Keine Frage: Des Deutschen liebstes Kind sind und bleiben die eigenen vier Räder. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt jüngst mitteilte, wurden im März 281.361 Personenkraftwagen (Pkw) neu zugelassen, ein Plus von fast 17 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Und auch an der Börse legen Autoaktien derzeit den Renditeturbo ein. Der deutsche Leitindex Dax stellte in diesem Jahr mit einem Plus von 15 Prozent so ziemlich alle großen Börsenbarometer in den Schatten und kratzt bereits an der Rekordmarke von 16.000 Punkten. Einen gehörigen Anteil an der Entwicklung haben Automobilhersteller wie Porsche und BMW, die in Sachen Wertentwicklung noch einen draufsetzten.
Verkaufsboom trotz Lieferengpässen: Warum der Einstieg bei Autoaktien lohnen kann
Die Aktien der beiden Premiumhersteller legten um rund 20 Prozent zu. Doch lohnt sich hier ein Einstieg noch? Die Analysten von J.P. Morgan sehen jedenfalls weiterhin gute Chancen und nennen als Hauptgründe für die anhaltende Rallye an den Autobörsen vor allem den Nachfragestau, der sich durch die Probleme in den Lieferketten nach Corona aufgebaut hat.
Wartezeiten von bis zu 20 Monaten auf einen Neuwagen sind auch heute noch keine Seltenheit. Erst mangelte es an Chips, dann an Rohstoffen: Die Knappheit von Aluminium, Magnesium und Palladium hat im vergangenen Jahr die Automobilproduktion gebremst. Bänder standen zeitweise still, halbfertige Autos wurden auf Halde gelegt. Und die Hersteller fingen an zu überlegen, welche Modelle sie zuerst bauen – nämlich zuallererst die teuren, mit denen sie viel Geld verdienen. All das führt nun zu steigenden Verkaufszahlen. Hinzu kommt die Inflation, die sich zwar im Luxussegment in höheren Kaufpreisen niederschlägt, in diesem Segment aber nicht zu einer Kaufzurückhaltung führt.
Deutsche Automobilhersteller: Günstig bewertete Aktien und hohe Dividenden
Die deutschen Automobilhersteller haben Anlegern einiges zu bieten. Zum einen sind die Aktien günstig bewertet. Der bayerische Autobauer BMW ist mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund sieben nicht teuer. Die Vorzugsaktie von Volkswagen kommt auf ein KGV von nur vier. Zudem bieten Autoaktien attraktive Dividendenrenditen, die Anlegern ein regelmäßiges Einkommen sichern können.
Der Sportwagenhersteller Porsche ist bei Börsianern mindestens genauso beliebt wie bei Autofans. Nach einem Rekordjahr 2022 mit einem operativen Gewinn von fast 38 Milliarden Euro ist die Vorzugsaktie seit dem Handelsstart am 29. September 2022 in der Spitze um bislang 40 Prozent auf rund 120 Euro geklettert. Ein Ende der Rallye ist nicht abzusehen. Die E-Strategie der Zuffenhausener eröffnet weiteres Potenzial. Schon in sieben Jahren sollen nach Aussagen von Konzernchef Oliver Blume acht von zehn Sportwagen mit Elektroantrieb unterwegs sein, berichtet Der Aktionär. Die Elektroautostrategie beschert dem Konzern höhere Margen, schließlich brauchen Elektroautos weniger Teile als Verbrenner, sind aber nicht billiger.
Auch bei Mercedes-Benz zahlt sich die Luxusstrategie aus. Von Quartal zu Quartal steigen die Verkaufszahlen und die Margen. Der Durchschnittspreis für ein Auto mit dem Stern im Logo kletterte seit 2019 von knapp 50.000 Euro auf aktuell fast 72.000 Euro. Großzügig bedacht werden auch die Aktionäre. Sie erhielten zuletzt eine Ausschüttung von 5,20 Euro je Aktie. Das entspricht einer Dividendenrendite von 7,5 Prozent.
Auf Sicht von drei Jahren kletterte der Aktienkurs um 189 Prozent. Die meisten Analysten heben den Daumen für die Aktie. Von 21 Analysten, die sich zu der Aktie äußerten, empfahlen 18 den Kauf. Mercedes-Chef Ola Källenius trimmt den Konzern auf Kostensenkung, um mehr freie Mittel für weitere Innovationen bei der Digitalisierung und der Elektrostrategie zur Verfügung zu haben.
Stellantis: Vielfältige Marken und starke Absatzzahlen
Ein besonderes Schnäppchen ist zudem die Stellantis-Aktie. Das KGV der Holländer beträgt lediglich drei. Hinzu kommt eine Dividendenrendite von 8 Prozent, die der Konzern bietet. Hinter dem Konzern stehen so unterschiedliche Marken wie Fiat, Chrysler, Opel oder die französischen Autobauer Citroën und Peugeot. In markentreuen Massenmärkten wie Italien und Frankreich sind die Absatzzahlen traditionell stark.
Gas geben die Niederländer auch bei Elektroautos. So sind der Fiat 500 und der E-Peugeot 208 Verkaufsschlager in Europa. Die rein elektrisch angetriebene Fiat-500-Elektro-Knutschkugel war in der ersten Hälfte des Jahres 2022 über alle Segmente hinweg das am meisten verkaufte Elektroauto in Deutschland. Im Juli 2022 führte der Fiat 500e erneut die KBA-Statistik der vollelektrischen Elektroautos vor Tesla an.
Insgesamt können Automobilaktien für Anleger, die bereit sind, die spezifischen Risiken und Chancen der Automobilindustrie zu berücksichtigen, eine attraktive Anlagemöglichkeit darstellen. Um das Verlustrisiko zu minimieren, sind jedoch ein gründliches Research und eine Diversifikation der Anlagen wichtig. Wer sich den PS-Renditeturbo ins Depot holen will, sollte dem Lyxor Stoxx Europe 600 Automobiles und Parts ETF einmal unter die Motorhaube schauen. Anleger setzten damit auf 15 europäische Aktien, die aus den Automobil- und Zuliefersektor stammen.
Diese Aktien sind im Lyxor Stoxx Europe 600 Automobiles und Parts ETF hoch gewichtet:
- Mercedes-Benz (21,6 Prozent)
- Stellantis (13,9 Prozent)
- Ferrari (13,1 Prozent)
- Bayerische Motorenwerke (12,9 Prozent)
- Volkswagen (9,9 Prozent)
- Michelin (8,4 Prozent)
- Porsche AG (3,3 Prozent)
- Continental (2,9 Prozent)
- Renault (2,8 Prozent)
In den vergangenen drei Jahren zeigte der Auto-ETF dem breiten europäischen Markt mit einer Performance von über 90 Prozent die Rücklichter. Der Sektor Aktienfonds All Cap Europa schaffte in diesem Zeitraum lediglich ein Plus von 39 Prozent. Im laufenden Jahr hat der ETF bereits ein Plus von knapp 19 Prozent erzielt. Die laufenden Kosten des 68 Millionen Euro schweren Portfolios liegen bei 0,30 Prozent. Der Fonds wurde im Januar 2019 aufgelegt.
Risikohinweis: Sektorfonds sind Fonds mit Beteiligungen an Unternehmen einer einzigen Branche. Sie investieren in der Regel in relativ enge Märkte, insbesondere in Wachstumsbranchen, denen ein hohes Entwicklungspotenzial zugeschrieben wird. Zu Gunsten höherer Renditechancen wird bewusst auf eine ausreichende Diversifikation und damit Risikostreuung verzichtet.