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in Asien ex-JapanLesedauer: 5 Minuten

Robert Halver zum Handelskrieg Armageddon auf dem Aktienmarkt?

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Weder Zinsangst noch Notenbanker taugen als filmreife Bösewichte. Das Ende der Welt, so wie es im amerikanischen Film „2012“ dargestellt wird, findet an den Aktienmärkten keinen neuen Showdown. Im Gegenteil, 2012 kam in Europa der Dokumentarfilm „Whatever it takes“ mit Mario Draghi als Hauptdarsteller in die Kinos. Obwohl er eher langweilig ist, läuft er bis heute.

Warum einen Handelskrieg führen, wenn man auch so gewinnt

Donald Trump ist politisch unberechenbar. Aber in Handelsfragen ist er sehr klar, wenn man zwischen den Zeilen seiner Tweets liest. Der gute Donald will doch keinen Handelskrieg. Seine amerikanischen Weltkonzerne würden das Weiße Haus nicht nur umzingeln, sondern auch angreifen. Trump würde Arbeitsplätze ab- und nicht aufbauen. So weit wird es aber nicht kommen. Ihm geht es um etwas anderes. Dabei nutzt er alle Tricks des Täuschens, des Bluffens und wie man seine Gegner unter Druck setzt. Auf diese Weise hat er auch sein Bauimperium nach der Immobilienkrise gerettet. Und diese Killerqualitäten setzt er auch gegenüber der EU und dem neuen US-Rivalen China ein, um - na was denn sonst - einen guten Deal für sich zu machen. Und siehe da, die EU kommt ihm doch schon reumütig entgegen und spricht von reduzierten Zöllen auf amerikanische Importgüter. Europa weiß sehr genau, dass es deutlich abhängiger von der Exportdroge als umgekehrt ist.

Und China? Würde man den auf Lebenszeit gewählten chinesischen Präsident auskitzeln, müsste er zugeben, dass chinesische Handelspraktiken mit Freihandel so wenig zu tun haben wie Streuobstwiesen mit Unkrautfreiheit. Wer in Peking etwas anderes behauptet, wird wahrscheinlich „Pinocchio“ heißen. Auch die Tatsache, dass auf fast jedem in den USA verkauften T-Shirt, auf jedem Sportschuh und auf jeder Plastikfigur amerikanischer Action-Helden „Made in China“ steht, wird der KP schonungslos ihre handelsseitigen Anfälligkeit vor Augen führen.

Ich bin mir sicher, China wird auf die Androhung der roten Karte aus den USA reagieren und auf die Trumpschen Handelswünsche eingehen. China muss seine Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Lohn und Brot halten. Dabei stört es nicht, dass sich die USA und China wie beim Show-Wrestling verbal auf die Matte werfen. Diese Leibesübungen richten sich an das Publikum in beiden Ländern: Man verteidigt die eigenen Interessen mannhaft.

Darauf sollte man nicht hereinfallen. Wichtig ist, was hinten rauskommt. Und das dürfte die Verständigung von „Chimerika“ auf gegenseitig weniger Handelshemmnisse sein. Denn Uncle Sam will in China auch verkaufen. Die USA und China müssen eine Vernunftehe führen, die deutlich länger hält als so manche Liebesbeziehung. Der Handelskrieg ist ein Sturm im Wasserglas. Auch er taugt nicht als Kulisse für einen erfolgreichen Horrorfilm am Aktienmarkt.

Es spricht mehr für einen Heimatfilm mit Happy End als einen Katastrophenfilm

Ohne Zweifel, die sich gegenseitig aufschaukelnde Eskalation zwischen dem Westen und Russland kann die Akteinstimmung zwischenzeitlich ähnlich trüben wie die Aufregungen im IT-Sektor, u.a. bei Facebook. Doch hat sich nach der Kursbereinigung seit Jahresbeginn der übertriebene Anlegeroptimismus deutlich zurückgebildet. Vieles ist eingepreist.

Statt eines Katastrophenfilms an den Aktienmärkten ist eher mit einem Heimatfilm und Happy End zu rechnen. 

Autor Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Frankfurt.

 

 

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