETFs (Exchange Traded Funds, dt. börsengehandelte Indexfonds), wie unter anderem Zahlen des Vermögensverwalters Amundi belegen.
Welt-ETFs sind praktisch – aber welcher ist der beste?
Die Vorteile von Welt-ETFs: Als Käufer bekommst du eine Aktienauswahl, mit der du an den wichtigsten Unternehmen rund um den Globus beteiligt bist. Die teuersten Firmen der Welt haben dabei den größten Anteil am Index. Wenn sich die Marktkapitalisierung der Unternehmen, die als Maßstab dient, ändert, werden die Indizes und damit auch die ETFs automatisch angepasst – als Käufer musst du dich also nicht um den Aktienkauf kümmern und hast dennoch immer eine aktuelle Auswahl im Depot.
Soweit so praktisch. Dennoch stehen viele Anleger vor einem Problem:
Welt-ETFs auf Indizes wie den MSCI World gibt es viele. Aber welcher davon ist denn nun der Beste?
Das hängt auch von deinen persönlichen Bedürfnissen ab. Was du über Welt-ETFs wissen und worauf du in puncto Währung, Kosten und Nachbildungsart achten musst, erfährst du in diesem Text.
1. Welche Weltregionen sollen abgedeckt werden?
Wir leben zwar alle auf demselben Planeten, den einen Welt-ETF gibt es deshalb aber nicht. Stattdessen musst du dich zwischen mehreren Varianten entscheiden.
Der bekannteste Welt-Index, der MSCI World, spiegelt die Wertentwicklung von rund 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern wider. Das bedeutet: Die Namensgebung ist irreführend. Die ganze Welt ist keineswegs im Index vertreten. Stattdessen dominieren die USA mit einem Anteil von aktuell knapp 70 Prozent. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Japan und Großbritannien mit nur noch 6 und 4 Prozent.
Industrie und Schwellenländer kombinieren?
Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien oder Südafrika sind gar nicht im Index vertreten – ein großer Teil der Welt wird also ausgeklammert. Aus diesem Grund kombinieren viele Anleger den MSCI World mit einem Emerging-Markets-ETF im Verhältnis 70 zu 30. Denkbar ist auch eine Relation von 60 zu 40. Damit trägst du als Anleger dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schwellenländer Rechnung, das weltweit in etwa bei 39 Prozent liegt. Wenn du bei der Kapitalanlage am liebsten möglichst wenig Risiko eingehen möchtest, ergibt es Sinn, den Anteil der Schwellenländer zurückzufahren und auf eine Gewichtung von 80 zu 20 zu setzen.
Wenn du lieber die ganze Welt in einem ETF vereint haben möchtest, kannst du auf Indizes wie den MSCI All Country World oder den FTSE All-World zurückgreifen. Beide setzen auf Large- und Mid-Caps und enthalten neben Industrieländertiteln auch Aktien aus China, Indien, Brasilien oder Südafrika. Die Entwicklung der ETF-Schlachtschiffe mit 3000 beziehungsweise 4000 Titeln wird allerdings auch maßgeblich von den „westlichen“ Top-Konzernen geprägt. Das liegt an der internen Gewichtung: Sowohl im MSCI All Country World als auch im FTSE All-World kommen die Schwellenländer zusammengenommen nur auf einen Anteil von etwa 10 Prozent.
Für den ETF-Chart haben wir die ETFs ausgewählt, die in unserer Fonds-Analyse in der allgemeinen Form über drei Jahre auf die beste Wertentwicklung kommen.
2. Welcher Indexanbieter ist der Richtige?
Das Wichtigste zu Beginn: Die Anbieter von Indizes und die Anbieter von ETFs sind nicht ein und dasselbe. Finanzdienstleister wie MSCI, FTSE oder Dow Jones entwickeln und betreuen Börsenindizes und verkaufen deren Lizenzen an Fondsgesellschaften. Das bedeutet: Es gibt mehrere ETFs verschiedener Anbieter, die ein- und denselben Index abbilden.
