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Aktualisiert am 24.08.2023 - 12:27 Uhrin Aktiver Ansatz aus ÜberzeugungLesedauer: 6 Minuten
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Klima und mehr Das sind die 3 wichtigsten Nachhaltigkeitstrends der kommenden Jahre

Recycling von Plastikflaschen
Recycling von Plastikflaschen: Wiederverwertung ist ein Weg, den Ressourcenverbrauch einzuschränken. | Foto: imago images / Xinhua

Welche Trends werden den Bereich verantwortungsvoller Investitionen in den kommenden Jahren am stärksten prägen? Darüber haben sich Analysten aus dem SRI-Team (Socially Responsible Investing) bei Columbia Threadneedle Investments Gedanken gemacht und drei Themen identifiziert.

Klimaschutz bleibt das dominierende Thema

Natalia Luna

Der Kampf gegen den Klimawandel wird auch in den kommenden Jahren eines der dominierenden Themen sein. Davon ist Natalia Luna, Analysten im Bereich verantwortliches Investieren bei Columbia Threadneedle Investments, überzeugt. Viele Länder und Unternehmen hätten sich ehrgeizige Ziele gesetzt. „Jetzt erwarten die Marktteilnehmer, dass sie auch wirklich etwas tun.“

Daran ändere auch der Russland-Ukraine-Konflikt nichts: „Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Netto-Null-Emissionsziele dadurch verschieben oder an Bedeutung verlieren. Im Gegenteil: Wir sind der Meinung, dass insbesondere in Europa die Abhängigkeit von russischem Gas verringert werden soll und sich daher der Wandel beschleunigt“, sagt Luna.

Da die Klimaschutzbemühungen künftig immer stärker im Fokus der Öffentlichkeit stehen werden, rechnet die Analystin mit zunehmenden Klimaprozessen. Mit entsprechenden Klagen beispielsweise gegen die niederländische Regierung seien wichtige Präzedenzfälle geschaffen worden. Luna ist der Meinung, dass in den kommenden Jahren mehr Branchen ins Visier genommen werden. „Kurzfristig sind jedoch die europäischen Regierungen und Energieunternehmen am stärksten gefährdet“, sagt die Analystin. „Ein anderer Sektor, der einem höheren Risiko von Rechtsstreitigkeiten ausgesetzt ist, sind die Automobilhersteller.“ Hier liefen bereits Klagen. Sind diese erfolgreich, dürfte das aus Lunas Sicht zu weiteren Rechtsstreitigkeiten im Transportsektor führen. Ebenfalls verstärkt betroffen sein könnten Finanzinstitute, die besonders stark im Visier von Nichtregierungsorganisation stehen.

Jedes Unternehmen, das über keinen belastbaren Netto-Null-Plan verfügt oder ihn inkonsequent verfolgt, riskiert einen Rechtsstreit. „Unternehmen müssen sich dem bewusst sein, denn die Auswirkungen sind weitreichend und umfassend“, betont Luna. Es gehe dabei nicht wirklich um Bußgelder oder Strafen, sondern um Veränderung. „Das kann ein erhöhtes Risiko für die Strategie eines Unternehmens bedeuten. Es muss gegebenenfalls sein Geschäftsmodell anpassen, um ehrgeizigere Netto-Null-Pläne zu verwirklichen. Oder seine Investitionen in den Klimaschutz erhöhen.“

Was bedeutet das nun für Anleger? „Investoren müssen den Netto-Null-Plänen, den kurz- und mittelfristigen Zielen und den konkreten Maßnahmen der Unternehmen größere Aufmerksamkeit schenken“, sagt Luna.

Als weiteren Trend sieht Natalia Luna den Druck auf Unternehmen, ihre Lieferketten zu dekarbonisieren – das heißt: Die Emissionen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. „Das hat in der Praxis zwei Auswirkungen: Einerseits werden Unternehmen aus Schlüsselsektoren in den Lieferketten wie Halbleiter-, Software- oder Hardware-Produzenten, die keinen angemessenen Netto-Null-Plan haben, von ihren Kunden stärker unter Druck gesetzt.“ Unzureichende Klimaschutzbemühungen könnten einen Wettbewerbsnachteil darstellen. „Auf der anderen Seite werden Unternehmen, die Technologien und Komponenten für grüne Lösungen bereitstellen und über glaubwürdige Netto-Null-Ziele verfügen, mehr Aufmerksamkeit von Investoren erhalten.“

