Grüne Indexfolger „Nachhaltige ETFs haben gegenüber konventionellen ETFs keinen Rendite-Nachteil“

Karolina Decker, Co-Gründerin und CEO der Finanzcommunity „Finmarie“
Karolina Decker, Co-Gründerin und CEO der Finanzcommunity „Finmarie“: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man mit bewussterem Investieren keinen Rendite-Nachteil erlitten hätte. Aus meiner persönlichen Sicht wird sich dieser Trend einer nachhaltigen Überrendite langfristig fortsetzen.“
© Finmarie / Karolina Decker

Das Investment ACADEMY: Wie stehst du zum Thema nachhaltiges Investieren?

Karolina Decker: Das Thema Nachhaltigkeit liegt mir persönlich sehr am Herzen. Ich bin schon sehr lange der Ansicht, dass Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse möglichst nachhaltig und ressourcenschonend ausrichten, langfristig bessere Ergebnisse erzielen werden.  

ETFs sind für den Investmentstart sehr beliebt. Was bedeutet der Begriff Nachhaltigkeit hier?

Karolina: ETF-Anleger:innen haben mittlerweile eine breite Auswahl an nachhaltigen Investments zur Verfügung, um an dem Trend mitzuwirken. Nachhaltige ETFs sind herkömmliche ETFs mit einem Unterschied: Sie verfolgen eine nachhaltige Anlagestrategie.

Indexauswahl bei nachhaltigen ETFs entscheidend

Diese grüne ETF-Variante wird genauso wie die übrigen Indexfonds an der Börse gehandelt und bildet die Entwicklung eines bestimmten oder mehrerer Nachhaltigkeitsindizes ab.

Zu den bekanntesten Nachhaltigkeitsindizes zählen der Dow Jones Sustainability World Enlarged Index und der MSCI SRI Select Reduced Fossil Fuels Index.

Wer mit ETFs nachhaltig investieren möchte, muss sich zuerst nachhaltige Indizes aussuchen. Danach können Anleger:innen sich für einen Indexanbieter entscheiden und nachvollziehen, nach welchen Kriterien dieser ein Unternehmen als „nachhaltig“ einstuft und in den Index aufnimmt.

 

Welche Arten von nachhaltigen ETFs gibt es und was unterscheidet diese von herkömmlichen ETFs?

Karolina: Um nachhaltige Anlagen transparenter zu machen, gibt es schon länger den Versuch, einheitliche Kriterien festzusetzen. Anleger sollen besser erkennen können, wie sich ihr eingesetztes Geld auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft, die sogenannten ESG-Kriterien, auswirkt.

Wie nachhaltig ein Unternehmen ist, wird anhand eines ESG-Scores ermittelt. Hierfür werden alle ESG-Kriterien berücksichtigt, von der Auswirkung des Unternehmens auf die Umwelt bis hin zur Behandlung der Mitarbeiter. Neben den ESG-Kriterien gibt es noch unterschiedliche Kriterien wie:

  • Ausschluss-Kriterien: Ein Portfolio schließt systematisch gewisse Branchen, Unternehmen und Länder aus.
  • Beim Best-in-Class-Ansatz werden die Unternehmen anhand der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) verglichen. Investoren legen Ihr Geld in ein Unternehmen an, das beim jeweiligen Kriterium die beste Bewertung erhalten hat.
 

Welche Fragen zum Thema nachhaltige ETFs beschäftigen die Menschen in der Finmarie-Community am meisten?

Karolina: Viele Anlegerinnen haben bei der Wahl ihrer nachhaltigen Investments vor allem ein Problem: Nachzuvollziehen, ob und wie grün eine Geldanlage wirklich ist und wie sich ihr Investment auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt. Um unseren Kundinnen nachhaltiges Investieren zu erleichtern, haben wir K.-o.-Kriterien entwickelt und nutzen dafür viele unabhängige Datenbankportale.