Unterschiede zwischen den Indexanbietern gibt es beispielsweise in der Einstufung einzelner Staaten als Industrie- oder Schwellenland sowie der Einordnung von Unternehmen als Small- oder Mid-Cap. So ordnet beispielsweise FTSE Südkorea als Industrienation ein, während das Land bei MSCI zu den Schwellenländern zählt. Ähnlich sieht es bei Polen aus: Bei FTSE gilt Polen seit 2018 als entwickeltes Land und ist in den entsprechenden Indizes vertreten, während es bei MSCI weiterhin als Schwellenland gelistet ist.
Solange du bei einem Indexanbieter bleibst, spielt die unterschiedliche Einordnung keine große Rolle. Aufpassen musst du nur, wenn du beide mischt. Denn: Wenn du zum Beispiel einen MSCI World-ETF mit einem FTSE Emerging-ETF kombinierst, hast du Südkorea und Polen nicht im Portfolio. Bei der umgekehrten Kombination wären die Länder hingegen gleich doppelt vertreten. Solche Klumpenrisiken solltest du möglichst vermeiden.
3. Spielt es eine Rolle, welcher Anbieter den ETF aufgelegt hat?
Der europaweit mit Abstand größte ETF-Anbieter ist iShares, der zum global führenden Vermögensverwalter Blackrock gehört. Auf den folgenden Plätzen folgen in Deutschland Xtrackers, der zur Deutschen Bank gehört, UBS ETF, Lyxor von Amundi, Vanguard, Invesco, ComStage und Deka Investments.
Welche Gesellschaft den ETF aufgelegt hat, ist für dich allerdings relativ egal. Du kannst dich vor dem Kauf darüber informieren, wie transparent einzelne Anbieter Informationen und Kosten offenlegen und dich über Aktualisierungen informieren. Wenn dir das nicht so wichtig ist, kannst du den Anbieter bei der Auswahl vernachlässigen.
4. In welcher Währung sollte der ETF notiert sein?
Spielt es eine Rolle, in welcher Währung ein ETF notiert ist? Diese Frage stellen sich viele Anleger und sorgen sich um das sogenannte Währungsrisiko. Wenn dein ETF in Unternehmen außerhalb der Eurozone investiert, holst du dir dieses aufgrund der verschiedenen Währungen allerdings so oder so ins Portfolio, egal was die Fondswährung ist. Denn Währungsrisiko bedeutet, dass eine Währung A gegenüber einer Währung B im relevanten Zeitraum ab- oder aufwertet und sich diese Änderung nachteilig auf die Rendite des betreffenden Investments auswirkt. Demnach steht dem Wechselkursrisiko immer auch eine Wechselkurs-Chance gegenüber.
Viele Anleger denken, wenn sie einen ETF kaufen, der in der vermeintlich stärkeren Währung notiert ist, können sie das Wechselkursrisiko minimieren. Das ist jedoch nicht der Fall: Die Fondswährung spielt für dich als Anleger keine Rolle. Das heißt: Auch ein ETF in US-Dollar hat dasselbe Währungsrisiko wie sein Pendant in Euro, wenn beide denselben Index abbilden. Es ist also völlig egal, ob du einen MSCI World ETF mit US oder EUR im Namen kaufst. Denn deine Depotbank rechnet sowieso in Euro um.
Wenn du Angst vor Wechselkursrisiken hast, gibt es jedoch die Möglichkeit, dich mit sogenannten währungsgesicherten ETFs zu schützen. Was es damit genau auf sich hat, wie teuer das ist und warum das bei großen, weltweit investierenden Produkten in der Regel keinen Sinn ergibt, kannst du in unserem Artikel „Wann man Währunggsrisiken absichern sollte, und wann nicht“ noch eimal genauer nachlesen.
5. Soll der ETF thesaurierend oder ausschüttend sein?
Bevor du einen ETF kaufst, solltest du für dich entscheiden, ob dein Vermögen langfristig wachsen soll oder ob du lieber regelmäßige Auszahlungen in Form von Dividenden bekommen möchtest. Regelmäßig ausgezahlt werden die Dividenden bei sogenannten ausschüttenden ETFs, die mit D, DIS oder DIST für distributing abgekürzt werden.
