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Fachanwältin Iris Riffelt Burnout: So bewältigen Sie die Krise

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Das sollten Sie tun

Sind Sie beruflich eingespannt, dann lassen Sie sich unbedingt krankschreiben, notfalls auch über einen längeren Zeitraum. Typisch für Burnout-Betroffene ist, dass sie erst einmal selbst glauben, es gehe Ihnen gar nicht so schlecht. Nach einer gewissen Zeit, erfahrungsgemäß nach etwa zwei Monaten, werden Sie sich wahrscheinlich emotional auf eine Talfahrt begeben bis hin zur Depression. Dies ist abhängig vom Grad der Erschöpfung, den Sie erreicht haben. Je später Sie die Krise zugeben, desto länger dauert die Bewältigung.

Es werden Fragen auftauchen, wie: „Jetzt habe ich schon lange nicht mehr gearbeitet – und es geht mir trotzdem schlechter als jemals zuvor. Sollte ich vielleicht wieder arbeiten gehen?“ Das sollten Sie jedoch nicht tun. Das Beste ist durchzuhalten – bis es Ihnen in den nächsten Wochen nach und nach besser gehen wird. Mit dem Erkennen der Erkrankung beginnt der Genesungsprozess. Lassen Sie sich von den Rückschlägen, die sicher kommen, nicht entmutigen. Es werden weniger werden, Sie können sich dessen gewiss sein. Auf jeden schlechten Tag folgt ein guter.

Um durch die schwierige Anfangsphase zu gelangen, kann es nützlich sein, dass Sie zunächst aus dem gewohnten Umfeld herauskommen. Eine Kurmaßnahme von ein bis drei Monaten kann ratsam sein. Meist wird Ihnen dort in der Anfangszeit der Kontakte zu Ihrer Familie untersagt. Auch das kann positiv sein, damit Sie sich ohne Ablenkung ganz auf sich selbst konzentrieren können. Krankenkassen neigen zunehmend dazu, Arbeitnehmer schnellstmöglich in eine Kur zur Wiedereingliederung zuschicken.

Während und am Ende der Kur sind einige Dinge zu beachten. Achten Sie beispielsweise darauf, sich nicht von einer Anwendung zur nächsten hetzen zu lassen. Auch dort können Sie „Nein“ sagen. Meist glauben die Betroffenen, sie könnten im Anschluss an eine Kurmaßnahme gleich wieder ins Berufsleben einsteigen. Hiervon rate ich ab. Sie sollten zunächst in den familiären Alltag zurückfinden. Unterschätzen Sie diesen Prozess nicht. Nach der Ruhe der Kur wird Ihnen bereits der Alltag wie ein Sturm vorkommen. Nehmen Sie sich regelmäßige Auszeiten, in denen Sie nicht gestört werden können. Die Familie sollte das akzeptieren, auch wenn Sie lange Zeit weg waren. Sprechen Sie darüber nach Möglichkeit noch vor Ende der Kur mit dem Kurarzt – sonst werden Sie möglicherweise direkt im Anschluss an die Kur zur Wiedereingliederung in das Arbeitsverhältnis verpflichtet.

Haben Sie eine anspruchsvolle Tätigkeit im Management oder sind Sie selbstständig und können nicht längere Zeit fehlen, müssen Sie nach anderen Ruhephasen suchen. Ich will Ihnen nichts vormachen: Dann können Sie nur sehr schwer krank sein und ausfallen. Umso wichtiger ist es in dem Fall dafür zu sorgen, beispielsweise im Urlaub völlige Ruhe zu haben und nicht erreichbar zu sein. Sie können auch längerer Zeit ganz alleine in Urlaub gehen – ohne Familie, um den Kopf frei zu bekommen. Eine geeignete Maßnahme ist, in der Natur zu wandern: Auf diese Art und Weise finden Menschen leichter zu sich. Leichte Bewegung hilft, einen durch Stressbelastung erhöhten Cortisolspiegel abzubauen. Zu große Anstrengung beim Sport ist allerdings kontraproduktiv.

Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, die Arbeit umzuverteilen und ein Sabbatical zu beantragen. Oder Sie sind angestellt und reduzieren vorübergehend die Arbeitszeit. Unter welchen Umständen dies möglich ist, erkläre ich ebenfalls in meinem Buch „Zwischenstopp Burnout.“

Mittlerweile nehme ich mir von Zeit zu Zeit eine einwöchige Auszeit. Während einer solchen Zeit habe ich begonnen, das Buch zu schreiben. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass mir dies im Kanzleialltag und als Mutter zweier Kinder nicht so einfach möglich war. Ich habe es dennoch in dieser Ruhezeit getan und meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Die Kinder haben kein Schaden davongetragen und die Kanzlei war ebenso nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Meine Mandanten profitieren von den gewonnenen Erkenntnissen und meinem Verständnis für ihre Situation.

Wenn Sie wieder mehr zur inneren Ruhe gefunden haben, merken Sie, dass Sie das ein oder andere Treffen mit Freunden, das Sie zuletzt nicht mehr so häufig wahrnehmen konnten, plötzlich viel intensiver genießen können. Der Weg aus der Krise kann auch eine große persönliche Bereicherung sein. Burnout ist keine aussichtslose Diagnose. Sie werden wieder gesund werden, wenn Sie sich Auszeiten gönnen und auf Ihr Inneres hören. Jede Krise ist eine große Chance zu Veränderung, innerem Wachstum und Verbesserung des Lebens.

Die Autorin
Iris Riffelt ist Rechtsanwältin, Fachanwältin für Arbeitsrecht und hat seit 2006 eine eigene Kanzlei in Leimen. Ihr auf Basis eigener Erfahrungen verfasstes Buch ist als Anleitung konuzipiert und enthält Tabellen, Checklisten und Kurzzusammenfassungen. Es bietet kurze und schnell lesbare Textteile rund um die Diagnose Burnout und den arbeitsrechtlichen Rahmen.

Startfoto: Jorma Borg /pixelio.de

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