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Konjunktur und Klimaschutz Wie sich das eine mit dem anderen vertragen kann

Von in AnalysenLesedauer: 4 Minuten
Geht in der deutschen Wirtschaft bald die Sonne unter? Ein Konjunkturprogramm, zum Beispiel für Enerneuerbare Energien, könnte gegensteuern.
Geht in der deutschen Wirtschaft bald die Sonne unter? Ein Konjunkturprogramm, zum Beispiel für Enerneuerbare Energien, könnte gegensteuern. | Foto: David Mark / Pixabay

Die FAZ reihte ihn in die Kategorie der „Weltverbesserer“ ein. Das war sicher etwas übertrieben. Der Wiener Ökonom Eugen von Böhm-Bawerk hat die Welt vor 150 Jahren nicht besser gemacht. Er hat in der Wissenschaft aber mit vielen historischen Vorurteilen vor allem beim Zins aufgeräumt. Kernpunkt seiner Theorie war die Unterscheidung zwischen Gegenwarts- und Zukunftsgütern. Der Zins ist das Austauschverhältnis zwischen beiden.

Damit wurde der Grundstein für das Konzept der Zeitpräferenz gelegt, das in letzter Zeit zunehmend aktuell und wichtig geworden ist. Die Zeitpräferenz besagt, dass die Menschen den Konsum von Gegenwartsgütern höher schätzen als den Verbrauch zukünftiger Güter. Es ist schöner, heute im Lotto zu gewinnen, als dafür bis auf die Zukunft warten zu müssen.

Die Zeitpräferenz hat viel mit der menschlichen Psyche zu tun. Wir sind von Natur aus ungeduldig. Vor allem Kinder, für die die Zukunft erfahrungsgemäß immer weit weg ist, haben eine hohe Zeitpräferenz. Ältere denken dagegen häufig in längeren Zeiträumen. Zeitpräferenz hängt aber auch mit den Risiken zusammen, die die Zukunft mit sich bringt. Güter können in Zukunft teurer sein. Vielleicht wird der Verbraucher in Zukunft auch krank oder kann den Konsum morgen nicht mehr so genießen.

Konjunktur versus Klima – das passt nicht zusammen.

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In letzter Zeit ist das Konzept der Zeitpräferenz allerdings etwas löchrig geworden. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Annahme einer positiven Zeitpräferenz keineswegs so allgemeingültig ist, wie dies bisher angenommen wurde. Es gibt auch eine negative Zeitpräferenz. Sie liegt dann vor, wenn Zukunftsgüter gegenüber Gegenwartsgütern vorgezogen werden. Beispiel: Wir sparen, um die Altersvorsorge aufzustocken. Dann rutscht der Zins ins Minus.

Die Zeitpräferenz spielt aber nicht nur beim Zins eine Rolle. Im Augenblick erleben wir ein ähnliches Phänomen in der Wirtschaftspolitik. Zwei Konzepte stehen hier miteinander in Konkurrenz. Das eine ist der Klimaschutz. Die deutsche Regierung hat dazu in der vorigen Woche ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet. Damit soll der heutige Konsum eingeschränkt werden, „um künftige Generationen vor den wahrscheinlich negativen Folgen heutiger Emissionen zu bewahren“, wie es in der Gemeinschaftsdiagnose der wirtschaftswissenschaftlichen Institute heißt. Das ist ein klarer Fall negativer Zeitpräferenz. Das Wohlergehen in Zukunft wird zu Lasten der Gegenwart gefördert.

Dagegen steht aber gleichzeitig ein ganz anderes Konzept, das auf einer positiven Zeitpräferenz beruht. Das ist die Konjunkturpolitik. Wenn sich die Wirtschaft weiter abschwächt, dann ist es allgemeiner Konsens, dass die Fiskalpolitik Defizite eingeht und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stützt. Damit soll der Gegenwartskonsum gestärkt werden, auch wenn man sich dazu verschulden muss und damit den Zukunftskonsum beeinträchtigt.

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