Natixis-Strategin Esty Dwek
Das Regulierungsrisiko schlägt zu
Esty Dwek ist bei Natixis für globale Marktstrategien zuständig. Foto: Natixis Investment Managers
Regulatorische Risiken klingen abstrakt. Wie entsprechende Gefahren aber aussehen können, ist seit einiger Zeit am chinesischen Kapitalmarkt zu beobachten. Esty Dwek über das Vorhaben der chinesischen Staatsführung, den Tech-Sektor stärker an die Kandare zu nehmen.
Vor diesem Hintergrund gibt es eine schlechte und eine gute Nachricht. Die schlechte Nachricht lautet: Chinesische Politiker und Funktionäre haben im Allgemeinen kaum Skrupel, auch massiv einzuschreiten, wenn Kurs und Ansehen der Partei in Gefahr zu geraten scheinen. Die gute Nachricht lautet: In diesem Fall müssen sie sehr behutsam vorgehen. Denn trotz des wahrgenommenen großen Handlungsbedarfs muss die chinesische Staatsführung darauf achten, dass die Regulierung am Ende nicht zu stark auf den inländischen Aktienmarkt übergreift und sich damit negativ auf die lokalen Ersparnisse auswirkt.
Impact auf Kapitalmärkte bisher gering
Natürlich spielen die jüngsten...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Vor diesem Hintergrund gibt es eine schlechte und eine gute Nachricht. Die schlechte Nachricht lautet: Chinesische Politiker und Funktionäre haben im Allgemeinen kaum Skrupel, auch massiv einzuschreiten, wenn Kurs und Ansehen der Partei in Gefahr zu geraten scheinen. Die gute Nachricht lautet: In diesem Fall müssen sie sehr behutsam vorgehen. Denn trotz des wahrgenommenen großen Handlungsbedarfs muss die chinesische Staatsführung darauf achten, dass die Regulierung am Ende nicht zu stark auf den inländischen Aktienmarkt übergreift und sich damit negativ auf die lokalen Ersparnisse auswirkt.
Impact auf Kapitalmärkte bisher gering
Natürlich spielen die jüngsten Maßnahmen Chinas denjenigen in den USA in die Hände, welche chinesischen Unternehmen in den Vereinigten Staaten weitere Vorschriften machen wollen. Die SEC hat angekündigt, dass sie ihre Überprüfung der Börsengänge chinesischer Unternehmen verschärfen wird.
Verglichen mit einigen diskutierten Gesetzen, die vom Kongress hätten kommen können, erscheinen diese Restriktion allerdings eher geringfügig. Und selbst, wenn der Kongress sich auf verschärfte Maßnahmen verständigen sollte, dürfte dieser Prozess und dessen Umsetzung mehrere Jahre dauern. Und was den chinesischen Anleihemarkt angeht, ist dieser bisher weitgehend unversehrt geblieben.
Dies ist durchaus im Interesse Chinas. In Peking jedenfalls setzt man weiterhin auf eine gewisse Rendite für chinesische Anleihen, um so weiteres Kapital ins Land zu bekommen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich der Renminbi trotz der jüngsten Unsicherheiten über die Politik Pekings gut gehalten hat, was darauf hindeutet, dass die Staatsführung keine Mittelabflüsse durch eine starke Abwertung wie im Jahre 2015 riskieren will.
Fazit
Ja, es gibt eine allgemeine Tendenz zur De-Globalisierung, zu Protektionismus und geostrategischer Nadelstiche der Supermächte. Und diese Entwicklung könnte sich durchaus negativ auf den Kapitaltransfer auswirken und die Weltwirtschaft letztlich teuer zu stehen kommen. Wenn China beginnt, stärker in das Börsengeschehen einzugreifen, könnte dies künftige Börsengänge tatsächlich für einige Zeit beeinträchtigen. Langfristig und angesichts der schieren Größe der chinesischen Binnenwirtschaft bieten sich jedoch weiterhin Chancen.
Viel spricht dafür, dass die schlimmsten Szenarien am Ende nicht eintreten werden und dass die Notwendigkeit vernünftiger Beziehungen zwischen den Supermächten für einen im Grundsatz offenen Kapitaltransfer sorgen wird. Im Klartext heißt dies für Anleger: Das Terrain ist nicht verbrannt, sondern anspruchsvoller geworden. Investments in China erfordern vor diesem Hintergrund noch stärker einen selektiven Ansatz.
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