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Natixis-Chefstratege David Lafferty
Wenn Indizes immer kopflastiger werden
David Lafferty
David Lafferty, Chief Market Strategist bei Natixis Investment Managers. Foto: Natixis Investment Managers
Sind Indizes, die nach dem Börsenwert der enthaltenen Aktien gewichtet werden, zu „kopflastig“ geworden? Das fragt David Lafferty von der Fondsgesellschaft Natixis und zeigt, warum die gestiegene Konzentration der Indizes höhere Verluste für Anleger bedeuten, wenn die Märkte einmal ins Stocken geraten.
Der S&P 500 eilt von Rekord zu Rekord. Doch seit einiger Zeit sind es vor allem sechs Aktien, die für diese neuen Höchststände verantwortlich sind. Wenn wir Microsoft zu den fünf notorischen FAANG (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google - jetzt Alphabet) hinzuzählen, haben allein diese sechs Aktien fast ein Drittel der Rendite im S&P 500 für den Zweijahreszeitraum vom 1. Juli 2016 bis 30. Juni 2018 generiert: Von den 34,8 Prozent, die der gesamte Index zulegte, gingen 10,2 Prozent allein auf das Konto der FAANGs + Microsoft. Obwohl sie nur 13 Prozent der Marktkapitalisierung des breiten Index ausmachen, haben sie dank ihrer überproportionalen Performance fast 30 Prozent zu seiner...
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Der S&P 500 eilt von Rekord zu Rekord. Doch seit einiger Zeit sind es vor allem sechs Aktien, die für diese neuen Höchststände verantwortlich sind. Wenn wir Microsoft zu den fünf notorischen FAANG (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google - jetzt Alphabet) hinzuzählen, haben allein diese sechs Aktien fast ein Drittel der Rendite im S&P 500 für den Zweijahreszeitraum vom 1. Juli 2016 bis 30. Juni 2018 generiert: Von den 34,8 Prozent, die der gesamte Index zulegte, gingen 10,2 Prozent allein auf das Konto der FAANGs + Microsoft. Obwohl sie nur 13 Prozent der Marktkapitalisierung des breiten Index ausmachen, haben sie dank ihrer überproportionalen Performance fast 30 Prozent zu seiner Gesamtrendite beigetragen – also mehr als doppelt so viel, wie ihre Gewicht nahelegen würde.
S&P 500 zu „kopflastig“ geworden?
Bedeutet das, dass der S&P 500 (und alle nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes im allgemeinen) zu sehr „kopflastig“ geworden sind? Leidet der Diversifikationseffekt eigentlich breiter Indizes, und entwickeln sich diese dadurch zu konzentrierten Wetten? Könnte eine solche Konzentration zu größeren Verlusten führen, wenn die Märkte einmal ins Stocken geraten? Das sind die Fragen, die sich mit diesen statistischen Beobachtungen verbinden?
Wenn sich die größten Mega-Cap-Aktien deutlich besser entwickeln als der Rest des Index, führt dies schon rein mathematisch zu den oben beschriebenen Verhältnissen an der Spitze. Dies allein bedeutet nicht unbedingt, dass die Indizes insgesamt immer konzentrierter werden. Um dies zu beurteilen, schauen wir uns drei spezifischere Kennzahlen an. Die erste Grafik misst das zusammengenommene Gewicht der Top 10, 25 und 50 Aktien jeweils in den Jahren 1999 bis 2017.
S&P 500: Weight in the Top Stocks
Die untere Grafik (rote Linie und rechte Skala) zeigt für denselben Zeitraum die Anzahl der Aktien, die mit ihrer Gewichtung die obere Hälfte des S&P 500 ausmachen. Sie erzählt eine ähnliche Geschichte: Seit 2014 nimmt die Konzentration zu.
S&P 500: Index Concentration
Keine der beiden Kennzahlen beschreibt jedoch vollständig die Konzentration für den gesamten Index, weil beide an einem definierten Punkt aufhören. Um dies zu beheben, haben wir in der unteren Grafik eine zweite Messung hinzugefügt (blaue Kurve, linke Skala) – den sogenannten Herfindahl-Hirschman-Index (HHI). Er wird gerne für Kartell-, M&A- und Wettbewerbsfragen verwendet und setzt das Gewicht jeder Komponente (in unserem Fall die Aktien im S&P 500®) ins Quadrat und addiert sie. Dieses Verfahren legt so proportional mehr Gewicht auf größere Komponenten. Ein höherer HHI bedeutet eine höhere Konzentration seiner Bestandteile.
Wir sehen, dass auch mit dem HHI, der die Konzentration über den gesamten Index misst, das Bild sehr ähnlich ist. Dies ist kaum verwunderlich, da die Konzentration des gesamten Index per Definition vom Gewicht der Unternehmen an seiner Spitze des Index dominiert wird.
Wird der S&P 500® also immer konzentrierter? Ja und nein. In jüngster Zeit gibt es einen klaren Trend: Seit 2014 hat sich der Index zunehmend konzentriert – vor allem mit einem deutlichen Anstieg des HHI im Jahr 2018. Und zwar um etwa 25 Prozent, gemessen am HHI und dem Gesamtgewicht der Top-10-Namen. Betrachtet man jedoch die gesamte Zeitreihe ab 1999, so ist der Index heute tatsächlich weniger konzentriert, als er es auf dem Höhepunkt der Technologie- und Telekommunikations-Blase war – und zwar in jeder Betrachtung. Tatsächlich ist der HHI heute 25 Prozent niedriger als 1999.
ARTIKEL-INHALT
- Seite 1 − S&P 500 zu „kopflastig“ geworden?
- Seite 2 − Aspekt der Branchenkonzentration
Über den Autor
David Lafferty
ist leitender Vize-Präsident und Chefstratege bei Natixis Investment Managers. Lafferty ist für die Beurteilung von Konjunktur- und Kapitalmarkttrends und deren Auswirkungen auf Anlageportfolios zuständig.