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Weltwassertag am 22. März Wassermangel – wie Impact-Investoren das Problem adressieren können

Kinder in Ghaziabad, Indien, holen Trinkwasser aus einer undichten Wasserleitung
Kinder in Ghaziabad, Indien, holen Trinkwasser aus einer undichten Wasserleitung: Die globale Wassernachfrage könnte bis 2050 um 55 Prozent steigen. | Foto: imago images/xPradeepxGaurx

Derzeit leben 2,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, und 4,2 Milliarden haben keinen Zugang zu sicheren sanitären Einrichtungen. Die Bedeutung dieser begrenzten Ressource ist enorm – Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge ist Wasser die erste Materie, durch die wir die Folgen des Klimawandels wahrnehmen werden.

Problem Wassermangel

Rund 70 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt. Davon entfallen allerdings nur 2,5 Prozent auf Süßwasser, das essenziell ist für Trinkwasser, Anbau und Produktion. Weniger als die Hälfte des Wassers ist einfach zugänglich und damit verwendbar. Der Rest ist Salzwasser, verschmutzt oder in den Polarkappen, in Gletschern oder in Permafrostböden gebunden.

Die Folgen des Klimawandels verschlimmern diese Mangellage zunehmend: 

  • Bis zu 3,5 Milliarden Menschen könnten bereits 2025 unter knappem Wasser leiden.
  • Zwischen 1970 und 2015 sind die natürlichen Feuchtgebiete um 35 Prozent geschrumpft – das entspricht dem Dreifachen der Waldverlustrate.
  • Gleichzeitig dürfte die globale Wassernachfrage bis 2050 um 55 Prozent steigen.
 

Potenziell attraktive Anlagechancen

Unsere Analysen in Zusammenarbeit mit dem Woodwell Climate Research Center haben die Anlageargumente für Lösungen bekräftigt, die die Wasserinfrastruktur stärken und den Wasserschutz sowie die effiziente Nutzung von Wasser voranbringen. Einige sind langfristiger Natur: Beispielsweise ist das Entsalzen von Wasser zwar ein teurer Prozess mit potenziell negativen ökologischen Nebenwirkungen. In Regionen mit zunehmender Wasserknappheit könnte er jedoch eine tragfähige Alternative werden.

Kürzerfristige Anlagechancen finden sich in der fragmentierten Wasserwertschöpfungskette dort, wo Unternehmen Wettbewerbsvorteile festigen und Veränderungen vorantreiben können, insbesondere durch die Nutzung digitaler Möglichkeiten.

Potenzial für Impact-Investoren

Unternehmen und Emittenten entwickeln zunehmend innovative Lösungen entlang der gesamten Wasserwertschöpfungskette. Beispiele dafür sind:

  • Evoqua bietet eine ganze Bandbreite von Wasser- und Abwasseraufbereitungslösungen, zu denen Desinfektions-, Filtrations- und Reinstwassersysteme zählen. Das Unternehmen hat zu mehr als 200.000 Installationen zur Entfernung von 166.297 kg Metall im Rahmen der Wasserbehandlung und zur Aufbereitung von 141,6 Milliarden Kubikmetern Wasser beigetragen.
  • Aegea liefert sauberes Wasser und Abwasserdienste in ganz Brasilien, mit Aktivitäten in über 150 Städten. Das Unternehmen erreicht 21 Millionen Personen in über 3,7 Millionen Haushalten. Seine Produkte und Dienstleistungen sollen die Wassersicherheit verbessern und den Wasserverlust verringern. Das umfasst unter anderem die Reparatur und den Austausch von Wassernetzen, die Bohrung von Grundwasserleitern und die Installation von Wasserdruckmessgeräten.
  • Supreme Industries ist ein indisches Fertigungsunternehmen mit einer großen Bandbreite von Klempner- und Sanitärprodukten. Das Unternehmen verfügt bereits über zahlreiche Fertigungsstandorte in Indien und hat einen großen adressierbaren Markt: Über 70 Prozent des Abwassers in Indien werden bislang noch ungeklärt abgeleitet, was zur Verschmutzung von Flüssen, Küstengebieten und Brunnen in 75 Prozent der Gewässer des Landes führt.

