LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MegatrendsLesedauer: 10 Minuten
ANZEIGE

Dekarbonisierung durch Effizienzgewinne Warum schon jede fünfte ESG-Anleihe aus den Schwellenländern kommt

Installation einer Solaranlage in Hanoi, Vietnam
Installation einer Solaranlage in Hanoi, Vietnam: Die jährlichen Emissionen von ESG-Anleihen in Schwellenländern könnten bis 2025 ein Volumen von über 700 Milliarden US-Dollar erreichen. ((photothek / 0096198810)) | Foto: Imago Images / photothek

Je mehr fossile Brennstoffe verbrannt werden, desto mehr Reichtum. Seit der industriellen Revolution gehen höhere CO2-Emissionen und Wirtschaftswachstum Hand in Hand. Seit einiger Zeit gilt das auch für die Volkswirtschaften der Schwellenländer, deren CO2-Fußabdruck in engem Zusammenhang mit dem Lebensstandard ihrer Bevölkerung steht.

In der Vergangenheit waren die Entwicklungsländer hochgradige CO2-Emittenten, da ihr Wirtschaftswachstum größtenteils von natürlichen Ressourcen und den Branchen, die sie nutzen, wie der verarbeitenden Industrie, abhängt. Somit hatten auch Schwellenländerinvestoren einen großen CO2-Fußabdruck. Aber das scheint sich nun zu ändern.

Es gibt immer mehr Belege dafür, dass es den Schwellenländern gelingt, ihre CO2-Emissionen pro Kopf – oder die CO2-Intensität – zu reduzieren, ohne das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Das hängt mit den Vorstößen von Ländern wie China zusammen, die auf erneuerbare Energien umstellen, in der Wertschöpfungskette des verarbeitenden Gewerbes nach oben klettern, die Energieeffizienz steigern und Umweltvorschriften einführen.

 

Innovationen im Finanzbereich könnten diesen Wandel beschleunigen. Das Wachstum von Green Bonds und Sustainability-Linked Bonds in den Schwellenländern führt dazu, dass Kapital zunehmend in weniger CO2-intensive Projekte und Investitionen gelenkt wird. Somit haben Investoren in Schwellenländer-Unternehmensanleihen nun die Möglichkeit, ihre Portfolios weiter zu diversifizieren, gleichzeitig ihren Beitrag zu einem nachhaltigen Übergang zu erhöhen und ihre Investments an Netto-Null-Zielen auszurichten.

Emissionen nähern sich einem Plateau

Die Schwellenländer spielen eine entscheidende Rolle bei den globalen Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels, da auf sie fast zwei Drittel der derzeitigen jährlichen CO2-Emissionen entfallen, wie die Online-Plattform Our World in Data kalkuliert. Aber warten wir erst einmal ab. Wenn eine Wirtschaft, die hauptsächlich von der Landwirtschaft abhängt, den Weg der Industrialisierung beschreitet, steigen ihre Treibhausgasemissionen tendenziell mit zunehmendem Pro-Kopf-BIP.

Dieser Trend hält jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt in der Entwicklung eines Landes an. Dies wird in Politikzyklen als „Umwelt-Kuznets-Kurve“ bezeichnet – eine Modifizierung der Hypothese des US-Ökonomen Simon Kuznets, die besagt, dass Einkommensungleichheit während der Entwicklung eines Landes zunächst ansteigt und danach abfällt. Auch wenn diese abgewandelte und auf die Umwelt übertragene Kuznets-Kurve teilweise umstritten ist, scheint sie heute relevanter zu sein als in den 1990er-Jahren, als sie erstmals zur Sprache kam.

Grafik 1 – Ein Kompromiss

Die Umwelt-Kuznets-Kurve bildet den Zusammenhang zwischen Umwelt und Wirtschaft ab

 

Quelle: Pictet Asset Management

Die Schwellenländer steuern in immer schnellerem Tempo auf ihr Emissions-Plateau zu. Nehmen wir China, den zweitgrößten Umweltsünder der Welt. Die CO-Intensität des Landes – eine Kennzahl, mit der die CO2-Emissionsmenge pro BIP-Einheit gemessen wird – ist seit 1990 nach Angaben von Our World in Data um mehr als ein Fünftel auf 0,57 Kilogramm CO2 pro US-Dollar BIP gesunken. Im gleichen Zeitraum verzehnfachte sich das chinesische Pro-Kopf-BIP.

In anderen Schwellenländern – beziehungsweise Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen – ist die CO2-Intensität im gleichen Zeitraum noch schneller zurückgegangen. Die Verbesserung geht auf das Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurück. Im Fall Chinas ist der Wandel in erster Linie auf eine Anpassung der industriellen Struktur zurückzuführen. Jüngste Forschungen zeigen, dass die CO2-Emissionen aus den Exporten des Landes beziehungsweise die in seinem internationalen Handel eingebetteten Emissionen in den fünf Jahren bis 2012 gesunken sind, nachdem sie 2007 ihren Höchststand erreicht hatten, teilweise dank Veränderungen im Exportmix.

Die chinesische Wirtschaft hat sich von der Abhängigkeit von der emissionsintensiven Stahl- und Bekleidungsherstellung gelöst und sich den technologieorientierten und stärker wertschöpfenden Sektoren wie der Elektronik zugewandt. Das steht mit der Verpflichtung der Regierung in Zusammenhang, die CO2-Emissionen zu reduzieren und Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung zu ergreifen, da sich die Bevölkerung immer mehr um die Luftqualität sorgt.