So findest du nachhaltige ETFs

Bei ETFs gibt es so viele unterschiedliche Siegel und Anbieter: Wie findet man den passenden nachhaltigen Indexfonds für sich?

Karolina: Das Team der Webseite faire-fonds.info testet regelmäßig nachhaltige Fonds und ETFs. Dabei suchen sie auch nach kontroversen Beteiligungen. Auch die Webseite Cleanvest hat sich darauf spezialisiert, Fonds und ETFs hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu überprüfen. Dabei gibt es viele Positiv- und Negativkriterien für die Unternehmen, die in einem Fonds oder ETF enthalten sind.

 

Wie stellt man sicher, dass ein ETF, der sich nachhaltig nennt, auch wirklich nachhaltig ist?

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Karolina: Anleger:innen müssen verschiedene Daten vergleichen und nicht-kommerzielle Plattformen wie MeinFairMögen oder Globalance World nutzen, um die Nachhaltigkeit bei der Geldanlage besser berücksichtigen zu können. Mithilfe interaktiver Infografiken helfen sie Anlegerinnen, die komplexen Zusammenhänge von Finanzinvestitionen und deren Wirkungen in der realen Welt besser zu verstehen.

Gibt es bestimmte Branchen oder Sektoren, die aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Umwelt oder gesellschaftliche Bereiche ausgeschlossen werden sollten, wenn es um nachhaltige ETFs geht?

Karolina: Generell sollten Anleger:innen nur Unternehmen, die bei Nachhaltigkeit, Ökologie und sozialer Verantwortung überdurchschnittlich gut abschneiden, bei der Auswahl ihrer nachhaltigen ETFs berücksichtigen.

Die folgenden Kriterien sollten Indexfonds auf jeden Fall berücksichtigen:

  • Demokratie und Rechtsstaat
  • Ratifizierung des Pariser Klima-Abkommens
  • Verbot von Todesstrafe und Kinderarbeit
  • Einhaltung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten
 

Welche Vorteile bieten ETFs im Vergleich zu anderen Anlageoptionen zum Beispiel einzelne Aktien oder Fonds?

Karolina: Das passive Investieren mit ETFs bietet viele Vorteile, aber auch gewisse Nachteile:

  • In ETFs zu investieren ist deutlich günstiger als in Einzelaktien oder Fonds.
  • Man erhält faire Renditen und man kann sie einfach über die Börse oder per ETF-Sparplan erwerben.
  • Auf der anderen Seite ist die Rendite eines ETF immer nur so gut, wie der Index, der nachgebildet wird.
  • Und ein Index lebt nun einmal davon, dass er nach gewissen Regeln und ohne aktives Mitwirken zusammengestellt wird.
  • Es ist kaum möglich, jedes MSCI World-Unternehmen bis ins letzte Detail zu durchleuchten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass hier Unternehmen aus 23 Ländern enthalten sind.
 

Nachhaltige ETFs haben keinen Rendite-Nachteil

Inwiefern stimmt das Vorurteil, dass nachhaltige ETFs weniger Rendite einbringen als herkömmliche ETFs?

Karolina: Es stimmt nicht.

Nachhaltige ETFs haben gegenüber konventionellen ETFs keinen Rendite-Nachteil. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man mit bewussterem Investieren keinen Rendite-Nachteil erlitten hätte. Aus meiner persönlichen Sicht wird sich dieser Trend einer nachhaltigen Überrendite langfristig fortsetzen.

Investierst du selbst in nachhaltige ETFs?

Karolina: Ich setze nicht auf einzelne Branchen und Regionen, sondern vertraue darauf, dass sich die guten, nachhaltigen Unternehmen aus den verschiedenen Branchen automatisch irgendwann in den breit gestreuten Indizes wiederfinden werden. Insgesamt bin ich auch davon überzeugt, dass man damit nicht nur etwas für das gute Gewissen macht, sondern auch gute beziehungsweise bessere Renditen einfährt.

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