Wie in unserem Global-Impact-Jahresbericht für 2021 erläutert, haben unsere Impact-Anlagen 2021 innerhalb des Themas „Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen“ Infrastruktur- und Technologielösungen im gesamten Wasserzyklus unterstützt. Das entspricht mehr als 147 Milliarden Kubikmetern an bereitgestelltem oder behandeltem Wasser.

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Anlageuniversum prüfen

Im Rahmen unserer Impact-Investmentansätze analysieren wir Unternehmen und Emittenten anhand der Kriterien Wesentlichkeit, Mehrwert und Messbarkeit. Zum einen muss also die Impact-Aktivität für das Unternehmen oder den Emittenten zentral sein – das heißt, der Großteil der Kernprodukte oder wichtigsten Dienstleistungen des Unternehmens muss mit einem oder mehreren unserer elf Impact-Themen übereinstimmen.

Zum anderen muss das Unternehmen oder der Emittent auf einzigartige oder differenzierte Weise einen ungedeckten Bedarf oder eine unterversorgte Bevölkerungsgruppe adressieren.

Darüber hinaus müssen wir in der Lage sein, die erzielte Wirkung zu messen, indem wir eine Leistungskennzahl (Key Performance Indicator oder KPI) identifizieren, um die Fortschritte unserer Anlagen zu verfolgen.

Unser Impact Measurement and Management (IMM)-Modell basiert auf fünf zentralen Faktoren. Für jede Impact-Anlage unternehmen wir folgende Schritte:

  • Beschreibung einer Theorie der positiven Veränderung (die jeweilige Impact-Anlagethese)
  • Auswahl eines zentralen KPI
  • Soweit zutreffend, Bereitstellung eines historischen Vergleichs, um den Impact-Fortschritt im Zeitablauf zu veranschaulichen
  • Beurteilung des Potenzials für negative externe Faktoren, die die etwaige positive Wirkung eines Unternehmens oder Emittenten untergraben könnten
  • Bereitstellung einer qualitativen Analyse und/oder einer Gesamtbeurteilung der Wirkung

Die aktive Interaktion mit unseren Impact-Portfoliounternehmen gewähren unseren Investment-Teams Einblicke, wie die Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen und Emittenten zu unseren Impact-Themen beitragen. Dies fließt wiederum in Gespräche mit Managementteams darüber ein, wie Unternehmen positive und negative ökologische und soziale Auswirkungen messen. Diese Art der Interaktion ermöglicht es uns auch, unsere Impact-These klarer zu definieren, Impact-Trends zu besprechen und gegebenenfalls zusätzliche Offenlegungen oder neue Kennzahlen vorzuschlagen.

Noch ein weiter Weg

In den vergangenen Jahren waren bedeutende Fortschritte bei den innovativen Lösungen zu beobachten, die von Wasseraufbereitungs- und -wirtschaftsunternehmen rund um den Globus entwickelt und eingesetzt werden.

Angesichts der von den UN geschätzten Finanzierungslücke von gewaltigen 114 Milliarden US-Dollar pro Jahr für das Erreichen ihres Nachhaltigkeits-Ziels „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ (SDG 6) bis 2030 liegt aber noch ein weiter Weg vor uns.

Letztlich spielen unseres Erachtens sowohl Investoren, als auch Unternehmen und Regierungen im Rahmen der weltweiten Bemühungen um den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft eine entscheidende Rolle. Sie müssen dabei helfen, diese Finanzierungslücke zu schließen.


Über die Autoren:
Louise Kooy-Henckel, Joy Perry und Paul Skinner sind Investment-Direktoren beim Asset Manager Wellington Management.

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