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Leo Willert im Interview „Mit Trendfolgern behalten Anleger auch in turbulenten Zeiten einen kühlen Kopf“

Arts-AM-Geschäftsführer Leo Willert: „Auf dem Rentenmarkt sind wir aktuell vor allem in Hochzins- und Schwellenländerfonds engagiert."
Arts-AM-Geschäftsführer Leo Willert: „Auf dem Rentenmarkt sind wir aktuell vor allem in Hochzins- und Schwellenländerfonds engagiert." | Foto: C-Quadrat

DAS INVESTMENT: Die Aktienmärkte laufen prächtig. Warum sollten Menschen trendfolgende Fonds kaufen?

Leo Willert: Viele Menschen werden emotional, wenn es ums Geld geht. Die Verlockung, Investitionsentscheidungen aus dem Bauch zu treffen ist oft sehr groß. Auf der einen Seite steht die Lust auf das schnelle Geld, die zu riskanten Investments verleitet. Auf der anderen Seite lauert die Angst, Geld zu verlieren, die dazu führen kann, die besten Chancen an den Märkten zu verpassen. Beide Strategien sind in der Regel nicht zielführend. Das trendfolgende Arts-Handelssystem sorgt dafür, dass Anleger auch in Zeiten unberechenbarer Märkte einen kühlen Kopf bewahren. Denn niemand weiß, an welchen Märkten in den kommenden Monaten und Jahren die Trends wechseln oder welche Märkte boomen und welche einbrechen werden. Gefragt ist mehr denn je eine flexible, trendfolgende Sektor-Rotations-Strategie. Gemeint ist damit eine Anlagestrategie, die über Regionen und Branchen hinweg Chancen in den einzelnen Märkten nutzt, aber bei Rückschlägen und Trendbrüchen auch schnell und konsequent aussteigt

Sie bieten neben gemischten Strategien auch reine Rentenfonds an. Wo findet Ihr Modell noch Gelegenheiten auf den Rentenmärkten?

Willert: Aufgrund des aktuellen Niedrigzinsumfelds stehen Investoren im Rentenbereich vor einer großen Herausforderung. Aktuelle Rentenpapiere, vor allem sichere Bundesanleihen, bringen kaum einen Zinsertrag und sollten die Zinsen zukünftig angehoben werden, wird sich das negativ auf die Kurse bestehender Rentenpapiere auswirken. Deshalb wird Flexibilität in der Veranlagung auch im Rentenbereich immer wichtiger. Der C-Quadrat Arts Total Return Bond kann seit jeher in sämtliche Bereiche (Bundesanleihen-, Unternehmensanleihen-, Hochzins- und Schwellenländeranleihefonds) und dies ohne Einschränkungen auf Laufzeiten, Regionen und Währungen investieren. Aktuell sind wir vor allem in Hochzins- bzw. Schwellenländeranleihefonds engagiert. Zu den größten Performancebringern im letzten Quartal zählten der Nordea 1 – European High Yield Bond gefolgt vom Euro High Yield Corporates der Deutschen Asset Management.

Ihre Trendfolgestrategien funktionierten in fallenden Märkten wie zum Start der Finanzkrise 2008 bestens. 2011 und 2015 fiel aber etwa der Total Return Global AMI stärker als der Markt. Wo liegen die Ursachen?

Willert: Die erfolgreiche Umsetzung unserer Trendfolgestrategien haben die C-Quadrat-Arts-Fonds in der Finanzkrise eindrucksvoll bewiesen. Das System hat unsere Kunden relativ schadlos durch die Krise gesteuert. Zum Beispiel hat der Fonds C-Quadrat Arts Total Return Global AMI, der bis zu 100 Prozent in Aktienfonds investieren kann, aufgrund seines aktiven Risikomanagements, in der Finanzkrise (06/2007 bis 03/2009) lediglich 10,9 Prozent verloren, während der Weltaktienindex MSCI World Euro im selben Zeitraum um mehr als 55 Prozent eingebrochen ist. Wir haben damals gezeigt, dass unser System auch auf negative Marktbewegungen rechtzeitig reagieren und Verluste begrenzen kann. Diese defensive Einstellung hat uns in einigen Zeitperioden des Wiederanstiegs des Marktes, vor allem bei sehr kurzen und intensiven Erholungsphasen, gegenüber der Gesamtmarktentwicklung zwar Performance gekostet, doch dies haben wir zugunsten einer stabilen Wertentwicklung über alle Marktphasen hinweg – gemäß dem Total-Return-Gedanken - in Kauf genommen.

