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Aktualisiert am 16.04.2024 - 00:29 Uhrin Produkt im FokusLesedauer: 6 Minuten

Experten-Produktcheck Neue Axa-Direktversicherung mit Licht und Schatten

Björn Kotzan
Björn Kotzan ist der Experte für das Thema Altersvorsorge bei DAS INVESTMENT. | Foto: Björn Kotzan / Sophie Clara Soelter mit Canva

Erfolgsabhängige Gehaltsbestandteile sind in heutigen Beschäftigungsverhältnissen immer häufiger zu finden. Aber auch Schicht- und Wochenendarbeiter verfügen, zwangsläufig, über variable Einkommensbestandteile. Genau auf die Unternehmen, welche Mitarbeiter mit variablen Einkommen beschäftigen, zielt die Axa mit der Direktversicherung „Relax bAVRente“ ab und bietet diese jetzt mit flexibler Beitragszahlung an, die einfach prozentual zum Gehalt berechnet wird.

Produktflexibilität steht im Vordergrund

Tarife der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) sind eher unflexibel konzipiert. In der Regel wird zum Vertragsbeginn ein fester Beitrag beantragt und dieser abgebucht. Beitragsänderungen müssen beantragt und vom Versicherer bearbeitet werden. Entgeltfreie Zeiten ändern den Beitrag und lösen Verwaltungsaufwand für den Arbeitgeber aus. Die neue Flexibilität macht damit Schluss. Einfach erklärt, funktioniert der Mechanismus so:

  • Steigt das Gehalt, steigen die Einzahlungen in die betriebliche Altersvorsorge.
  • Sinkt das Gehalt, sinkt auch der Beitrag für die „Relax bAVRente“.
  • Bleibt das bleibt das Gehalt aus, wird kein Beitrag zur entrichtet.

Die Besonderheit ist, dass der Verwaltungswand für alle Parteien gesenkt wird. Insbesondere aber für Arbeitgeber, weil Anträge auf Beitragsänderungen vollständig entfallen. Einmal den Prozentsatz eingestellt, welcher vom Gehalt zur Axa fließen soll und mit jeder Gehaltsabrechnung wird der entsprechende Anteil überwiesen. Für den Versicherer entfallen zum Beispiel auch Stornobuchungen für Provisionen. Die Versicherten haben bei diesem Tarifmodell einen Kostenvorteil, weil die Abschlusskosten pro Beitrag berechnet werden. Finanzmathematisch ist diese Variante effektiver für den Sparvorgang, als die Abschlusskosten zum Vertragsbeginn auf fünf Jahre zu verteilen (besserer Zinseszinseffekt).  

Welche Vertragskosten hat der Tarif?

Werfen wir einen Blick auf die Vertragskosten: Sie sind abhängig von den Faktoren Beitragshöhe oder Laufzeit. Deswegen nenne ich die Vertragskosten für einen Musterkunden. Wie üblich im Versicherungsbereich werden 2,5 Prozent Vertriebskosten berechnet. Die Verwaltungskosten teilen sich in Verwaltungskosten pro Beitrag und Volumenkosten auf. Pro Beitrag berechnet die Axa im Einzeltarif 9,75 Prozent und vom Vertragsvolumen 0,306 Prozent pro Jahr.

Eine kleine Gemeinheit ist, dass wenn die Axa die einkalkulierten Überschüsse nicht erreicht, die Volumenkosten auf bis zu 0,45 Prozent pro Jahr steigen können. Die Verwaltungskosten pro Beitrag sind im Marktvergleich höher, aber die reduzierten Kosten vom Vertragsvolumen gehen in Ordnung. Im Rentenalter werden pro Rentenzahlung 1,92 Prozent Kosten abgezogen. Dieser Wert ist auch eher höher. Eine Vielzahl von Versicherern berechnet 1,5 Prozent im Rentenalter.  

Wie investiert die Axa die Beiträge?

