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Aktualisiert am 18.06.2020 - 13:48 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

Nachhaltigkeit Wird der Ölpreiseinbruch zu niedrigeren CO2-Fußabdrücken führen?

Montage von Solarmodulen in den Niederlanden: Nachhaltigkeits-Fonds haben jüngst hohe Mittelzuflüsse verzeichnet, da eine ESG-Ausrichtung die Portfoliorisiken reduziert
Montage von Solarmodulen in den Niederlanden: Nachhaltigkeits-Fonds haben jüngst hohe Mittelzuflüsse verzeichnet, da eine ESG-Ausrichtung die Portfoliorisiken reduziert | Foto: imago images / Hollandse Hoogte

Ein Nachfrageeinbruch infolge der Covid-19-Krise zusammen mit einem Überangebot aufgrund eines Konflikts zwischen wichtigen Förderländern sorgten im April erstmals für einen negativen Ölpreis. Da viele Menschen aufgrund der weltweiten Ausgangsbeschränkungen zu Hause bleiben müssen, sind die Treibhausgasemissionen stark gesunken.

Der spektakuläre Einbruch des Ölpreises ist vor allem das Ergebnis eines starken Rückgangs des Energiebedarfs im Zuge der Ausgangsbeschränkungen, die in zahlreichen Ländern erlassen wurden. Der entscheidende Moment war der Rollover-Termin des Mai-Futureskontrakts für Öl der Qualität WTI (West Texas Intermediate) am 19. April, als die Lagerungskosten aufgrund nahender Kapazitätsgrenzen stark angestiegen waren. Zu einem bestimmten Zeitpunkt waren die Händler bereit, bis zu 37 US-Dollar pro Barrel an Abnehmer von Öl zu zahlen.

Nach diesen heftigen Turbulenzen stellte sich ein neues Gleichgewicht ein. Die Nachfrage wird sich jedoch nur allmählich erholen, auch wenn die wegen des Coronavirus erlassenen Vorschriften zum Abstandhalten in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 teilweise aufgehoben werden. Die Aussichten für Fluggesellschaften haben sich eingetrübt. Die Frage ist: Sind Menschen noch bereit, sich so oft wie bisher in volle Flugzeuge zu setzen, nachdem sich digitale Kommunikationskanäle als ebenso effektiv erwiesen haben.

Starker Rückgang der Treibhausgasemissionen

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Auf den ersten Blick lässt dies auf verringerte CO2-Emissionen hoffen, durch die die globale Erwärmung bekämpft und auch die Luftverschmutzung begrenzt werden soll. Die gesunkene Reiseintensität wird in diesem Jahr zu einer beträchtlichen Abnahme der Treibhausgasemissionen führen. Die Internationale Energieagentur rechnet mit einem beispiellosen Rückgang von acht Prozent. Allerdings halten wir das tatsächliche Ausmaß und die Dauer des Rückgangs für fraglich. Entscheidend ist der Verlauf der Konjunkturerholung in den USA und in China, auf die 20 Prozent beziehungsweise 14 Prozent des globalen Ölverbrauchs entfallen. Der Kreditimpuls in China – ein Frühindikator sowohl für das chinesische als auch das US-amerikanische Wirtschaftswachstum – verliert weiter an Dynamik. Das deutet darauf hin, dass die globale Ölnachfrage wahrscheinlich nicht halb so stark steigen wird, wie dies während des globalen zyklischen Aufschwungs im Jahr 2017 der Fall war.

Solange die chinesische Regierung im Hinblick auf Konjunkturanreize nicht nach dem Motto „Was auch immer es kostet" verfährt und die derzeitigen Ausgangsbeschränkungen für vier Milliarden Konsumenten weltweit nur schrittweise aufgehoben werden, ist mit keiner starken Erholung der Ölnachfrage zu rechnen. Das wirft die Frage auf, ob sich die Treibhausgasemissionen ebenfalls günstiger als erwartet entwickeln könnten.

                                 Abbildung 1: Der negative Ölpreis war zwar beispiellos, ließ den Aktienmarkt aber unberührt.

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