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Vermögensverwalter gibt Tipps So können Anleger nachhaltige Investments sinnvoll aufbauen

Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen
Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen: Die Meinung ist weit verbreitet, dass ohne private Investments der Klimawandel nicht aufgehalten werden kann. | Foto: Imago Images / Michael Kneffel

Spätestens seit 1995 ist klar: Es ist möglich, Geldströme so umzulenken, dass sie dem Klimaschutz dienen. Damals wollte der Mineralöl-Konzern Shell seine ausgediente Bohrplattform Brent Spar im Nord-Ost-Atlantik versenken. Es folgte gewissermaßen ein Vorläufer eines Shitstorms. Verbraucher boykottierten die Tankstellen unter anderem in den Niederlanden, in Großbritannien und in Deutschland. Shell knickte ein und demontierte die Brent Spar an Land. Der Boykott war so etwas wie ein umgekehrtes Impact Investing.

Gut 25 Jahre später ist klar: Immer mehr Anleger wollen mit ihren Kapitalanlagen nicht nur eine vernünftige Rendite erzielen, sondern gleichzeitig auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt ausüben. Dabei werden sie massiv von der Politik unterstützt. Denn die Meinung ist weit verbreitet, dass ohne private Investments der Klimawandel nicht aufgehalten werden kann, da den Staaten allein dazu die finanziellen Mittel fehlen. Es stellt sich allerdings die Frage, was unter nachhaltigem Investieren überhaupt zu verstehen ist.

Beliebt, weil vergleichsweise einfach nachzuvollziehen, sind Ausschlusskriterien. Anleger schließen also Unternehmen und Staaten aus ihren Anlageuniversum aus, die beispielsweise Rüstungsgüter herstellen, Kernkraftwerke betreiben oder bei denen es Kontroversen mit Mitarbeitern gibt. Etwas kniffliger wird es schon bei der praktischen Umsetzung. Soll auch ein Getränkehersteller gemieden werden, der nur geringe Mengen Alkoholika produziert? Oder soll eine Firma ausgeschlossen werden, die Produkte eigentlich für die Privatwirtschaft herstellt, die aber auch militärisch genutzt werden können? Häufig behelfen sich Anleger bei solchen Fragen mit bestimmten Umsatzschwellen, die nicht überschritten werden dürfen.

Noch anspruchsvoller wird es, wenn Anleger aktiv ein soziales und ökologisches Wirtschaften unterstützen wollen. Bei diesem Impact Investing liefern sicherlich die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen eine gute Orientierung. Diese hat die UN schon im Jahr 1995 definiert. Es folgten weitere politische Vorgaben, wie Geldströme zum Klimaschutz umgelenkt werden sollen. Rund 20 Jahre später einigten 195 Vertragsparteien im Pariser Klimaschutzabkommen auf das Ziel, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Im Jahr 2018 formulierte die EU ihren Aktionsplan zum Umlenken von Kapitalströmen. Im Folgejahr beschloss dann der deutsche Bundestag das Klimaschutzgesetz und die Bafin gab ein Merkblatt zu Nachhaltigkeitsrisiken heraus, was sich wie ein Parteiprogramm der Grünen liest.

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Anleger müssen selbst entscheiden

Am Ende bleibt Anlegern allerdings kaum etwas anderes übrig, als selbst zu definieren, ob und wenn ja welche nachhaltigen Ziele sie mit ihren Kapitalanlagen unterstützen wollen. Dabei können sie auf die bereits erwähnten Ausschlusskriterien zurückgreifen oder Positivkriterien anwenden, also gezielt in Unternehmen investieren, die eins oder mehrere der UN-Nachhaltigkeitsziele verfolgen, zum Beispiel die Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels.

Diese individuell definierten Ziele lassen sich dann durch die Auswahl entsprechender aktiv oder passiv gemanagter Fonds verfolgen. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot entsprechender Fonds mit ethisch-nachhaltigen Anlagerichtlinien. Der Anleger kann sich also beispielsweise ein Portfolio zusammenstellen, dessen Bausteine der Bekämpfung der Armut dienen oder die eine bessere Bildung unterstützen. Ein Manko dieser Vorgehensweise ist allerdings, dass ein solches Portfolio in den meisten Fällen signifikant von der regionalen Struktur der Weltwirtschaft abweicht und dadurch kein optimales Rendite-Risikoprofil aufweist.

Die Verfolgung anspruchsvoller Nachhaltigkeitsziele und professionelle Portfolio-Strukturen sind letztlich zwei unterschiedliche Dimensionen, die meistens Kompromisse erfordern. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger in einem ersten Schritt vielleicht 80 Prozent ihres Portfolios anhand ihrer persönlichen Nachhaltigkeitsziele investieren. Dann sollte ein regionaler Abgleich mit der Weltwirtschaft erfolgen. In den meisten Fällen dürften sich größere Abweichungen ergeben.

Diese lassen sich dann durch das Investieren der verbleibenden 20 Prozent der Mittel in die zu niedrig gewichteten Regionen ausgleichen. Die Anpassung an die regionale Ziel-Struktur, zum Beispiel entsprechend dem MSCI All Countries World Index, erfolgt am besten per ETF mit Ausschlusskriterien, um den Kompromiss so gering wie möglich zu halten. Das Ergebnis ist dann ein nachhaltig ausgerichtetes Portfolio, das aber gleichzeitig auch über eine angemessene Struktur verfügt. Denn die meisten Anleger wollen ja nicht, dass ihre sozial und ökologisch verträglichen Investments zu Lasten der Rendite gehen.

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