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in Verantwortung für die ZukunftLesedauer: 4 Minuten
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Saubere Energie Chance fürs Klima, Chancen für Investoren

Megakraftwerk Hoover-Damm in Nevada
Megakraftwerk Hoover-Damm in Nevada: 2050 sollen in der Europäischen Union 40 Gigawatt Energie auf Basis von Wasserstoff produziert werden – 20-mal so viel wie die Maximalleistung der größten US-Staumauer. | Foto: imago images / Westend61

Wasserstoff zieht bereits in hohem Maße Anlagekapital an – denn die jüngsten technologischen Fortschritte sollten es ermöglichen, den Kreislauf der erneuerbaren Energieerzeugung damit zu schließen. Kohlendioxidneutralen Energieträgern kommt eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu. Dazu gehören neue Treibstoffarten und innovative Technologien für den Straßen- und den Flugverkehr.

Die Europäische Kommission arbeitet derzeit Vorschläge aus, um die Energieerzeugung auf Grundlage von Wasserstoff bis 2024 auf 6 Gigawatt (GW) und bis 2030 auf 40 GW auszubauen – letztere Zahl entspricht der Höchstleistung von 20 Hoover-Staudämmen beziehungsweise dem Stromverbrauch von 20 Millionen Haushalten. Dafür sind laut EU-Kommission bis 2050 Investitionen in Höhe von 180 bis 470 Milliarden Euro nötig.

Da sich immer mehr Anleger für Unternehmen aus der Branche interessieren, haben die Aktienkurse einiger Titel seit Jahresanfang bis zu 300 Prozent zugelegt. Anlageberater überfluten ihre Kunden mit Unterlagen zu Anlagechancen im Bereich Wasserstoff. Der Optimismus fördert die kurzfristige Marktdynamik.

Als langfristige Investoren schenken wir jedoch grundlegenden Faktoren besondere Aufmerksamkeit, etwa der Größe des potenziellen Wasserstoffmarkts und den Entwicklungsstadien der Projekte. Einige Vorhaben, zum Beispiel der Einsatz in Zügen, haben sich bereits bewährt. Andere Technologien hingegen dürften frühestens in 20 Jahren Marktreife erlangen. Dadurch haben Anleger die Gelegenheit, Projekte mit unterschiedlichen Zeithorizonten und von verschiedenen Unternehmen zu kombinieren, darunter Elektrolyse-Anlagen, Wasserstofferzeuger oder Brennstoffzellenhersteller.

Wasserstoff in der Energieproduktion

In den vergangenen Jahren sind die Kosten für erneuerbare Energien gesunken. Für mindestens zwei Drittel der Menschen auf der Welt erzeugen Sonnen- und Windenergieanlagen den günstigsten Strom. Das befeuerte die Entwicklung der Wasserstofftechnologie. Denn diese ist eine hervorragende Ergänzung: Ist das Angebot an erneuerbarer Energie höher als die Nachfrage, kann mit dem überschüssigen Strom grüner Wasserstoff produziert werden. Dieser lässt sich wieder in Strom verwandeln, wenn die erneuerbare Energieerzeugung die Nachfrage gerade nicht deckt.

Aus unserer Sicht ist Wasserstoff ein potenzieller Katalysator für die langfristige Wertschöpfung im Energiesektor. Er ist allerdings noch nicht wettbewerbsfähig. Zudem gibt es Hemmnisse in Bezug auf die Gesetzgebung, die Entwicklung der nötigen Infrastruktur und den technologischen Fortschritt. Schließlich gilt es, die Produktion erneuerbarer Energien auszubauen, damit genug Strom für die Erzeugung von grünem Wasserstoff zur Verfügung steht.

Wasserstoff im Straßenverkehr

Der Transportsektor alleine ist für ein Viertel der direkten Kohlendioxidemissionen unseres Planeten verantwortlich. Auf Pkw, Busse und Motorräder entfallen drei Viertel des Ausstoßes, der Rest stammt vom Flug- und Güterverkehr. Der effizienteste Verkehrsträger in Bezug auf CO2-Emissionen – die Bahn – verbraucht nur 2 Prozent der Energie im Verkehrsbereich. Die Europäische Union (EU) hat sich sehr ehrgeizige Zwischenziele gesetzt, um die Hersteller anzuhalten, saubere Alternativen zu den herkömmlichen Verbrennungsmotoren zu entwickeln.

Am niedrigsten sind derzeit die Investitionskosten für die Entwicklung neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, aber der Preis für Wasserstoffantriebe dürfte in den nächsten zehn Jahren deutlich sinken. Noch sind Brennstoffzellen keine kosteneffiziente Lösung für Leichtfahrzeuge. Für den Schwerlastverkehr hingegen könnte Wasserstoff eine Option darstellen: Er benötigt zwar schwere Tanks, liefert aber pro Kilogramm dreimal mehr Energie als Diesel. Deshalb sind Projekte für Wasserstoff-Sattelschlepper weiter fortgeschritten. Bei Leichtfahrzeugen dürfte Wasserstoff erst 2030 eine echte Alternative zu Verbrennungs- und Elektroantrieben sein.