Bei thesaurierenden ETFs werden die Dividendenerträge automatisch reinvestiert. Dieses Verfahren eignet sich besonders gut für den Vermögensaufbau, weil du so bestmöglich vom Zinseszinseffekt profitierst. Du erkennst die thesaurierende Variante an der Abkürzung C oder ACC für accumulating.
Ein richtig oder falsch gibt es auch hier nicht. Selbst bei ausschüttenden ETFs hast du natürlich immer die Möglichkeit, deine Dividenden selbst wieder zu reinvestieren, wenn du gerade nicht auf die Erträge angewiesen bist. Das ist für dich dann nur mit etwas mehr Aufwand verbunden als bei einem thesaurierenden ETF, wo automatisch reinvestiert wird. Das heißt: Viele Depotbanken übernehmen den Service und investieren den entsprechenden Betrag automatisch in weitere Fondsanteile.
6. TER: Was ist mit den Kosten?
Die Kosten von breit streuenden Welt-ETFs liegen zwischen 0,05 und 0,6 Prozent pro Jahr, was im Vergleich zu aktiv gemanagten Weltfonds günstig ist. Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den jährlichen Kosten eines ETF und der Rendite, die er einbringt, gibt es vielen Analyse zufolge nicht. Ein ETF mit relativ hohen Kosten kann so beispielsweise vorteilhafter sein als einer mit niedrigeren Kosten, wenn es dem Anbieter gelingt, die Erträge aus Dividenden zu optimieren.
Die Kosten des ETFs, Total Expense Ratio (TER) genannt, spielen bei der Wahl des passenden ETFs, deswegen nicht die entscheidende Rolle. Das liegt daran, dass die Anbieter mehrere Möglichkeiten haben, Rendite zu machen. Sie können Wertpapiere verleihen, nur eine Auswahl von Aktien des Index tatsächlich nachkaufen oder – beim synthetischen ETF – ein gutes oder weniger gutes Tauschgeschäft (Swap) mit einer Bank abschließen.
7. Welche Nachbildungsart ist die beste?
ETFs bilden Indizes nach. Aber wie genau geht das?
Das kann von Produkt zu Produkt variieren. So unterscheidet man in erster Linie zwischen physischen und synthetischen Produktvarianten:
- Vollständig replizierend: Ein vollständig replizierender (physischer) ETF bildet das Anlageuniversum des Index 1:1 nach. Der ETF-Anbieter kauft also Aktien aller im Welt-Index vertretenen Unternehmen. Die Anzahl hängt dabei einzig von ihrer Gewichtung im Index ab.
- Teilreplizierend: Beim sogenannten Sampling erfolgt die Zusammenstellung des ETFs ebenfalls physisch. Allerdings wird lediglich eine Auswahl der liquidesten und repräsentativsten im Index enthaltenen Wertpapiere gekauft. Diese Herangehensweise bietet sich insbesondere bei sehr großen Indizes an, da der physische Einkauf sehr kleiner Positionen die Kosten des ETFs in die Höhen treiben würde.
- Swap-basiert: Die dritte Replikationsmethode ist die synthetische. Hierbei erfolgt die Nachbildung über ein Tauschgeschäft (Swap). Der Anbieter kauft die im Index enthaltenen Aktien nicht eins zu eins nach, sondern lässt sich die Wertentwicklung des Index von einer Bank garantieren. Im Gegensatz zur vollständigen Nachbildung kann ein synthetischer ETF auch in andere Wertpapiere als die im Index enthaltenen Titel investieren. Die synthetische Variante erleichtert den Zugang zu Märkten mit geringerer Liquidität und ermöglicht zudem besondere Produktvarianten, die etwa die Wertentwicklung eines Index gehebelt nachzuvollziehen oder an fallenden Indizes zu verdienen (Short-ETFs).
Objektiv betrachtet sind die physische und die synthetische Nachbildungsvariante hinsichtlich Sicherheit und Performance vergleichbar. Beide Arten werden in Europa streng reguliert. Einige Anleger fühlen sich bei mit synthetischen ETFs dennoch unsicherer. Wenn es dir auch so geht, kannst du einfach einen physischen ETF kaufen, bei dem du weißt, dass die Aktien auch tatsächlich vom Anbieter gehalten werden.
