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Vermögensverwalter fragt sich Kommt die Inflation – und wenn ja, wieviel?

Hubert Thaler

Trotz der geldpolitischen Experimente der Zentralbanken ist derzeit kein breiter Vertrauensverlust auszumachen. Spürbare deflationäre Tendenzen sind aktuell auch eher Folge des knallharten Wettbewerbs zum Beispiel bei Mobilfunktarifen und der „Amazonisierung“ des Einzelhandels.

Weniger dramatisch dagegen ist eine durch Import ausgelöste Inflation, beispielsweise durch einen Ölpreisschock. Diese einmalige Preisanpassung führt dann nochmals zu einer Schockwelle innerhalb der Wirtschaft und Folgeanpassungen im Preis, beruhigt sich dann aber wieder recht schnell. Derzeit befinden sich die Preise für Agrarrohstoffe wie Weizen und Soja auf niedrigem Niveaus. Der Ölpreis scheint durch die Fracking-Aktivitäten der Amerikaner nach oben gedeckelt zu sein.

Problematisch könnten hierbei eher die propagierten Zölle, sprich Steuererhöhungen auf importierte Waren sein. Denn dies führt häufig zu Ausweichhandlungen der Konsumenten, sprich: John Doe aus Amerika verzichtet dann auf den importierten japanischen Wagen, um einen wahrscheinlich qualitativ schlechteren US-Wagen zum selben Preis wie vor Einführung der Zölle zu kaufen. Bleibt als wichtigster Faktor die entstehende Inflationsdynamik innerhalb einer Volkswirtschaft.

Fällt die Inflation aus?

Als wichtige Komponente sind hierbei die Lohnverhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu nennen. Eigentlich sollten die Arbeitnehmer in der aktuellen Wirtschaftsphase eindeutig im Vorteil sein und ordentliche Lohnerhöhungen durchsetzen können. Denn der Arbeitsmarkt scheint nach aktuellen Statistiken in den führenden Volkswirtschaften wie leergefegt.

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In einzelnen Branchen sind denn auch Lohnerhöhungen festzustellen. Allerdings kaum in der Breite – selbst in Ländern wie Japan, wo durch eine Pensionierungswelle in allen Sektoren offene Posten zu besetzen sind. Festzustellen ist hierbei, dass Unternehmen wohl ganz bewusst auf Wachstumsmöglichkeiten verzichten, statt um jeden Preis neue Mitarbeiter zu gewinnen. Auch die Digitalisierung wirkt sicherlich preisdämpfend. Also ist auch hier aktuell nur ein leichter unterstützender Windstoß in Richtung höhere Inflation zu erwarten. Fällt die Inflation also aus?

Mitnichten: Der Kreditimpuls könnte doch noch für einen Inflationsschub gut sein. Lange Zeit wurden zum Beispiel in Deutschland durch höhere Staatsschulden tendenziell konsumtive Ausgaben wie Sozialleistungen finanziert, die deutlich inflationär wirken. Da die Staatsschulden aber in den meisten Ländern sehr hoch sind, sollte der Staat als Gönner tendenziell in die Schranken verwiesen werden. Einzig die USA geben mit den Infrastrukturprojekten und den Steuererleichterungen richtig Gas – diese Ausgaben haben die Chance, eher sinnvollen Investitionscharakter zu haben.

Impulse vom Immobilienmarkt

Viele Banken sind nach den Nahtod-Erfahrungen in den Jahren 2007 bis 2011 noch mit sich selbst beschäftigt und vergeben ungern riskante Kredite für zum Beispiel neue Geschäftsmodelle – dies sollte auch ein Grund für das schwache Wachstum sein. Stattdessen gibt es Kredite en masse für besicherte Darlehen. Dies findet sich ein wenig wieder im aktuell heißen M&A-Markt, vor allem aber im Immobilienmarkt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Immobilienmarkt seit Jahren mit den höchsten Anteil zur Inflation beiträgt. Wenn die Zentralbanken daher die Zinsen anheben würden, dann um der Verschuldungsdynamik im Immobilienmarkt Einhalt zu gebieten. Dabei würden wohl bessere Vergaberichtlinien für die Geschäftsbanken ausreichen.

Die Inflation ist bereits seit mehreren Jahren vor allem als Vermögenspreisinflation im Immobiliensektor anzutreffen. Vielleicht kommt noch ein wenig zyklische Inflation durch Lohnsteigerungen und die US-Regierung hinzu. Eine Inflationswelle ist dies aber nicht.

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