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Gesundheitsmarkt Ein gesundes Lebensjahrzehnt mehr ist bald machbar

In der Rente und Spaß dabei
In der Rente und Spaß dabei: Die globale Krankheitslast ließe sich bis 2040 um rund 50 Prozent senken, sofern die Förderung gesunder Lebensweisen und der breitere Zugang zu Medikamenten und Innovationen besser genutzt werden. | Foto: Imago Images / Westend61
Yann Mauron, Pictet Alternative Advisors

Schon bevor sich Covid-19 auf der ganzen Welt ausbreitete, stand die Menschheit vor einer Reihe schwerwiegender Gesundheitsbedrohungen. So sterben jedes Jahr mehr als 10 Millionen Menschen allein durch Umweltverschmutzung. Krebs ist ebenso tödlich. Gleichzeitig wird 2025 jeder Fünfte der Weltbevölkerung fettleibig sein. Zugleich nimmt die Zahl der gegen Antibiotika resistenten bakteriellen Infektionen mit alarmierender Geschwindigkeit zu.

Die Pandemie hat jedoch das Potenzial, grundlegend die Art und Weise zu verändern, wie wir Krankheiten diagnostizieren und behandeln. Die durch Covid-19 ausgelöste Disruption hat einen nachhaltigen Innovationsschub gebracht, der dazu beitragen kann, viele unserer Gesundheitsthemen zu bewältigen. Das hat eindrucksvoll die rasante Entwicklung der Covid-Impfstoffe gezeigt. 

Wofür Virologen normalerweise zehn Jahre gebraucht hätten, schafften sie in weniger als einem Jahr. Es stehen uns noch viele andere Veränderungen bevor. Im Kampf gegen das Coronavirus hat die Gesundheitsbranche gelernt, sich für neue Technologien zu begeistern. Das bringt Vorteile für die Investoren, da sich mit der Weiterentwicklung der Gesundheitsbranche neue Möglichkeiten für die Kapitalanlage ergeben. 

Grafik 1: Ausgaben für die Gesundheit
Öffentliche Gesundheitsausgaben USA, in % des BIP

Quelle: Centers for Medicare & Medicaid Services.
Daten beziehen sich auf den Zeitraum 01.01.1960–31.12.2020.

Das Investmentpotenzial erscheint umso größer, wenn man bedenkt, wie viel Geld Regierungen, Unternehmen und Bürger für die Verbesserung der Gesundheit ausgeben. In den USA beispielsweise sind die monatlichen Gesundheitsausgaben auf fast 20 Prozent des BIP gestiegen; im Jahr 1960 waren es nur 5 Prozent (siehe Grafik 1). Das bedeutet mehr Investitionen, insbesondere in die Präventivmedizin.

Gesundheitsinvestitionen haben eine starke soziale Komponente. Die globale Krankheitslast könnte bis 2040 um rund 50 Prozent reduziert werden, wenn bewährte Mechanismen – wie die Förderung gesunder Lebensweisen und der breitere Zugang zu Medikamenten – besser genutzt und Innovationen wie künstliche Intelligenz (KI) in großem Stil genutzt werden, so die Wirtschaftsberatung McKinsey. Das würde bedeuten, dass der Mensch im Durchschnitt ein gesundes Lebensjahrzehnt mehr hätte.

Investitionen in Gesundheitsunternehmen sind jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt oder einfach. Die durchschnittlichen Forschungs- und Entwicklungskosten, die beispielsweise mit der Markteinführung eines neuen Arzneimittels verbunden sind, liegen bei weit über 1 Milliarde US-Dollar, berücksichtigt man das hohe Risiko eines Scheiterns auf dem Weg dorthin. Zudem kann der Spielraum für die Festsetzung der Preise für Arzneimittel und Gesundheitsdienstleistungen aufgrund gesellschaftlicher und regulatorischer Zwänge eingeschränkt sein. Hinzu kommt, dass sich viele der größeren Unternehmen der Pharmaindustrie in den kommenden Jahren darauf einstellen müssen, dass Patente auslaufen und dadurch der Umsatz zurückgeht.

Mehr Auswahl, mehr Möglichkeiten

Wer im Gesundheitssektor investiert, muss mit diesen Unwägbarkeiten und Risiken zurechtkommen. Wie überall bieten einige Investmentansätze ein besseres Risiko-Rendite-Profil als andere. Nach unserer Einschätzung können Investments am privaten Markt eine besonders effektive Möglichkeit für Investoren sein, von der Innovation in der Gesundheitsbranche zu profitieren. Private Märkte haben einige Vorteile. 

Zunächst einmal bietet sich das breite Spektrum der Anlageoptionen an – es gibt viel mehr private Gesundheitsunternehmen als börsennotierte Unternehmen. Darüber hinaus finden hier weitaus mehr Transaktionen statt. Im Jahr 2020, selbst als die Pandemie den Enthusiasmus der Investoren dämpfte, nahm die Zahl der privaten Transaktionen im Gesundheitssektor um ein Fünftel zu. Dieser Schub ist umso bemerkenswerter, als die Private-Equity-Aktivität insgesamt um 14 Prozent zurückgegangen ist.

Auch die Anlagerenditen privater Gesundheitsunternehmen sind attraktiv. Der Gesundheitssektor hat in der Vergangenheit höhere Private-Equity-Renditen erzielt als andere Bereiche des Marktes. Das liegt zum Teil daran, dass Innovationen im Gesundheitswesen – augenscheinlich mehr als in anderen Branchen – häufig von kleinen, noch jungen Unternehmen ausgehen. Der Übergang vom wissenschaftlichen Labor zum Unternehmen vollzieht sich in raschem Tempo, was denjenigen Investmentteams und Unternehmen im Gesundheitssektor einen Vorteil verschafft, die enge Verbindungen zur Wissenschaft haben.