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Vermögensverwalter rät
Wasserstoff-Technologie – was Investoren beachten sollten
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Vermögensverwalter rät Wasserstoff-Technologie – was Investoren beachten sollten

Ein Auto tankt an einer Wasserstofftankstelle
Ein Auto tankt an einer Wasserstofftankstelle: Massenhaft als Kraftstoff kann Wasserstoff noch nicht eingesetzt werden. Dennoch könnte sich das Thema für Anleger lohnen, meint unser Gastautor Henning Kirsch. | Foto: imago images/Rupert Oberhäuser

Im Jugendalter schaute ich gern Lernserien im Fernsehen. Dabei erinnere ich mich an Folgen, in denen über Kunststoff-Recycling von Filmspulen berichtet wurde. Und über eine revolutionäre Technologie: den Wasserstoffantrieb für Autos. Aus einem Auspuff tropfte Wasser – Wasserdampf als Endprodukt der Verbrennung. Es war die Zeit der Ölkrise von 1973 und ist inzwischen fast 50 Jahre her. Später, im Chemieunterricht, waren Versuche mit Knallgas, also durch ein Gemisch von Wasserstoff und Sauerstoff apokalyptisch laute Explosionen zu produzieren, stets ein Spaß meines Chemielehrers gewesen. 

Soll ich nun jubeln, dass wirtschaftliche wie ökologische Zwänge Jahrzehnte später endlich dazu führen, dass die längst bekannte Antriebstechnologie – in neuem Gewand mit modernem Anstrich – als revolutionär und neu beworben wird? Jedem frei denkenden Menschen dämmert es inzwischen, dass reine Elektromobilität möglicherweise nicht die Lösung für nachhaltige und umweltfreundliche Antriebstechnologie ist.

Wenn ich mir dann vor Augen führe, dass die Präsenz von Wasserstofftechnologie mich schon fast mein ganzes Leben begleitet, ergraue ich vor Zorn. Dennoch freue ich mich darüber, dass der Bühnenverfolger seinen Lichtkegel weg vom lauten Getöse rund um Elektromobilität hin auf die Seitenbühne zur Wasserstofftechnologie schwenkt.

Aber warum Seitenbühne? Wasserstofftechnologie ist ein sehr komplexes Feld. Sie ist in einem Stadium der Entwicklung, in dem ein massentauglicher Einsatz als Kraftstoff noch nicht effizient ist. Dennoch boomt die Entwicklung speziell von Brennstoffzellen, gut so!

Quelle: Black Research

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Das Problem beim Wasserstoff ist nämlich weniger, wie damit Mobilität erzeugt wird, sondern dessen Herstellung in Massenverfahren auf ressourcenschonende Art und Weise. Es gibt den Rohstoff nicht „einfach so“. Vielmehr handelt es sich um eine Sekundärenergie, die einer Primärenergie bedarf, um hergestellt zu werden. Wasserstoff muss in aufwendiger Hydrolyse durch die Aufspaltung von zwei Wassermolekülen in je zwei Wasserstoff- und ein Sauerstoffmolekül hergestellt werden. Und damit könnte mein Beitrag auch schon zu Ende sein, denn: Sprechen wir über Wasserstoffantriebstechnologie, dann meinen wir eine Zukunfts- und keine Gegenwartstechnologie.

Entsprechend schwer ist es, das Feld der Entwicklung effizient darzustellen. Es lässt sich demnach auch kaum renditeträchtig für Investoren bespielen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Kurse herausragender Aktien der Wertschöpfungskette wie Plug Power (WKN A1JA81), Ballard Power (WKN A0RENB) oder Nel Asa (WKN A0B733). Trotz der „Sexyness“ von Wasserstoff als Rohstoff für Antriebsvisionen verläuft die Kursentwicklung enttäuschend. Wer sich die Charts dieser drei Unternehmen anschaut, staunt nicht schlecht über die negative Wertentwicklung, negatives KGV. Damit verbunden ist die Annahme, dass wir es hier mit einem aus Renditesicht noch nicht investierbaren Markt zu tun haben könnten. Natürlich, es gibt Linde (WKN A2DSYC), doch handelt es sich bei diesem Titel um einen komplexen Technologiekonzern, bei dem die Kernbereiche Industriegase und Engineering sind. 

Die Unsicherheiten des Sektors kommen daher, dass niemand weiß, wann Wasserstofftechnologie wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Gleichzeitig ist der Forschungsaufwand hoch. Welche Unternehmen sich durchsetzen werden, ist ebenso schwer abzusehen wie der Stellenwert, den diese Technologie im Vergleich zu anderen Entwicklungen haben wird. Investoren sehen sich also einem stark disruptiven Markt gegenüber, der noch keine Marktreife besitzt.