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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 4 Minuten

Investment-Experte über Energiekrise Europa droht die Abwanderung der Industrie

Fertigungsstraße von Volkswagen in Hannover
Fertigungsstraße von Volkswagen in Hannover: Der Autokonzern erwägt, künftig mehr im Ausland zu produzieren. | Foto: Imago Images / Future Image

Europa hat zur Energiewende keine Alternative. Kurzfristig wird russisches Pipelinegas durch Flüssiggas aus Ländern wie den USA oder Katar ersetzt. Dass dies kostspielig ist, liegt auf der Hand. Erst muss das Gas auf unter 160 Grad minus heruntergekühlt und dadurch verflüssigt werden, bevor es dann mit LNG-Tankern zum Zielort transportiert, dort wieder in Gas umgewandelt und in die Pipelines eingespeist wird. Das alles kostet Zeit und vor allem Geld.

Dazu kommt, dass die Abhängigkeit von Russland gegen die von Spekulanten ersetzt wurde. Derzeit schippern mehr als 30 LNG-Tanker von den europäischen Häfen, ohne dass deren Ware gelöscht würde, weil die Gaslieferanten auf höhere Preise im Dezember oder Januar wetten, wenn es wahrscheinlich kälter als derzeit sein dürfte.

Die hohen Kosten und die Abhängigkeit von Energieimporten bedrohen weite Teile der Industrie in Europa. Besonders betroffen ist die energieintensive Chemiebranche. Hier kam es bereits zu Schließungen von Anlagen, die im dritten Quartal noch einmal zugenommen haben, weil sich die Produktion aufgrund der hohen Energiekosten einfach nicht mehr gerechnet hat.

 

Eine Mitte September durchgeführte Umfrage des Verbands der Chemischen Industrie ergab, dass 34 Prozent der Chemieunternehmen ihre Produktion reduziert und weitere 14 Prozent ins Ausland verlagert haben. Außerdem sagen mehr als 50 Prozent der Befragten, dass die aktuelle Krise sie gezwungen hat, Kapitalinvestitionen aufzuschieben.

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In der Automobilbranche sieht es ganz ähnlich aus. Hier ergab eine Umfrage des Verbands der Automobilindustrie, dass unter den Mitgliedern zehn Prozent bereits Produktionskürzungen vorgenommen haben, weitere 30 Prozent sehen Kürzungen unmittelbar bevorstehen und 53 Prozent verschieben oder stornieren geplante Investitionen.

Große Abhängigkeit von der Chemiebranche

Europas chemische Industrie ist größer als die der USA und rangiert nach der chinesischen weltweit an zweiter Stelle. Der jährliche Umsatz beläuft sich hier auf rund 500 Milliarden Euro. Zahlreiche Sektoren sind in kritischer Weise von Chemikalien als Rohstoffen abhängig. Laut einer Analyse von Goldman Sachs sind insgesamt 837 Milliarden Euro Umsatz und 2,3 Prozent der Beschäftigten in der Region von Chemikalien abhängig.

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