Die großen Megatrends der Zukunft üben seit langem eine faszinierende Anziehungskraft auf Investoren aus. Verständlich, denn viele dieser Themen wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Demografie, grüne Energie, Robotik oder Blockchain scheinen die klaren Gewinner von morgen zu sein. Angesichts des tiefgreifenden Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft träumen viele Anleger von hohen Kursgewinnen.
Die Faszination der Megatrends
Der Fundus an Themen scheint unerschöpflich und beflügelt seit jeher die Fantasie der Produktentwickler in den Büros der Fondsanbieter. Eine ganze Welle neuer Megatrendfonds rollt in diesen Tagen auf die Anleger zu. Ein Blick auf die Produkte macht schnell klar, was angesagt ist. Die ETFs tragen wohlklingende Beinamen wie Battery-Value-Chain, Cloud Computing, Digital Health, Green Energy und immer wieder Metaverse.
Für Privatanleger mag es praktikabel sein, mit einem Klick in die gesamte Wertschöpfungskette eines Megatrends zu investieren. Wer hier daneben liegt, hat unter Umständen jedoch einen Megatrend auf dem Zettel, dessen Zug längst abgefahren ist und der sich als Rohrkrepierer entpuppt. Oder er kauft womöglich das falsche Produkt im richtigen Megatrend.
HQ-Trust Studie offenbart markante Schwächen
Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Untersuchung von HQ-Trust. Die Investmentgesellschaft hat die Wertentwicklung von rund 200 in Deutschland zugelassenen Themenfonds und ETFs, die seit August 2022 auf dem Markt sind, unter die Lupe genommen und auffällige Unterschiede festgestellt. Nicht nur zwischen den einzelnen Investmentthemen kann die Wertentwicklung stark variieren. Auch innerhalb der einzelnen Themen weisen die untersuchten Fonds sehr große Renditedifferenzen auf.
Die größten Performanceunterschiede gab es bei Produkten im Bereich der Mobilitätswende. Hier lagen 68 Prozentpunkte zwischen dem besten und dem schlechtesten Fonds beziehungsweise ETF. Aber auch in den Bereichen digitale Gesundheit und grüne Energie betrug die Spannweite der Performance mehr als 40 Prozentpunkte. Deutlich geringer waren die Unterschiede in den Bereichen Wasser und digitale Sicherheit, wo zwischen dem besten und dem schlechtesten Produkt weniger als 10 Prozentpunkte lagen.
Renditen in Bewegung: Unterschiedliche Performance von Themen-ETFs
Selbst innerhalb des laufenden Börsenjahres zeigen sich enorme Unterschiede. Wer dachte, mit grüner Energie seien wie in den Vorjahren enorme Renditen zu erzielen, muss feststellen, dass der hierzulande so beliebte iShares Global Clean Energy ETF über 20 Prozent im Minus liegt. Auf Jahressicht hat er sogar mehr als 35 Prozent an Wert verloren. Wer sich dagegen mit dem JPM Carbon Transition Global Equity ETF an das Thema herangewagt hätte, hätte im laufenden Jahr ein Plus von rund 11 Prozent erzielt. Der Grund: Der Fonds geht den Übergang in eine kohlenstoffärmere Welt von morgen anders an und investiert neben Energiewerten auch in nachhaltige Technologiekonzerne wie Tesla, Microsoft oder Nvidia.
„Anleger sollten bei Themenfonds genau auf die Zusammensetzung achten, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Es macht einen großen Unterschied, ob die größte Position zehn oder 35 Prozent ausmacht und ob 100 oder nur 30 Aktien im Produkt enthalten sind“, rät HQ-Trust-Experte Jan Trachtler. Zudem lohne es sich, darauf zu achten, nach welchen Kriterien das jeweilige Produkt die Aktien auswählt, die später im ETF landen.
Keine Glaskugel nötig: Die Stärken von Multi-Themen-Fonds
Doch auf welches Thema sollten Sparer besonders setzen? Eigentlich liegt die Lösung auf der Hand - nicht auf ein einzelnes Thema, denn schließlich hat niemand eine magische Glaskugel, um zu wissen, was die Zukunft besonders prägen wird. Ein sogenannter Multi-Themen-Fonds, der die attraktivsten Ideen sinnvoll mischt, wäre eigentlich die richtige Wahl.
Eine Möglichkeit ist beispielsweise der Han-Gins Tech Megatrend Equal Weight ETF des auf Spezialthemen setzenden Anbieters Han-ETF. Der Indexfonds ist im Oktober 2018 aufgelegt worden. Ziel des Anbieters war es, einen passiven Fonds aufzulegen, der in Aktien von disruptiven Technologieunternehmen investiert, also Unternehmen, die mit ihren Innovationen bestehende Produkte in der Industrie ersetzen können. Der ETF ist in acht Subsektoren unterteilt und deckt Bereiche wie Cybersecurity, Robotik oder die Blockchain ab (siehe Grafik unten).
