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Hochprozentige Anleihen Wackelkandidaten erkennen und meiden: Air Berlin lässt grüßen

Blick aus einem Linienflugzeug: Die Pleite von Air Berlin betrifft auch viele Privatanleger.
Blick aus einem Linienflugzeug: Die Pleite von Air Berlin betrifft auch viele Privatanleger. | Foto: Pexels

Prokon, MS Deutschland, KTG Agrar oder zuletzt Air Berlin. Von spektakulären Firmenpleiten sind Privatanleger oft überproportional stark betroffen. Das liegt auch daran, dass sie sich leichter von bekannten Namen und hohen Zins-Kupons verführen lassen. Worauf es bei der Anleiheauswahl dagegen tatsächlich ankommt, ist die Qualität des Geschäftsmodells.

Auf das Geschäftsmodell kommt es an

Dabei lässt sich ein funktionierendes Geschäftsmodell entgegen aller positiven Prognosen des Managements insbesondere an stabilen operativen Erträgen und einem konstant hohen Cashflow erkennen. Sind diese beiden Bedingungen erfüllt, wird es in den allermeisten Fällen auch möglich sein, Zinsverpflichtungen nachzukommen und fällige Anleihen zu refinanzieren.

Bei Air Berlin waren die genannten Kriterien ausweislich der Bilanzen nicht erfüllt. So erwirtschaftet die Airline in den vergangenen Jahren durchweg Verluste. Allein 2016 waren es 782 Millionen Euro, der Netto Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit lag bei minus 472 Millionen Euro. Hinzu kommt ein negatives Eigenkapital.

Kaum Sicherheiten bei Air Belin

Ausgeglichen werden können derartige Defizite wenn überhaupt nur durch werthaltige Sicherheiten, die im Falle eines Falles von den Anleihebesitzern verwertet werden können. Aber auch an dieser Stelle sieht es bei Air Berlin überaus schlecht aus. So sind die Schuldverschreibungen weder besichert, noch besteht die Haftungsverpflichtung einer finanzstarken Mutter.

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Stefan Wallrich, Vorstand Wallrich Wolf Asset Management

Tatsächlich verwertbare Assets dürften nur in sehr geringem Umfang vorhanden sein. Die Flugzeuge sind größtenteils geleast und mögliche Erlöse aus dem Verkauf von Start- und Landerechten dienen zunächst einmal der Ablösung des Massekredits in Höhe von 150 Mio. Euro, den der Bund über die KfW-Bankengruppe zur Verfügung gestellt hat.

Der Regierung geht es hier (im Vorfeld der Wahlen) ganz offensichtlich um die geregelte Rückholung der Urlauber und den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze. Da in den kommenden drei Monaten höchstwahrscheinlich weiteres Geld verbrannt werden wird, sind Anleihebesitzer die Leidtragenden dieser Strategie. Sie werden wohl weitestgehend leer ausgehen.

Trotz aller Warnungen sollten Anleihekäufer jedoch keineswegs ausschließlich auf Rentenpapiere bester Bonität setzen. Mit derartigen Bonds ist im aktuellen Zinsumfeld schließlich nichts zu verdienen. So lassen sich gewisse (nicht alle!) Defizite an der einen oder anderen Stelle durch entsprechend hohe Renditeerwartungen durchaus kompensieren.

Dabei sind allerdings zwei Punkte unbedingt zu berücksichtigen: Zum einen muss das Chance-Risiko-Verhältnis tatsächlich stimmen, und zum anderen darf in Hochzinsanleihen, sogenannte High Yields, jeweils nur ein so kleiner Teil des Vermögens investiert werden, dass ein Totalverlust nicht übermäßig schmerzt. War ersteres bei Air Berlin sicherlich nicht gegeben, bleibt zu hoffen, dass die betroffenen Anleger zumindest den zweiten Teil dieser Restriktion eingehalten haben.

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