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Fondsmanager von Warburg Invest Kleinen Unternehmen liegt Nachhaltigkeit im Blut

Gewerbepark bei Unna aus der Luft
Gewerbepark bei Unna aus der Luft: Europäischen Mittelständlern fällt es oftmals leicht, nachhaltig zu wirtschaften. Trotzdem haben ESG-Analysten vor allem die großen Unternehmen auf dem Schirm. | Foto: imago images / Hans Blossey

Der Krieg in der Ukraine und der daraus sich zuspitzende politische Konflikt mit Russland haben drastisch vor Augen geführt, wie stark die europäischen Volkswirtschaften und vor allen Dingen Deutschland noch von fossilen Energieträgern aus Drittstaaten abhängig sind. Kein Wunder also, dass man dieser Tage vermehrt in der EU Stimmen vernimmt, die einen massiv beschleunigten Ausbau regenerativer Energiequellen fordern. Dieser solle über das bisher geplante Maß hinausgehen. Doch nur nach dem Staat zu rufen, wird nicht reichen. Energiebewusstsein und Nachhaltigkeit müssen tief im Denken und Handeln aller wirtschaftlichen Akteure verankert werden.

Der Krieg in der Ukraine ist eine Zäsur, die auch tief und deutlich bei den kleinen und mittleren Unternehmen in Europa ankommen wird. Die Situation in der Energiebereitstellung verändert sich rapide, Energiepreise steigen deutlich an. Vor diesem Hintergrund ist das Umdenken Richtung Nachhaltigkeit und ressourcenschonendem Energiemanagement zu einer Frage geworden, die den künftigen Wettbewerb bestimmen wird. Das Ganze findet auch nicht in einer abstrakten Zukunft statt, sondern jetzt. Die hohe Flexibilität und Dynamik, die gerade der Mittelstand bisher an den Tag gelegt hat, stimmt optimistisch, dass auch diese Herausforderung in sich fundamental wandelnden Zeiten gemeistert wird.

Mit dem europäischen Green Deal besteht bereits ein umfassendes Regelwerk, um in der EU eine klimaneutrale und nachhaltig ausgerichtete Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten zu etablieren. Um diese tiefgreifenden Reformen zu erreichen, werden viele Branchen und Wirtschaftsakteure in die Pflicht genommen – so auch die Finanz- und die Realwirtschaft. Dabei geht es nicht nur darum, ökologische Ziele zu erreichen, sondern auch um Nachhaltigkeit in Bezug auf soziale und Governance-Aspekte (ESG).

CSR-Richtlinie wird ausgedehnt

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Auf Unternehmensseite sind durch die europäische CSR-Richtlinie bisher nur große kapitalmarktorientierte Unternehmen dazu verpflichtet, einen Bericht zur Corporate Social Responsibility (CSR) zu erstellen. Mit der ab 2024 geltenden neuen EU-CSR-Richtlinie, der „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD), werden auch Small- Mid Caps in der EU in diese Berichtspflicht einbezogen.

Diese Reformen werden auch grundlegende Effekte auf das Anlageuniversum nachhaltiger europäischer Aktienfonds haben. Nachhaltigkeits-Ratingagenturen ziehen hauptsächlich die CSR-Berichte großer Unternehmen heran, wenn sie Nachhaltigkeit messen. Daher sind in nachhaltigen Fonds Large Caps bislang überrepräsentiert. Durch die CSRD wird die Anzahl CSR-berichtspflichtiger Unternehmen allein in Deutschland von aktuell rund 600 auf 15.000 ansteigen. Dieser signifikante Anstieg demonstriert, welche hohe Bedeutung Small- und Mid Caps für die deutsche und europäische Wirtschaft haben.

Die regelmäßige Berichterstattung zu CSR-Themen verlangt Unternehmen ab, Know-how und Personalressourcen aufzubauen. Große Unternehmen sind in der Lage, eigene CSR-Abteilungen zu unterhalten. Doch die Unternehmensgröße korreliert nicht, wie es oft gerne dargestellt wird, mit der Erfüllung von Nachhaltigkeit. Gemäß dem „Corporate-Climate-Responsibility-Monitor“-Bericht, erstellt von verschiedenen NGOs, reduzieren die 25 größten Unternehmen der Welt, wenn sie ihre eigenen Klimapläne umsetzen, ihre Emissionen bis 2050 nur um durchschnittlich 40 Prozent. Ein Großteil der Potenziale wird also gar nicht ausgeschöpft. Außerdem bemängelt der Bericht bei den besagten Unternehmen, die für fünf Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, mangelnde Transparenz und einen passiven Ansatz bei der CO2-Reduktion über CO2-Ausgleichsprojekte.