DAS INVESTMENT: Für alle, die euch noch nicht kennen, nur kurz: Wer seid ihr und wie seid ihr in die Investmentbranche gekommen?
Endrit Çela: Ich arbeite für die Frankfurter Fondsboutique Shareholder Value Management AG (SVM AG). Der Investmentbabo-Podcast ist ein gemeinsames Projekt von Michael und mir, das wir ursprünglich als Anlagespiel gestartet haben. Mit 16 Jahren habe ich meine erste Aktie gekauft. Damals lebte ich in den USA und setzte auf Microsoft, eine prozyklische Investition, aus der ich mit Verlust ausgestiegen bin. Danach verging einige Zeit, in der ich fast vergessen hatte, dass ich damals überhaupt eine Aktie gekauft hatte. Bis ich mit 24 Jahren wieder in die Investmentwelt einstieg, diesmal über ein Praktikum.
Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es vielen Menschen so geht: Sie kaufen etwas, weil es ihnen empfohlen wurde, und steigen sofort aus, wenn es nicht gut läuft. Ich glaube, daraus leitet sich ein bisschen meine Berufung ab: Menschen dabei zu helfen, zu verstehen, was sie kaufen, die Geschäftsmodelle zu verstehen und die Emotionen beiseitezuschieben, wenn es um Investitionen geht.
Michael Duarte: Ich war der klassische Wirtschaftsstudent. Obwohl ich gerne sagen würde, dass ich mich in Aktien verliebt habe, stimmt das nicht ganz. In der Schulzeit habe ich mich auf Investments konzentriert. Meine erste Anlage hatte mit dem Thema Wasser zu tun, auf das ich durch einen Bekannten aufmerksam wurde. Die Problematik der Wasserknappheit hat mich so fasziniert, dass ich 2004 in den Pictet Water Fund investiert habe. Die Anteile halte ich bis heute, sie dienen als Vorsorge für meine Kinder. So habe ich meinen Weg in die Branche gefunden. Danach habe ich lange Zeit Berater ausgebildet. In dieser Zeit entstand auch der Investmentbabo, ein Quiz, bei dem es darum ging, den fittesten Berater zu finden. Später wechselte ich zur Fondsboutique Clartan Associés und lernte Endrit auf einer Messe kennen.
Und wie kam es zur Podcast-Idee?
Michael: Wir verstanden uns auf Anhieb und redeten sowieso die ganze Zeit miteinander. Also haben wir uns einfach hingesetzt und die erste Folge in einem Hotelzimmer in Berlin aufgenommen, um zu sehen, was daraus wird. Am 14. Februar 2020 haben wir die erste Episode veröffentlicht und mit der Zeit ist das Ganze immer größer geworden. Später haben wir sogar zwei Songs von der Community bekommen.
„Wir geben keine Prognosen ab, auch nicht aus Spaß “
Wie findet ihr eure Themen?
Endrit: Die Frage stellte ich mir von Beginn an: Worüber soll ich reden? Aber wenn man zu zweit ist, merkt man, dass man viel zu erzählen hat und offensichtlich gibt es ein Publikum dafür. Am Anfang dachte ich, dass wir innerhalb eines Jahres alles erzählt hätten. Doch dann merkten wir, dass sich die Themen und die Welt ständig verändern. Es gibt immer wieder neue, spannende Dinge, und auch unsere Meinung kann sich ändern.
Michael: Theoretisch könnten wir auch etwas revidieren, wenn wir total daneben lagen, aber das ist bisher nicht wirklich passiert. Wir geben auch keine Prognosen ab, auch nicht aus Spaß. Man kann sagen, dass die Zinsen in der nächsten Zeit wahrscheinlich sinken werden, aber das ist keine wirkliche Prognose. Wir distanzieren uns komplett von solchen Vorhersagen, dass ein bestimmter Index zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Stand sein wird.
Besonders gefährlich sind Begriffe wie „die Wahrheit“, „mit Sicherheit wird das passieren“ oder „ich weiß es“.
Welche Gäste im Podcast fandet ihr besonders spannend?
Michael: Eine kleine Reihe in unserem Podcast heißt „Fondsmanager im Fokus“, und es erstaunt mich immer wieder, wie nah wir in den Gesprächen an die Gäste herankommen. Wir hatten zum Beispiel die beiden Fondsmanager Frank Fischer und Ufuk Boydak zu Gast. Persönlich fand ich die Folge über islamkonformes Investieren besonders spannend, weil es für mich ein neues Thema war. Obwohl ich grob wusste, worum es geht, wurde ich doch sehr überrascht. Zum Beispiel dachte ich, Zinsen gehen im Islam gar nicht, aber es geht doch, man muss nur den Kontext kennen. Das fand ich persönlich sehr spannend.
Endrit: Die Folge über NFTs hat mir sehr gut gefallen, vor allem wegen der Aufregung unseres Gastes Yannick (Anm. d. Red.: Yannick Mayer, Co-Founder von Eternalyst AG). Man merkt wirklich, dass wir als Moderatoren das Ganze ganz normal finden - wir starten einfach einen Zoom- oder einen Teams-Call, schalten unsere Mikrofone ein und legen los. Aber für unsere Gäste ist es vielleicht so, als wären sie plötzlich in einer Fernsehsendung gelandet, ohne es zu merken. Yannick war wirklich super aufgeregt und hat am Anfang sogar vergessen, die grundlegenden Fragen zu NFTs zu beantworten. Man merkte, dass er im Kopf schon viel komplexere Antworten formuliert hatte und sich fragte, wie er das jetzt am besten erklären sollte. Trotzdem kam das Thema sehr gut an. Wir hatten auch den Krypto-Experten Sascha Huber, der sehr informativ war. Überhaupt lernen wir bei vielen unserer Gäste noch viel dazu.
Neugierig geworden?
Das macht den Erfolg des Podcast wahrscheinlich ein Stück weit aus…
Michael: Genau aus diesem Grund scripten wir nicht und bereiten uns auch nicht vor. Denn dann wäre die Überraschung nicht echt. Ich versuche immer, die Fragen zu stellen, von denen ich denke, dass sie die Leute interessieren würden. Das erscheint mir auch als das Geheimnis unseres Erfolgs.