Hausaufgaben bis 2060 China-Experte sieht Chancen bei Batterien und Wasserstoff

Fast 30 Prozent der globalen CO2-Emissionen gehen auf das Konto von China (Quelle: International Energy Agency – IEA). Dem stehen 15 Prozent in den USA und 9 Prozent in der Europäischen Union gegenüber. Um die Transformation zu unterstützen, werden gewaltige Investitionen erforderlich sein – speziell für Bereiche wie erneuerbare Energien, Elektrifizierung des Transportsektors und Stromerzeugung aus Kernenergie.
Gemeinsame Anstrengungen in drei Richtungen
Das Ziel von netto null CO2-Emissionen verlangt vereinte Anstrengungen in drei Richtungen. Erstens ist eine Veränderung in der Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Chinas nötig – weg von CO2-intensiven Branchen wie Industrieproduktion und Bauwirtschaft hin zu weniger CO2-intensiven Sektoren wie Dienstleistungen. Tatsächlich hat China bereits vor mehr als einem Jahrzehnt damit begonnen, sich schrittweise von industriellen Aktivitäten wegzubewegen.
Zweitens muss sich der Energiemix des Landes ändern – weg von Kohle und Öl hin zu erneuerbaren Energien. Trotz beträchtlicher Investition in Bereiche wie Wasser- und Windkraft sowie Solarenergie in den letzten zehn Jahren ist Chinas Wirtschaft nach wie vor stark von fossilen Brennstoffen abhängig. Die Volksrepublik stützt sich extrem auf Kohle, die wohl problematischste Energiequelle im Hinblick auf CO2-Emissionen.
Drittens werden auch Kompensationsmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen. Selbst bei radikalsten Schritten kann China eine vollständige Dekarbonisierung kaum ohne Maßnahmen zur CO2-Kompensation erreichen. So dürften Technologien zur Abscheidung, Wiederverwendung und Speicherung von CO2 sowie das Anpflanzen von Bäumen und Wiederaufforstungen unverzichtbare Bestandteile der Regierungsmaßnahmen sein.
Konsequenzen nach Sektoren
Rund 90 Prozent der CO2-Emissionen Chinas stammen aus der Erzeugung von Strom und Wärme, der Industrie und dem Transportsektor. Dabei entfällt die Hälfte aller Emissionen auf die Strom- und Wärmeerzeugung. Folglich trifft eine Transformation diese drei Bereiche am stärksten, vor allem die Erzeugung von Strom und Wärme.
Doch gibt es auch wichtige Unterschiede in den einzelnen Sektoren. So haben die Emissionen in der Industrie bereits vor einem Jahrzehnt ihren Höchststand hinter sich gelassen. Bei der Erzeugung von Strom und Wärme sowie im Transportsektor ist das noch nicht der Fall. Doch gibt es Anzeichen dafür, dass es hier allmählich zur Wende kommt. Die Investitionen in die Stromerzeugung aus Kohle haben in den letzten Jahren zum Beispiel stark nachgelassen.
Der Übergang zu einem nachhaltigeren Transportsektor wird ebenfalls drastische Veränderungen sowie umfangreiche Investitionen erfordern. Dazu gehört eine stärkere Nutzung der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, eine beschleunigte Verbreitung von Elektrofahrzeugen sowie Effizienzsteigerungen bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Anlagechancen in drei Bereichen
Angesichts der erforderlichen Änderungen, um CO2-Neutralität in den meisten Sektoren zu erreichen, sollten Investoren vor allem die für sie wesentlichen Risiken und zugleich die vielversprechendsten Anlagechancen identifizieren. In puncto Risiko sind Hersteller fossiler Brennstoffe die wohl am stärksten exponierten Unternehmen, insbesondere die großen Ölkonzerne. Ihr Kerngeschäft steht grundlegend im Gegensatz zur Dekarbonisierung. Doch auch viele andere Branchen könnten unter einer schlecht umgesetzten Transformation leiden wie etwa die Petrochemie sowie die Stahl- und Zementherstellung. Umgekehrt dürften Unternehmen, die zur Transformation beitragen können, vom Dekarbonisierungstrend profitieren. Teils sind die möglichen Auswirkungen einer Dekarbonisierung bereits gut bekannt, in anderen Fällen lassen sich die Konsequenzen nur schwer vollständig erfassen.