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Trotz möglicher politischer Herausforderungen Warum Infrastrukturinvestitionen auch 2024 überzeugen

Der Solarpark Mühlenfeld bei Neukirchen-Vluyn in Nordrhein-Westfalen: Die Aussichten für den Ausbau erneuerbarer Energien sind in den kommenden Jahren gut.
Der Solarpark Mühlenfeld bei Neukirchen-Vluyn in Nordrhein-Westfalen: Die Aussichten für den Ausbau erneuerbarer Energien sind in den kommenden Jahren gut. | Foto: Imago Images / Jochen Tack

Globale börsennotierte Infrastrukturunternehmen werden derzeit auf einem Niveau gehandelt, das seit der globalen Finanzkrise nicht mehr erreicht wurde. Neben den Bewertungen ist auch der Ausblick für Infrastrukturanlagen attraktiv. Wir erwarten ab diesem Jahr ein jährliches Gewinnwachstum dieser Anlageklasse in Höhe von 6 bis 7 Prozent.

Die Gründe für diese positiven Aussichten sind vielfältig. Allen voran sind hier strukturelle Wachstumstreiber zu nennen, die Infrastrukturwerte in den kommenden Jahren vorantreiben werden, insbesondere für Versorgungsunternehmen aus dem Bereich der Energiewende.

Stabilität gegenüber Makrorisiken

Weiterhin sind hier die Leitzinsen zu nennen. Viele Zentralbanken wie die EZB und die Fed haben ihre Straffungszyklen bereits unterbrochen, und es ist davon auszugehen, dass der Höhepunkt der Leitzinsen erreicht ist und diese im Jahresverlauf abgesenkt werden. Steigende Leitzinsen waren Gegenwind für Infrastrukturanlagen, der sich nun in Rückenwind umwandeln könnte.

Die Stabilität gegenüber Makrorisiken ist ein weiterer Erfolgsfaktor von Infrastrukturanlagen. Trotz steigender Anleiherenditen, nachlassender Konsumausgaben und geopolitischer Krisen sowie Kriegen in Europa und im Nahen Osten haben die Aktienmärkte neue Allzeithochs erreicht. Börsennotierte Infrastrukturwerte, die weniger empfindlich auf die Weltwirtschaft reagieren, könnten nun als defensives Diversifizierungsinstrument dienen.

Auch die Aussichten für den Ausbau erneuerbarer Energien sind in den kommenden Jahren sehr gut. Denn die Lieferketten entspannen sich, und die Baukosten sinken, was mittelfristig zu einer Verbesserung der Erträge von Versorgungsunternehmen führen dürfte.

Last but not least ist die Nachfrage nach Infrastrukturanlagen auf privaten, nicht börsennotierten Märkten nach wie vor so stark, dass die Bewertungen dort deutlich über denen börsennotierter Märkte liegen. Dies bietet den Anlegern ein gewisses Maß an Schutz vor Abwärtsrisiken.

 

Droht ein Rückschlag durch eine mögliche Wiederwahl Trumps?

Das Superwahljahr 2024 und die damit verbundenen regulatorischen Risiken werfen ihre Schatten voraus. Allen voran die Präsidentschaftswahlen in den USA, einem der größten Märkte für Infrastrukturinvestments. Dort hatte Präsident Joe Biden im Sommer 2022 den sogenannten „Inflation Reduction Act“ (IRA) verabschiedet.

Bei diesem Gesetz handelt es sich um eine milliardenschwere US-Bundesmaßnahme, die langfristige Steueranreize für saubere Energieprojekte vorsieht und das Gewinnwachstum regulierter US-Versorgungsunternehmen in den kommenden Jahren unterstützen dürfte.

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IRA stellt die weitreichendste Klimagesetzgebung in der Geschichte der USA dar. Hauptnutznießer sind vor allem integrierte und regulierte Energieversorgungsunternehmen mit Fokus auf erneuerbare Energien, wie sie vor allem in den US-Bundesstaaten im Süden (Solarenergie) und dem mittleren Westen zu finden sind (Windenergie). Mit Hilfe des IRA dürfte sich die Vorhersehbarkeit der Erträge dieser Unternehmen in den kommenden Jahren deutlich erhöhen, und mittelfristig sollten ihre Gewinne ansteigen.

Nun gibt es die Befürchtungen, dass die Republikanische Partei dieses Gesetz rückgängig machen könnte, sollte sie die Präsidentschaftswahlen im November gewinnen, was sich negativ für globale Infrastrukturanlagen auswirken und deren Ausblick trüben würde. Diese Sorge ist jedoch kaum begründet, und wir halten dieses Szenario Gründen für sehr unwahrscheinlich: Zunächst ist festzuhalten, dass der IRA nicht jährlich erneuert werden muss, wie es bei früheren Subventionen für saubere Energien in den USA der Fall war. Das Gesetz läuft also zunächst unabhängig der Wahlergebnisse weiter.

 

Größten Profiteure von des IRA sitzen in republikanisch dominierten Staaten

Sollte die Republikanische Partei jedoch die Mehrheiten im US-Repräsentantenhaus und im US-Senat sowie die Präsidentschaft gewinnen, wäre sie natürlich in der Lage, die IRA-Gesetzgebung rückgängig zu machen. Die Bereitschaft dazu dürfte allerdings sehr gering sein. Die größten Profiteure des IRA, also Unternehmen und Projekte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, sind in republikanisch dominierten Staaten ansässig wie zum Beispiel Texas, Oklahoma, Arizona, Kansas, Missouri und Iowa. Mit einer Aufhebung von IRA würden die Republikaner also genau diesen Staaten schaden und deren wirtschaftlichen Aufschwung bremsen.

Die Ausgangslage für Investitionen in globale Infrastrukturaktien präsentiert sich aktuell äußerst vorteilhaft. Die niedrigen Bewertungsniveaus, gepaart mit den erwarteten jährlichen Gewinnsteigerungen, bieten eine überzeugende Perspektive für Anleger. Insbesondere die strukturellen Wachstumstreiber, allen voran die voranschreitende Energiewende und die Unterstützung durch den Inflation Reduction Act in den USA, verleihen Infrastrukturwerten ein solides und zukunftsorientiertes Profil.

Die in diesem Jahr bevorstehende Senkung der Leitzinsen und die Robustheit gegenüber globalen Makro-Risiken fördern zusätzlich die Attraktivität dieser Anlageklasse. Der Fokus auf erneuerbare Energien sowie die positive Entwicklung der Lieferketten in diesem Bereich geben zusätzliche Impulse für die Rentabilität von Infrastrukturinvestitionen.


Über den Autor:

Peter Meany ist Head of Global Listed Infrastructure bei First Sentier Investors.

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