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in Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 10 Minuten
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Aktienmarkt Hohe Energiekosten erzwingen Investitionen in Erneuerbare

Nasdaq-Händler in New York
Nasdaq-Händler in New York: Langfristige Anleger können von Marktvolatilität und attraktiven Bewertungen profitieren. | Foto: Imago Images / Xinhua

Die Unternehmensgewinne werden angesichts der Zinsanhebungen der Zentralbanken und der hohen Energiepreise möglicherweise unter Druck geraten. Dennoch sehen wir langfristige Gelegenheiten bei Firmen, die Lösungen für die aktuellen Krisen parat haben.

Unsere Einschätzung Anfang des vierten Quartals:


Wie die nachstehende Grafik zeigt, haben Unternehmen in den entwickelten Ländern im laufenden Jahr robuste Gewinne erwirtschaftet. Die Aktienkurse haben davon allerdings nicht profitiert. Steigende Teuerungsraten, höhere Zinsen und Sorgen um das Wirtschaftswachstum drückten auf die Bewertungen.

Der makroökonomische Ausblick ist trübe, sodass die Gewinnprognosen in naher Zukunft auf breiter Front gesenkt werden dürften. Führende Zentralbanken versuchen nun, durch Zinserhöhungen die Inflation zu bremsen, und nehmen eine Rezession in Kauf. Gestörte Lieferketten und die Auswirkungen des Krieges auf Energie- und Lebensmittelpreise belasten die Wirtschaft zusätzlich.

Nigel Bolton

Höhere Zinsen treiben die Kreditkosten für Firmen und Verbraucher in die Höhe, sodass diesen weniger Geld zum Investieren beziehungsweise Ausgeben bleibt und die Nachfrage sinkt. Auf Beschäftigungsebene könnte dies die hartnäckig hohe Lohninflation dämpfen. Gegen die angebotsbedingte Inflation aufgrund von Lieferengpässen und der globalen Energiekrise sind die Währungshüter allerdings machtlos. Insgesamt erwarten wir eine wirtschaftliche Abkühlung und längerfristig höhere Preissteigerungen. Die staatlichen und privaten Investitionen zur Bekämpfung der kurzfristigen Folgen sowie der tieferen Ursachen der Energiekrise werden voraussichtlich steigen. All dies ergibt ein negatives Marktumfeld. Langfristige Anleger können allerdings von
Marktvolatilität und attraktiven Bewertungen profitieren. Stock-Picker können titelspezifische und regionale Bewertungsunterschiede für sich nutzen und Unternehmen identifizieren, die den Preissteigerungen Lösungen entgegenzusetzen haben.

Automatisierung

In zahlreichen führenden Volkswirtschaften liegt die Erwerbsbeteiligung nach wie vor unter dem Niveau vor der Pandemie. Arbeitnehmer können daher selbstbewusst die Anpassung ihrer Löhne an die Inflation fordern, was die Lohnkosten ständig weiter nach oben treibt. Gleichzeitig bemühen sich die Unternehmen, die Produktion heimzuholen, um die pandemiebedingten und durch geopolitische
Spannungen verursachten Lieferengpässe zu umgehen. Wir beobachten, dass der Schwerpunkt der Investitionen bei vielen Unternehmen nicht mehr auf Kosten und Effizienz, sondern zunehmend auf Stabilität und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.

 

Anlagechancen sehen wir bei Anbietern von Automatisierungs- und Effizienzlösungen – „One-Stop-Shops“ für Unternehmen, die Lohnkosten senken und ihre Produktionsabläufe straffen wollen.

Europa, der Euro und die Energiepreise

Viele Unternehmen, die bestens aufgestellt sind, um von den oben erwähnten Trends zu profitieren, sitzen unseres Erachtens in Europa. Die kurzfristigen Prognosen für die Region sind allerdings trüb. Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar dramatisch eingebüßt, da der Höhenflug der Energiepreise in Folge der Abhängigkeit von russischem Gas in Europa das Wirtschaftswachstum bremst. Wir denken, dass diese makroökonomischen Trends Chancen für Stock-Picker bereithalten. Viele europäische Unternehmen, die zu den Wegbereitern der Automatisierung, Elektrifizierung und des Übergangs zu erneuerbaren Energien gehören, sind im globalen Vergleich mit Abschlägen bewertet. Der aktuell schwache Euro dürfte europäischen Exporteuren zugutekommen, deren Produkte für Käufer auf der ganzen Welt günstiger werden.

Außerdem treffen die höheren Energiepreise nicht alle Unternehmen gleich stark. Eine sorgfältige Einzeltitelanalyse kann helfen, die langfristigen Gewinner sowie die Unternehmen zu identifizieren, die sich von den Energiekosten unabhängiger machen können.