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Aktiv gegen passiv Aktiver Fonds versus ETF – wer ist besser bei erneuerbarer Energie?

Aktiv oder passiv Geld anlegen
Aktiv oder passiv Geld anlegen: Beim Thema aktive und passive Fonds sind die Gemüter allgemein gespalten. | Foto: Jessica Hunold mit Canva

Als ob der drohende Klimakollaps nicht genug wäre, verdeutlichte zuletzt die Energieabhängigkeit westlicher Länder von autokratischen Staaten, warum eine nachhaltige Energiewende unerlässlich ist. Vor allem die Regierungen der USA und EU investieren in den kommenden Jahren voraussichtlich hunderte Milliarden Euro in die Transformation ihrer Energie- und Mobilitätswirtschaft. Aber auch China nimmt dafür einiges an Geld in die Hand.

Für Anleger bedeutet die grüne industrielle Revolution möglicherweise eine der attraktivsten Anlagechancen dieses Jahrzehnts. Doch selbst massive staatliche Investitionen, die das Wachstum nachhaltiger Branchen fördern, bedeuten nicht automatisch auch Kurszuwächse. Wird also ein Fondsmanager benötigt, der die aussichtsreichsten Firmen ausfindig macht? Oder ist ein ETF für diesen Megatrend das bessere Investment?

In dieser Ausgabe unserer Aktiv-passiv-Analyse muss sich ein kaum bekannter Fonds aus Irland mit dem Anlegerliebling iShares Global Clean Energy ETF messen.

Der Aktive: KBI Global Energy Transition Fund G

Quelle Fondsdaten: FWW 2024
  • ISIN: IE00BKLH2363
  • Kategorie: Aktien Neue Energien Welt
  • Fondsgesellschaft: KBI Global Investors
  • Fondsmanager: Colm O'Connor und Treasa Ni Chonghaile

Aktienfonds für saubere Energien stellen schon länger keine Nischeninvestments mehr dar, sondern sind längst im Investment-Mainstream angekommen. In aktiv gemanagten Produkten der Platzhirsche Blackrock, Pictet oder Nordea werden bereits seit Jahren viele Milliarden Euro pro Fonds verwaltet. Mit einem Volumen von 800 Millionen Euro bewegt sich der KBI Energy Transition Fund in diesem Segment somit schon beinahe unter dem Radar. Seine fast 15-jährige Historie zeigt jedoch, er ist keinesfalls ein Neuling am Markt. Da die Privatanlegeranteilsklasse „G“ erst 2019 initiiert wurde, taucht der Fonds jedoch selten in Medien oder prominenten Ranglisten auf – aus unserer Sicht zu Unrecht.

Anlageidee des aktiven Fonds:

Der in Dublin gemanagte KBI Global Energy Transition Fund investiert in Unternehmen mit Bezug zum Megatrend erneuerbare Energien. Sein Portfolio besteht aus 30 bis 60 Aktien von Firmen aus den Geschäftsfeldern erneuerbare Energieerzeugung, -speicherung und -transport. Er ist damit breiter gestreut als viele bekannte Vergleichsfonds.

Fondsmanager Colm O‘Connor, der seit Auflage 2008 verantwortlich ist, hat klare Leitplanken für seine Investments. Einerseits beteiligt er sich bei globalen Marktführern wie beispielsweise ASML oder NXP Semiconductor, bei denen jedoch zehn bis 50 Prozent des Umsatzes auf eines der Anlagethemen entfallen müssen. Zum anderen finden sich im Portfolio auch sogenannte Pure Player, zum Beispiel der Photovoltaik-Spezialist First Solar oder der Energy-as-a-Service-Anbieter Sunnova Energy. Der Umsatzanteil dieser Unternehmen an den beschriebenen Geschäftsfeldern muss mindestens 50 Prozent betragen.

Neben Firmen aus den Bereichen Wind- und Solarenergie, die nur unter 20 Prozent des Portfolios ausmachen, investiert der Fonds in Versorger (ca. 30 Prozent) sowie in Produzenten von energieeffizienten Halbleiterchips (14 Prozent). Regional liegen die Schwerpunkte in den USA (ca. 50 Prozent des Fonds) sowie in den Niederlanden (8 Prozent) und Großbritannien (7 Prozent). Bei dänischen Aktien (5 Prozent) engagiert sich der Fonds nur halb so stark wie seine Benchmark.

