Nachhaltigkeit trifft Faktor Investing Gutes tun und Rendite – so geht beides
Immer mehr Anleger erwarten hohe Nachhaltigkeitsstandards. Investmentmanager sehen sich daher gefordert, Aspekte wie Umwelt, Soziales und Qualität der Unternehmensführung (ESG-Kriterien) ohne Abstriche beim Ertrag zu berücksichtigen. Es gibt beispielsweise viele Wege, Nachhaltigkeit in einem quantitativen Portfolio umzusetzen. Welche Ansätze überzeugen, haben wir jüngst untersucht. Unsere Leitfrage lautete: Ist es möglich, ein Portfolio zusammenzustellen, in dem Nachhaltigkeitsziele und Risiko-Rendite-Erwartungen im richtigen Verhältnis stehen – und wie sähe dies aus?
Speziell für Faktor-Investing-Anleger stellt sich die Frage, wie sie die ESG-Profile ihrer Strategien verbessern und weiter von Faktorprämien wie Momentum profitieren können. Auf Basis empirischer Daten können wir dabei eine „Effizienzlinie“ nachweisen: Man kann das Nachhaltigkeitsprofil eines Portfolios verbessern und Alpha vereinnahmen, wobei es dem einzelnen Anleger weiter möglich ist, seine individuellen Anforderungen an Faktoren und ESG-Kriterien zu berücksichtigen. Drei Ansätze haben wir als besonders wichtig identifiziert:
1. Nachhaltigkeitsaspekte und finanzielle Ziele unabhängig voneinander angehen: Dabei wird ein bestimmter Prozentanteil des Portfolios in eine faktorbasierte Strategie investiert, um die gewünschten finanziellen Ziele zu erreichen. Der verbleibende Teil wird in einer ESG-orientierten Strategie angelegt, um das Nachhaltigkeitsprofil des Gesamtportfolios zu verbessern. Allerdings ist ein solcher Ansatz möglicherweise nicht ideal, da die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten oft zulasten der Faktor-Exposures geht und umgekehrt.
2. Das Marktportfolio anhand der gewünschten Nachhaltigkeitskriterien filtern und eine faktorbasierte Strategie auf das verbleibende Anlageuniversum anwenden: Dieses Vorgehen kann zwar zu besseren Ergebnissen führen, ist aber ebenfalls nicht ideal. Hier geht es darum die Anlagen in Unternehmen, die in Bezug auf Nachhaltigkeitskriterien wie dem CO2-Fußabdruck schwach abschneiden, zu vermeiden. Nicht im Fokus steht jedoch das Ergebnis: die Rendite als auch des Nachhaltigkeitsprofils des Portfolios zu verbessern.
3. Faktor-Exposure maximieren und gleichzeitig das Nachhaltigkeitsprofil optimieren: Dies gelingt, indem man Nachhaltigkeit bereits im Rahmen des quantitativen Aktienauswahlmodells als Thema berücksichtigt oder als zusätzliches Kriterium bei der Portfoliokonstruktion aufnimmt.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Nachhaltiges Alpha über erweiterte Indexierung (Enhanced Indexing)
Unserer Überzeugung nach eignet sich insbesondere die dritte Methode dazu, die Rendite- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Diese Zusammenhänge werden in der nachstehenden Grafik 1 vereinfacht dargestellt. Die graue Linie steht für die verschiedenen Möglichkeiten, die Anlegern beim erstgenannten Ansatz offenstehen, bei dem ESG-Aspekte und finanzielle Ziele unabhängig voneinander angegangen werden. Die blaue Linie zeigt die Möglichkeiten von Anlegern, die gleichzeitig die Faktor-Exposures maximieren und das Nachhaltigkeitsprofil optimieren wollen.