8. Fondsvolumen: Wie viel Kohle hat der ETF im Sack?
Bei sehr kleinen ETFs, in denen nur wenig Geld angelegt wurde, kann es passieren, dass die Fondsgesellschaft den ETF schließt oder mit anderen zusammenlegt, da das für sie kostengünstiger ist. Dein Geld verlierst du dadurch nicht, hast aber mitunter mehr Aufwand, da du dich nach einer passenden Alternative umschauen musst. Auch steuerlich kann es Komplikationen geben.
In unserer Fonds-Analyse findest du deshalb zu jedem ETF auch, wie groß sein Volumen ist und kannst dieses mit anderen vergleichen, um herauszufinden, wie groß der ETF im Verhältnis zu anderen ist. Experten empfehlen in der Regel ein Volumen von mindestens 100 Millionen Euro.
9. Willst du dein Geld möglichst nachhaltig oder herkömmlich anlegen?
CO2-Einsparung, Energiekrise, Fridays for Future: Der Kampf gegen den Klimawandel ist eines der beherrschenden Themen unserer Zeit. Auch in der Finanzbranche ist das Thema Nachhaltigkeit inzwischen fest verankert, was sich im ETF-Segment anhand zahlreicher Zusatzbezeichnungen wie ESG, SRI oder Paris aligned zeigt.
Über nachhaltige Welt-ETFs beteiligst du dich an einer Auswahl großer Unternehmen, die auf die Umwelt, nachhaltige Produktionsbedingungen und faire Unternehmensführung achten. Ausgeschlossen werden Unternehmen, die etwa Kinderarbeit zulassen, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Kriegswaffen, Alkohol oder Tabak herstellen, Geld mit Glücksspiel oder pornografischen Inhalten verdienen.
Muss man sich zwischen Nachhaltigkeit und Rendite entscheiden?
Kritikpunkte, die man im Zusammenhang mit nachhaltigen ETFs häufig hört, sind, dass ihr Anlageuniversum kleiner ist und man infolgedessen mit größeren Schwankungen und schmaleren Renditen rechnen muss. Dass die nachhaltigen Varianten oft deutlich weniger Titel enthalten und sich in der Zusammensetzung klar von ihren großen Brüdern unterscheiden, stimmt. Dass sie mehr schwanken, lässt sich jedoch nicht bestätigen. Was die Rendite angeht, kann diese bei den nachhaltigen Varianten niedriger ausfallen, eine bessere Performance ist allerdings genauso drin.
Wenn du dich für einen nachhaltigen Welt-ETF interessierst, schaust du dir die Wertentwicklung der herkömmlichen und nachhaltigen Varianten am besten noch einmal ganz genau an. Im folgenden Chart haben wir dir dafür einmal die zwei herkömmliche Welt-ETFs im Vergleich zu ihren Indizes und entsprechenden nachhaltigen Pendants zusammengestellt.
Der ETF von UBS bietet beispielsweise eine Alternative zu klassischen Indexfonds auf den Weltaktienindex MSCI World. Der iShares-ETF kann eine Lösung sein, wenn du etwas weniger Gewicht auf US-amerikanische Aktien legen möchtest und stattdessen auch in nachhaltige Unternehmen aus Schwellenländern investieren willst. Er bietet damit eine nachhaltige Alternative zum ACWI-ETFs.
10. Ist der ETF als Sparplan verfügbar?
Wenn du über einen Sparplan in einen ETF investieren möchtest, bist du auf das Angebot der Depotbank angewiesen. Anders als bei einem einmaligen ETF-Kauf kann man sich also nicht beliebig zwischen allen Indizes und Fondsanbietern entscheiden.
Viele Sparpläne bekommt man inzwischen ohne Ausführungskosten. Es spricht nichts dagegen, diese ETFs zu wählen, man sollte sich dann aber auf gelegentliche Sparplanwechsel einstellen, falls die Depotbank für den Sparplan Kosten einführt. Darüber muss die Bank ihre Kunden rechtzeitig informieren, sodass man meist auf einen ETF ohne Ausführungskosten ausweichen kann.
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