Wie haben Sie Ihr Handelsmodell in den zurückliegenden Jahren angepasst, etwa wegen der unkonventionellen Notenbankpolitik und der Folgen für den Rentenmarkt?

Willert: Das Kernsystem des trendfolgenden ARTS-Handelssystems ist seit Start vor fast 15 Jahren in seiner Funktionalität unverändert. Große Veränderungen sind aus unserer Sicht auch nicht notwendig, da wir das Handelssystem so umfassend programmiert haben, dass es sich in veränderten Situationen zurechtfindet, um in allen Marktphasen den Trends bestmöglich zu folgen. Wir evaluieren aber regelmäßig, ob die Parametrisierung des Handelssystems noch den aktuellen Marktgegebenheiten entspricht. Dies ist ein laufender und intensiver Überwachungsprozess, mit der Zielausrichtung auf langfristig positive Performancewerte, unter der Prämisse der Vermeidung von großen Rückschlägen.

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Sie berücksichtigen nun auch ETFs. Wie groß ist inzwischen der Anteil und welche Rolle werden aktive Fonds künftig noch spielen?

Willert: ETFs setzen wir auf Zielfondsbasis bereits seit zehn Jahren ein. Unser Handelssystem wählt diejenigen Investments aus, die ein kurz- bis mittelfristig positives Trendverhalten zeigen, unabhängig davon, ob sie aktive gemanagte Fonds oder preisgünstige, passive Portfolios, wie ETFs darstellen. Da sowohl Fonds als auch ETFs netto, also abzüglich ihrer internen Kosten, analysiert werden, ist ausschließlich die erzielte Performance und deren Trendstärke für den Zukauf verantwortlich. Je nach Marktsituation schwankt daher auch der Anteil zwischen beiden Gruppen sehr stark. Aktuell liegt die ETF-Quote bei circa 25 Prozent des maximalen Aktienanteils. Die Bedeutung der ETFs hat in den letzten Jahren zugenommen, da sie sowohl in der Anzahl als auch in ihrer Liquidität enorm zugelegt haben. Derzeit stehen uns neben mehr als 10.000 Fonds auch circa 1.300 handelbare ETFs zur Verfügung.

Wie entwickelt sich der Aktienanteil Ihrer Mischfonds?

Willert:Aufgrund der in den letzten Monaten guten Entwicklung an den Aktienmärkten liegt die Aktienquote bei unseren dynamischen Fonds aktuell bei fast 100 Prozent. Dies kann sich aber sehr schnell wieder ändern, sobald die Märkte korrigieren. Dies hat beispielsweise im Februar 2016, nach einer Korrektur des globalen Aktienmarktes (MSCI World Index in Euro) um fast 20%, dazu geführt, dass die Aktienquote innerhalb von weniger Wochen auf 0% reduziert wurde. Über die letzten fünf Jahre lag die durchschnittliche Aktienquote bei ca. 80%.

Wie kann Ihr Handelsmodell auf überraschende Ereignisse aus Politik und Wirtschaft reagieren?

Willert: Das von uns entwickelte ARTS-Handelssystem trifft an sich keine überraschenden Entscheidungen, es führt je nach Marktsituation jene Aufträge aus, die wir im Vorfeld programmiert haben und das ohne subjektiven Einfluss und ohne Emotion. Wir analysieren die Märkte ausschließlich anhand der tatsächlichen Performanceergebnisse, unabhängig von deren Ursache. Kurzfristige weltpolitische Ereignisse, wie zum Beispiel die US-Präsidentschaftswahl, bleiben für das quantitative Handelsmodell daher solange unbeachtet, bis sie stabile Trends auf den Märkten begründen.

Welche Ihrer Anlagestrategie halten Sie aktuell für besonders aussichtsreich? 

Willert: Gerade in turbulenten Zeiten wächst das Bedürfnis der Anleger nach aktivem Risikomanagement und flexiblen Veranlagungsformen, um zukünftig große Verluste an den Märkten zu vermeiden. Einen guten Schutz könnten flexible Mischfondslösungen mit Trendfolgeansätzen bieten. Besonders nachgefragt wird aktuell der C-Quadrat Arts Total Return Balanced, der bis zu 50 Prozent in Aktienfonds investieren kann und ein ausgewogenes Ertrags-Risikoprofil aufweist. Der Fonds überzeugt seit der Auflage im Jahr 2003 mit einer jährlichen Rendite von 5,2 Prozent. Unser Angebot reicht aber vom reinen Aktiendachfonds, über flexible Mischfonds mit variabler Aktienquote und unterschiedlicher Risiko-Ertrags-Ausrichtung bis zu Anleihedachfonds. 

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