Verkehrswende – vom Elektroauto bis zu nachhaltigem Flugbenzin

Benjamin Kelly

Als weiteren langfristigen Trend sieht das ESG-Team von Columbia Threadneedle Investments nachhaltige Mobilität. Dabei hat es unter anderem den Flugverkehr im Blick. „Es gibt schon seit Jahren nachhaltiges Flugbenzin, dass die Emissionen um bis zu 80 Prozent verringern kann. Die Akzeptanz aber ist noch gering“, sagt Benjamin Kelly, Analyst im Bereich verantwortliches Investieren bei Columbia Threadneedle Investments. Das könnte sich jedoch zusehends ändern. Zum einen dürften die Preise sinken, zum anderen wird die Verwendung zunehmend von der Politik gefördert und gefordert. „Ich denke, dass die Branche in den nächsten Jahren ein erhebliches Wachstum erleben wird“, sagt Kelly.

Der Schwung sei groß, ähnlich wie bei Elektrofahrzeugen. Im Jahr 2021 stiegen die Verkaufszahlen reiner Stromer deutlich an. Es beginne sich laut Kelly ein exponentielles Wachstum abzuzeichnen – ebenfalls dank politischer Anreize. Der Analyst hat aber nicht nur E-Mobilität auf dem Zettel, sondern auch mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenfahrzeuge.

„Im Laufe der Zeit scheinen sich diese neuen Technologien immer schneller zu entwickeln“, hat Kelly beobachtet. „Nachhaltige Flugkraftstoffe, Elektrofahrzeuge und grüner Wasserstoff: Das sind drei Bereiche, in denen wir meiner Meinung nach in den kommenden Jahren ein erhebliches Wachstum sehen könnten.“ Zumal grüner, also mithilfe erneuerbarer Energien erzeugter, Wasserstoff angesichts des Russland-Ukraine-Konflikts und der damit verbundenen Bemühungen um eine größere Unabhängigkeit von russischem Gas einen zusätzlichen Schub erhalten könnte.

Insgesamt stehe man erst am Anfang dieser Reise. Aber, wie Kelly sagt: „Die Entwicklung verläuft in einem hohen Tempo.“

Biodiversität – lange im Hintergrund

Olvia Watson

Als weiteres großes Thema sehen die Nachhaltigkeitsexperten von Columbia Threadneedle Investments den Schutz der biologischen Vielfalt und der natürlichen Räume. Dieser stand lange im Schatten des Klimawandels, rückt nun jedoch zunehmend ins öffentliche Bewusstsein.

„Wir sehen immer mehr Reaktionen auf dieses Problem“, sagt Olivia Watson, Analystin im Bereich verantwortliches Investieren bei Columbia Threadneedle Investments. „Wir beobachten ein größeres Bewusstsein auf der regulatorischen Seite und ein größeres Reputationsrisiko für Unternehmen, die an der Schädigung der biologischen Vielfalt oder der Natur beteiligt sind.“ Darauf beginnen sie zu reagieren und sich das Ziel zu setzen, negative Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die biologische Vielfalt zu vermeiden.

Der erste Bericht der UN-Organisation zum Schutz der Biodiversität, des Intergovernmental Panel on Biodiversity, hat fünf Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt und der Natur identifiziert:

  • Veränderte Landnutzung
  • Umweltverschmutzung
  • Übermäßige Ausbeutung von Ressourcen
  • Klimawandel
  • Invasive Arten

„Wir sehen schon jetzt, dass immer mehr Vorschriften eingeführt werden, um diese Ursachen für den Verlust der Natur zu bekämpfen“, sagt Watson. Unternehmen müssten sich daher auf steigende Kosten einstellen – etwa durch höhere Steuern – und Veränderungen in der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen.

Anders als beim Kampf gegen den Klimawandel, den Anleger mit Investments in erneuerbare Energien direkt unterstützen können, ist es bei der Biodiversität schwieriger. „Es geht darum, die Wirtschaft wirklich zu verändern“, betont Watson.

Dabei spielen insbesondere vier Bereiche eine Rolle:

  • Kreislaufwirtschaft
  • Nachhaltige Lebensmittelproduktion
  • Energiewende
  • Nachhaltige Städte

Auch hier könnte die Entwicklung von der Politik gestützt werden – beispielsweise durch strengere Vorgaben für den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Nach Ansicht von Watson könnte der Ukraine-Krieg die Entwicklung ebenfalls beschleunigen: „Da die Preise für Getreide steigen, könnten alternative Proteinquellen an Bedeutung und Akzeptanz gewinnen.“ Schließlich würden sie aus wirtschaftlicher Sicht immer attraktiver. Ganz grundsätzlich könnten neue Technologien die Effizienz in der Nahrungsmittelproduktion verbessern.

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