Sven Stoll
01.11.2023

ETF der Woche – Spezial Schluss mit Stress: Mit diesen schwankungsarmen ETFs überstehst du Krisen besser

Sprinter gegen lahme Schildkröte
Sprinter gegen lahme Schildkröte: Langfristig schlagen risikoarme und träge Aktien wachstumsstarke Aktien mit hoher Volatilität.
© Christin Jahns mit Canva

Deutsche fürchten den Aktienmarkt

Die Angst der Deutschen vor dem Aktienmarkt ist ungebrochen. Das ist nachvollziehbar: Die Crash-Phasen der Dotcom-Blase ab 2000 und der Finanzkrise ab 2008 haben Spuren hinterlassen. Zahllose Aktionäre haben damals viel Geld verloren und schlechte Erfahrungen gemacht. Und: Verliert eine Aktie erst einmal die Hälfte ihres Wertes, muss sie sich anschließend verdoppeln, um ihren Einstandskurs wieder zu erreichen. Das kann Nervenkitzel pur sein.

Doch ist es wirklich ratsam, dem Aktienmarkt komplett den Rücken zu kehren? Schließlich sind Aktien langfristig die Anlageform mit den höchsten Renditen. Das weiß auch ein Vermögensverwalter, der mir kürzlich auf LinkedIn schrieb:

„Ohne Vola keine Cola!“

Damit meinte er, dass Schwankungen an den Aktienmärkten unvermeidlich sind. Wer Rendite will, muss sie akzeptieren. Doch bedeutet das auch, dass mehr Risiko automatisch zu mehr Rendite führt? Lohnt es sich also, auf besonders schwankungsanfällige Papiere zu setzen?

Volatilität, Risiko und Drawdown: Warum es sich lohnt, auf Low-Vola-Aktien zu setzen

Wer sich mit dem Aktienmarkt beschäftigt, kommt an den Themen Volatilität, Risiko und Drawdown nicht vorbei. Diese Kennzahlen sind wichtig, um das Risiko einer Anlage zu beurteilen. Pim van Vliet, Autor des Bestsellers „High Returns from Low Risk: A Remarkable Stock Market Paradox“, hat sich intensiv mit diesen Themen beschäftigt. In seinem Buch zeigt er, dass risikoarme Aktien langfristig eine höhere Rendite bei geringerem Risiko bieten als Wachstumsaktien.

Van Vliet überprüfte seine Ergebnisse anhand einer umfassenden Datensammlung, die alle monatlichen Schlusskurse der in den USA gehandelten Aktien zwischen 1926 und Dezember 2018 enthielt. Er ermittelte zunächst die historische Volatilität von 1000 Aktien über drei Jahre und sortierte sie dann nach diesem Risiko. Daraus ergaben sich zwei Portfolios: Das eine bestand aus den 100 Aktien mit der niedrigsten Volatilität, das andere aus den 100 Aktien mit der höchsten Volatilität über einen Zeitraum von drei Jahren. Beide Portfolios wurden vierteljährlich angepasst.

 

Langeweile schlägt Achterbahn

Das verblüffende Ergebnis: Risikoarme Aktien schlagen Aktien mit hoher Volatilität um den Faktor 18. Es ist in der Tat paradox: Über den Gesamtzeitraum von 90 Jahren erzielte das Risiko-Depot eine jährliche Rendite von 5,9 Prozent, während die risikoarmen Aktien eine Rendite von 10,3 Prozent erzielten. Der Grund dafür ist recht einfach: Wer weniger Verluste erleidet, muss sie auch nicht aufholen und erzielt so am Ende höhere Gewinne.

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In turbulenten Börsenjahren verloren die 100 riskantesten Aktien stark an Wert. Während der Weltwirtschaftskrise 1929 fielen sie um mehr als 90 Prozent. In den 1970er Jahren waren es 80 Prozent und Anfang der 2000er Jahre, während der Dotcom-Blase, nochmals 80 Prozent. Solche Verluste sind nur sehr schwer wieder wettzumachen. Denn wenn 90 Prozent der Anlage verloren gehen, braucht es eine Rendite von 900 Prozent, um das ursprüngliche Niveau wieder zu erreichen. Das ist eine fast unmögliche Herausforderung, der die meisten Anleger schon psychologisch kaum gewachsen sind. So mancher Anleger, der sein Erspartes kürzlich im Hype in Blockchain-Aktien investiert hat, kann ein Lied davon singen.

Risikoarme Aktien: Die bessere Wahl für Anleger mit Weitblick

Obwohl risikoarme Aktien auf den ersten Blick weniger spannend erscheinen mögen, haben sie aufgrund ihres stetigeren Ertrags und des Zinseszinseffekts langfristig eine weitaus höhere Gesamtrendite erzielt. Deshalb sind risikoarme Aktien die klügere Wahl für alle, die langfristig Erfolg haben wollen.

Wer also in den nächsten Jahren nicht mit einem neuen Börsenboom rechnet, wie wir ihn im vergangenen Jahrzehnt erlebt haben, und ruhig schlafen möchte, sollte sich durch die folgenden Seiten klicken. Basierend auf den Erkenntnissen von Pim van Vliet haben wir nach ETFs gesucht, die nicht nur eine geringere Volatilität aufweisen, sondern in den vergangenen Jahren auch ordentliche Renditen erwirtschaftet haben.

Stand der Daten: 01. November 2023

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