Entscheidend ist das Finanzkonstrukt der Axa, um ein möglichst großes Vertragsvolumen aufzubauen. Je besser das Konstrukt ist, desto höher ist die Rendite/ Rente. Im Angebot war keine Darstellung zu finden, wie die Beiträge investiert werden. Deswegen haben die Kölner eine vergleichende Grafik zur Verfügung gestellt. 

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Aus dieser lässt sich ableiten, dass insbesondere Verträge mit langer Laufzeit auf eine Fondsquote von circa 50 Prozent kommen. Die Axa verteilt die Beiträge auf drei verschiedene Töpfe. In Summe entsteht eine Gesamtrendite. Ein Teil der Beiträge fließt in das Sicherungsvermögen der Axa. Der Versicherer bietet daraus einen Zinsertrag. Im Jahr 2024 liegt der Zinssatz bei 2,6 Prozent (vor Kosten) und ist über dem Marktniveau, aber noch deutlich hinter den Spitzenreitern. Ein weiterer Teil der Beiträge wird zum Beispiel in die Indexbeteilung „Global Multi Asset Index“ investiert.

Quelle: Screenshot Axa-Website

Indexbeteiligungen stehen in der Kritik, weil Wertzuwächse oft hinter dem Markt bleiben. In der Fünf-Jahressicht wurden 0,06 Prozent Wertentwicklung erreicht. Der Sparer bekommt aber eine bessere Rendite, weil nur positive Wertzuwächse gutgeschrieben werden. Immerhin 1,95 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

Final können freie Fonds, auch ETF, gewählt werden. Es bleibt aber die Frage, wie viel Geld diese Fonds erreicht. Bei jüngere Kunden kann der Anteil um 50 Prozent liegen. Mit steigendem Eintrittsalter dürfte diese Quote deutlich abnehmen. Ohne eine hohe Investitionsquote in die freien Fonds wird eine gute Rendite schwierig werden.

Beitragsgarantie zu hoch

Grund für die unterschiedliche Gewichtung der Anlagetöpfe ist die Beitragsgarantie. Mit einer Beitragsgarantie garantiert ein Versicherer, dass unabhängig von Kapitalanlageerfolg zum Vertragsende eine Mindestrückzahlung der Beiträge erfolgt. Was gut klingt, begrenzt die Investitionsmöglichkeiten. Je nach Laufzeit sind Mindestrenditen notwendig, um die Beitragsgarantie einzuspielen. Solche Mindestrendite lassen sich besser aus planbaren Kapitalanlagen erzielen. Entscheidend wird aber auch sein, wie gut die Indexbeteiligung läuft und sich das Zinsniveau des Sicherungsvermögens entwickelt. Grundsätzlich sind niedrige Beitragsgarantiesätze aus meiner Sicht besser. Am Markt sind aktuell Beitragsgarantien um 50 Prozent verfügbar – die Axa rechnet mit 80 Prozent Beitragsgarantie. 

Mein Fazit 

Die Flexibilität der Beitragszahlung ist ein sinnvolles Instrument. Die Vertragskosten sind etwas höher, aber günstiger als im bisherigen Relax-Tarif und lassen sich noch über Kollektiv-Vereinbarungen senken. Versicherte sollten ein Interesse daran haben, einen guten, transparenten und nachvollziehbaren Kapitalanlagemotor zu besparen. Mir persönlich ist eine Zweittopf-Kapitalanlage lieber. Ein Mix aus Zins und frei wählbaren ETF-Fonds. Versicherer bieten oft Indexbeteiligungen an. Die Zeit wird zeigen, welche Anlageform die beste ist. 

Über den Autor:

Björn Kotzan, geboren 1977, ist ausgebildeter Versicherungskaufmann. Er arbeitet seit 1999 im Versicherungsbereich und betreibt zusammen mit Anja Glorius und Bert Kotzan die Webseiten
KVoptimal.de und LVoptimal.de. Die Beratungsschwerpunkte „bis zum Rentenalter“ und „ab dem Rentenalter“ umfassen PKV-Beratungen, Krankentagegeld- und Arbeitskraftabsicherung, sowie Ruhestandsplanungen und werden unter dem Stichpunkt Finanzklarheit zusammengefasst.   

 

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