LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MegatrendsLesedauer: 6 Minuten
ANZEIGE

Wasser-Experte David Lloyd Owen „Wasser-Fußabdruck bald wichtiger als CO2-Emissionen“

Seite 2 / 3

Die Vereinten Nationen (UN) messen die Wassernutzung auf andere Weise: Sie untersuchen, wie viel Bruttowertschöpfung ein Unternehmen, eine Branche oder ein Land pro verbrauchter Einheit Wasser erzielt. Diese Kennzahl – auch als Wassernutzungseffizienz (WUE) bezeichnet – wird von der UN im Rahmen ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) vorzugsweise herangezogen, um die Verfügbarkeit und das nachhaltige Management von Wasser und Siedlungshygiene für alle zu gewährleisten. Die Initiative UN CEO Water Mandate ermöglicht dabei die Verifizierung dieser Daten durch Dritte. „Externe Überprüfungen könnten somit zur Norm werden“, ist Lloyd Owen überzeugt.

Bevor jedoch die WUE-Bewertungen herangezogen werden können, um Effizienz von Verschwendung zu unterscheiden oder auf ihrer Grundlage offizielle Ziele für die Wassernutzung festzulegen, muss eines sichergestellt werden: Dass sie vergleichbar sind und ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Wassernutzung eines Unternehmens vermitteln. Momentan ist das noch nicht der Fall. Die WUEs sind von Branche zu Branche und zwischen Unternehmen derselben Branche sehr uneinheitlich.

Brauereibranche mit abweichenden Berechnungen

Nehmen wir als Beispiel das Brauereigewerbe. Insgesamt produziert die Branche rund 1,9 Hektoliter Bier im Jahr und verbraucht dabei – vom Pflanzenanbau bis zum Konsum – mindestens sechzigmal so viel Wasser. Dennoch gibt es innerhalb der Branche große Unterschiede beim Wasserverbrauch von Brauerei zu Brauerei.

Ein internationaler Braukonzern zum Beispiel gibt einen WUE-Wert von 1.850 US-Dollar Bruttowertschöpfung pro verbrauchtem Kubikmeter Wasser an, während sein Mitbewerber nur 270 US-Dollar erwirtschaftet. Die Brauerei mit dem besseren Wert ist auf ihrem Weg zu höherer Wassereffizienz ganz offensichtlich weiter vorangekommen. Das Problem ist jedoch, dass ein Vergleich derzeit kaum möglich ist, weil die Berechnungen stark voneinander abweichen.

„Das macht deutlich, wie unterschiedlich die Unternehmen innerhalb einer Branche sein können“, so Lloyd Owen. „Es zeigt aber auch, dass vermutlich unterschiedliche Kriterien für die Wassernutzung herangezogen werden. Das eine Unternehmen berücksichtigt zum Beispiel das für die Herstellung der Rohstoffe benötigte Wasser, während das andere nur das direkt verbrauchte Wasser einrechnet.“

2.700 Liter Wasser für ein T-Shirt

Damit die Daten aussagekräftig sind, müssen die Unternehmen ihren Wasserverbrauch in der gesamten Produktionskette analysieren – und das ist bei vielen noch nicht der Fall. Ein typischer Bekleidungseinzelhändler beispielsweise verbraucht relativ wenig Wasser direkt. Dabei wird aber ausser Acht gelassen, dass die Baumwolle, aus denen die Kleidungsstücke bestehen, sehr wasserintensiv in der Produktion sind. Für ein einziges T-Shirt werden 2.700 Liter Wasser benötigt, bevor es überhaupt getragen wird (siehe Abbildung).