 

Neben Colm O’Connor ist auch Treasa Ni Chonghaile für den Fonds mitverantwortlich. Obwohl der Fonds in verschiedene strukturelle Wachstumsthemen anlegt, achten die beiden Manager bei der Aktienauswahl darauf, dass die Bewertungen angemessen die Anlagethemen ausgewogen verteilt sind. Dadurch sollen Kurs-, Klumpen- und wirtschaftliche Risiken geringgehalten werden.

Sowohl die Vergleichskategorie der Aktienfonds für alternative Energien als auch der Benchmark-Index S&P Global Clean Energy weisen einen stärkeren Hang zu Wachstumsaktien als der KBI-Fonds auf. Fast schon selbstverständlich für einen Fonds dieser Art verfolgt er einen ESG-Themenansatz, das heißt, er investiert in Unternehmen, die einen Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ermöglichen. Wie seine französische Muttergesellschaft Amundi hat auch KBI Investors die PRIs unterschrieben. Darüber hinaus berechnen die Iren Footprint-Analysen für jeden einzelnen Portfoliotitel und messen, inwieweit die Aktienunternehmen die UN-Nachhaltigkeits-Ziele erreichen. Zudem übt KBI im aktiven Dialog Druck auf ESG-Nachzügler-Firmen aus, um sie zur Verbesserung zu bewegen.

Der Fonds ist unter der Mifid-II-Regelung als Artikel-8-Plus-Fonds eingestuft, das heißt er berücksichtigt alle negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen (PAIs) und legt zu mindestens 50 Prozent in nachhaltige Investments gemäß der EU-Offenlegungsverordnung an.

So hat sich der aktive Fonds entwickelt:

Der KBI Global Energy Transition Fund besitzt mit seiner Anteilsklasse A für institutionelle Anleger eine fast 15-jährige Historie, Die Privatanleger-Anteilsklasse G feierte zuletzt ihr dreijähriges Bestehen. Seit Auflage 2008 erzielte die Anteilsklasse A einen Wertzuwachs von circa 72 Prozent beziehungsweise 3,7 Prozent pro Jahr. Damit ließ sie die Benchmark S&P Global Clean Energy, die -26 Prozent einbüßte, deutlich hinter sich.

Seine Vergleichskategorie konnte der Fonds (+84 Prozent beziehungsweise +4,2 Prozent per annum) seit 2008 aber nicht übertreffen. Der große Performance-Abstand entstand durch einen herben Verlust während der Finanzkrise 2008 und 2009. In über 70 Prozent aller Dreijahreszeiträume erzielte der Fonds aber eine höhere Wertentwicklung als seine Vergleichskategorie – was seine Wettbewerbsfähigkeit beweist.

Über die letzten drei Jahre –­ diesmal gemessen an der Retail-Variante ­– zeigte der Fonds seine Qualität und Resilienz. Während es in der Hausse für grüne Aktien 2020 nur bergauf ging, kollabierten sie 2021. Nicht so der KBI-Fonds: Er erzielte 2021 eine Outperformance von 18 Prozent zur Vergleichsgruppe und 43 Prozent zum Index. Auch 2022 lag er komfortable 8 Prozentpunkte vor der Peergroup – wenn auch mit -4 Prozent leicht hinter dem Index.

Mit seinem bewertungsorientierten und diversifizierten Ansatz ließ er viele bekanntere Fonds hinter sich – und das nicht zu knapp: Zwischen 10 und 20 Prozentpunkte betrug der Vorsprung. Aktien für erneuerbare Energien waren in einem turbulenten Jahr 2022 eigentlich ein Lichtblick. Zwischenzeitlich lagen sie sogar im Plus. In einer Schwächephase zum Jahresende gaben diese Titel und somit auch der Fonds diese Kursgewinne jedoch schlussendlich wieder ab. Das Jahr 2022 beendete der Fonds mit -3 Prozent.