LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 3 Minuten

Vermögensverwalter Andreas Enke im Interview „Wer wirklich nachhaltig anlegen will, ist mit ETFs nicht gut bedient“

Andreas Enke, Geneon.
Andreas Enke ist Vorstand der Vermögensverwaltung Geneon. | Foto: Geneon

DAS INVESTMENT: Herr Enke, wie definieren Sie persönlich Nachhaltigkeit?

Andreas Enke: Ich finde die Definition der Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen, die 1987 stattgefunden hat, treffend: 'Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können.'

Wie sollte die Finanzbranche Ihrer Meinung nach Nachhaltigkeit definieren?

Enke: Die allgemeine Definition sollte so lauten: 'Nachhaltige Geldanlagen lenken Kapitalströme so, dass sie keines der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung behindern und mindestens ein Ziel unterstützen.'

Wann sind Nachhaltigkeits-ETFs entstanden?

Enke: Die ETFs mit den strengsten Kriterien aus der SRI-Reihe für Investments in Europa gibt es schon seit 2011. Die weniger nachhaltige ESG-Screened-Reihe ist seit 2018 auf dem Markt. Interessant ist, dass Asset Manager mit dem Hype um nachhaltige Geldanlagen ab 2018 zahlreiche neue ETFs aufgelegt haben, die schwächer sind als ältere Produkte. Ich habe eigentlich eine Verbesserung erwartet.

Wie gefragt sind ESG-ETFs?

Enke: Vielen Menschen ist es schlicht egal, wo sie investieren. Sie achten vor allem auf Risikokennzahlen, das haben sie ja auch über Jahrzehnte gelernt. Die meisten Menschen wissen nicht, dass die bewusste Lenkung von Kapitalströmen in nachhaltige Unternehmen keine Renditenachteile mit sich bringt.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Wie nachhaltig sind ESG-ETFs aus ihrer Sicht?

Enke: Aktien-ETFs sind angeblich nachhaltig, weil Anbieter bestimmte Branchen oder einzelne Unternehmen aus den Mutterindizes ausschließen, deren Umsatzanteil in problematischen Geschäftsbereichen eine bestimmte Grenze überschreitet. Dadurch wird das Portfolio der ETFs aber letztendlich nur kleiner. Es folgt kein Ersatz der ausgeschlossenen Unternehmen durch besonders nachhaltige Unternehmen. Stellen Sie sich vor: Der iShares MSCI World SRI (ISIN: IE00BDZZTM54) mit Ausschlusskriterien und dem Anspruch, nur in Unternehmen mit den besten ESG-Bewertungen zu investieren, besteht aus nur 389 Aktien. Der iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983) besteht hingegen immerhin aus 1.538 Aktien. Nach der Filterung haben verbliebene Aktien ein viel höheres Gewicht im Fonds, das ist problematisch. Außerdem stellt sich die Frage, ob sie auch wirklich nachhaltig sind, nur weil sie ein paar Kriterien erfüllen?

Eignen sich passive oder aktive Fonds Ihrer Meinung nach besser für nachhaltige Investments?

Enke: Wer auf Nachhaltigkeit wirklich Wert legt, ist mit ESG-ETFs nicht gut bedient. Fondsmanager suchen gezielt Unternehmen, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterstützen und tauschen nicht nur ein paar schwarze Schafe aus. Nachhaltig orientierte Anleger sollten sich für aktiv gemanagte Fonds entscheiden und ETFs nur zur regionalen Schwerpunktbildung einsetzen, wenn es gar nicht anders geht.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion