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Goldman-Sachs-Experte im Gespräch „Wir erleben Phase Eins einer Nahrungsmittel-Revolution“

Alexis Deladerrière
Alexis Deladerrière, Fondsmanager und ESG-Experte bei Goldman Sachs | Foto: Goldman Sachs

DAS INVESTMENT: Die Produktion von Lebenmitteln treibt den Klimawandel. Was sind die größten Probleme und welche Auswege sehen Sie?

Alexis Deladerrière: Die Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdoppelt, bis 2050 dürfte sie um weitere 30 Prozent zulegen. Noch entscheidender als die wachsende Zahl sind die sich verändernden Essgewohnheiten. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung von Ländern in Asien und Afrika wird auch dort die Ernährung proteinreicher werden, insbesondere die Nachfrage nach Fleisch wird steigen.

Die Fleischproduktion dürfte bis 2050 um 50 bis 60 Prozent zunehmen. Das belastet die Umwelt. Denn der Wasserverbrauch und die Treibhausgas-Emissionen sind hier um ein Vielfaches höher als bei einer pflanzenbasierten Ernährung.

Neben dem Sicherstellen einer ausreichenden und gesunden Ernährung der Weltbevölkerung ist es eine wichtige Herausforderung, die Umweltbelastung und -zerstörung, etwa die Abholzung von Wäldern, durch die Nahrungsmittelproduktion zu minimieren. Die zunehmende Produktion beschleunigt die globale Erwärmung. Die Produktionssysteme müssen daher angepasst werden, ebenso das Ernährungsverhalten der Menschen.

Der Klimawandel trifft umgekehrt auch die Nahrungsmittelproduktion?

Deladerrière: Ja, und die negativen Auswirkungen dürften überwiegen. Wir sehen schon jetzt, dass Extremwetter ganze Ernten zerstört. Der ohnehin hohe Wasserverbrauch in der Landwirtschaft dürfte mit der Erderwärmung noch weiter ansteigen. Und auch die Wasserknappheit wird zunehmen. Schon heute leiden rund 50 Prozent der Bevölkerung unter Wassermangel, bis 2050 dürfte sich der Anteil auf rund 60 Prozent erhöhen.

Hilft es, wenn Menschen ihre Essgewohnheiten ändern?

Deladerrière: Die Herstellung tierischer Proteine verbraucht viel Wasser und setzt hohe Mengen des Treibhausgases Methan frei. Die Lösung hierfür liegt auf der Hand: Wir müssen uns über mehr pflanzenbasierte Proteine ernähren, das betrifft nicht nur Fleisch, sondern auch tierische Produkte wie Milch.

Das Bewusstsein hierfür nimmt in Industrieländern bereits zu. Vor allem die Altersgruppe der sogenannten Millennials und die Generation Z denken um. Nicht alle werden gleich Vegetarier, aber sie verändern ihr Essverhalten und ersetzen zunehmend tierische durch pflanzliche Proteine.

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