Nachgebildet wird der Solactive Innovative Technologies Index. Dieser besteht derzeit aus 117 Unternehmen. Laut Verkaufsprospekt werden nur innovationsstarke Unternehmen aufgenommen, die in ihrer Branche eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Besondere: Der Indexanbieter gewichtet regelmäßig nicht nur die einzelnen Megatrends gleich, sondern auch die Einzeltitel innerhalb des jeweiligen Themas. Damit vermeidet der Anbieter geschickt Klumpenrisiken, wie sie bei den üblichen nach Marktkapitalisierung gewichteten ETFs auftreten. Auch hinsichtlich der Regionen gibt es keine Einschränkungen. Entsprechend dominieren nicht die üblichen Tech-Giganten wie Alphabet, Microsoft oder Apple. Vielmehr finden sich auch kleinere und weniger bekannte Namen unter den Top-Werten.
Die fünf Top-Holdings im ETF:
- Bit Digital ist ein Kryptowährungsunternehmen mit Sitz in den USA, dass sich auf den Betrieb von Bitcoin-Mining-Anlagen und die Bereitstellung von Rechenleistung für die Validierung von Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk spezialisiert hat. Das Unternehmen betreibt und verwaltet Mining-Anlagen in verschiedenen Ländern, um Bitcoin zu erzeugen und von dessen Wertentwicklung zu profitieren: 2,1 Prozent
- Applied Blockchain ist ein britisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Implementierung maßgeschneiderter Blockchain-Lösungen für verschiedene Branchen und Anwendungen spezialisiert hat. Das Ziel ist die Integration der Blockchain-Technologie, um Prozesse zu optimieren, Transparenz zu schaffen und die Sicherheit in verschiedenen Geschäftsbereichen zu erhöhen: 2,0 Prozent
- Cleanspark ist ein Unternehmen, das Energiemanagement-Softwarelösungen entwickelt, um den effizienten Betrieb von Energieinfrastrukturen zu ermöglichen. Ihre Technologie optimiert Energieflüsse, integriert erneuerbare Energiequellen und bietet Grid-Management-Lösungen für eine nachhaltige und effektive Energieversorgung: 1,9 Prozent
- Riot Blockchain ist ein Unternehmen, das sich auf Bitcoin-Mining spezialisiert hat und sich auf den Betrieb von Mining-Hardware und -Anlagen konzentriert, um Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk zu validieren und neue Bitcoins zu generieren: 1,8 Prozent
- Marathon Digital Holdings ist ein Unternehmen, das sich auf Bitcoin-Mining spezialisiert hat und Mining-Hardware sowie Infrastruktur betreibt, um Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk zu validieren und neue Bitcoins zu schaffen: 1,6 Prozent
Dank der Erholung des Technologiesektors hat sich auch der Han-Gins Tech Megatrend Equal Weight ETF in diesem Jahr sehr gut entwickelt. Seit Jahresbeginn liegt er mit 22 Prozent im Plus. Aufgrund seiner starken Fokussierung auf Technologiethemen ist auch dieser ETF wie fast alle Megatrend-Themenfonds nur zur Beimischung zu empfehlen. Dank der Gleichgewichtung von Themen und Aktien halten sich die Schwankungen aber in Grenzen. Die historische Volatilität liegt auf Sicht von drei Jahren bei 25 Prozent.
Wem der Fokus auf Technologie zu speziell ist, sollte sich den L&G Global Thematic ESG Exclusions ETF einmal genauer ansehen. Der Themen-ETF von LGIM ist wesentlich defensiver konstruiert. Neben Technologie mit einer Gewichtung von 30 Prozent stehen Unternehmen aus den Sektoren Industrie, Gesundheit, Basiskonsum, Immobilien und Finanzen im Fokus. Mit einem Plus von 3,4 Prozent hat er im laufenden Jahr im direkten Vergleich zwar das Nachsehen, dafür aber deutlich weniger Ausschläge nach oben und unten.
Mit Themen-ETFs in die Zukunft investieren: Chancen und Stolpersteine
Vorteile von Themen-ETFs:
- Gezielte Exposition: Themen-ETFs ermöglichen Anlegern gezielte Investitionen in aufstrebende Branchen oder Trends, die sie interessieren, ohne direkt in Einzelaktien investieren zu müssen.
- Diversifikation: Themen-ETFs bieten Diversifikation über eine breite Palette von Unternehmen, die auf ein bestimmtes Thema ausgerichtet sind, was das Einzeltitelrisiko reduzieren kann.
- Innovationschancen: Durch die Ausrichtung auf zukunftsorientierte Themen können Anleger von innovativen Technologien und Trends profitieren, die traditionelle Indizes möglicherweise nicht abdecken.
Nachteile von Themen-ETFs:
- Hohe Volatilität: Themen-ETFs, die auf spezifische Sektoren oder Trends ausgerichtet sind, können anfällig für erhöhte Volatilität sein, wenn sich die Marktbedingungen ändern.
- Risiko der Fehleinschätzung: Die Wahl des falschen Themas oder Trends kann zu Verlusten führen, wenn die erwarteten Entwicklungen nicht eintreten oder sich anders entwickeln als prognostiziert.
- Begrenzte Diversifikation: Obwohl Themen-ETFs Diversifikation bieten, können sie dennoch eine begrenzte Sicht auf den Gesamtmarkt haben und bestimmte Branchen oder Trends überbetonen, was zu Ungleichgewichten führen kann.