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Aktualisiert am 07.06.2020 - 21:55 Uhrin InterviewsLesedauer: 5 Minuten

22 Fragen an Rupert Welchman „Pflanzen, Bäume, Squash-Verletzungen“

Sieht Fondsmanagement als kontinuierlichen Lernprozess: UBAM-Manager Rupert Welchman.
Sieht Fondsmanagement als kontinuierlichen Lernprozess: UBAM-Manager Rupert Welchman. | Foto: UBAM
  1. Ihre erste prägende Erfahrung zum Thema Geld?

Mein Vater war auch Fondsmanager. Ich erinnere mich deutlich, dass er an einem Tag Ende der 80er Jahre sehr aufgeregt von der Arbeit nach Hause kam. Er hielt für seine Kunden Anteile an der britischen Nordsee-Ölgesellschaft Britoil und ein umkämpfter Übernahmeprozess endete damit, dass BP den Kampf um die Kontrolle gewann. Der beträchtliche Gewinn, der durch den Besitz dieser Aktien erzielt wurde, war eine Lektion, die mich zutiefst faszinierte und letztendlich meine Berufswahl beeinflusste

  1. Wären Sie nicht Fondsmanager geworden, wären Sie heute …

… Landschaftsgärtner oder Autor

  1. Haben Sie ein berufliches Vorbild?

Kein individuelles Vorbild. Es gibt Eigenschaften, die ich über alle anderen schätze. Zum Beispiel die Fähigkeit, die Anlage-Landschaft mit klaren Augen zu sehen. Viele versuchen es, aber nur wenige verfügen wirklich über diese Eigenschaft

  1. Welche andere Persönlichkeit imponiert Ihnen?

Das wirkt vielleicht wie auf einen fahrenden Zug aufspringen, aber: Greta Thunberg ist jemand, der für Generationen in Erinnerung bleiben wird. Sie sorgt heute für große Kontroversen, weil sie den Status quo in Frage und die gesellschaftliche Ordnung auf den Kopf stellt. Viele ihrer Kritiker nehmen sich nicht die Zeit, zu verstehen, was sie wirklich sagt, und ziehen es vor, ihre Botschaft auf einer sehr oberflächlichen Ebene zu verwerfen, indem sie sich zum Beispiel auf ihr emotionales Auftreten bei der UNO konzentrieren. Aber wir leben in einer sensationsgierigen Epoche, in der Außenpolitik über Social Media kommuniziert wird. Thunbergs Profil hat die Umweltbotschaft zu einer Zeit in den Mainstream gehoben, als dies wirklich notwendig war. Wir können die Prägung, die diese junge Dame auf der Weltbühne hinterlässt, nicht leugnen

  1. Welches Buch sollte jeder Fondsmanager gelesen haben?

Engines that move markets” von Alasdair Nairn

  1. Wie motivieren Sie sich, wenn Sie mit Ihrem Fonds einmal hinter der Konkurrenz zurückbleiben?

1.200% Rendite in 20 Jahren?

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Ich versuche, eine objektive Bewertung meiner Gewinne und Verluste und deren Ursachen vorzunehmen. Fondsmanagement ist ein kontinuierlicher Lernprozess: Man ist als Investor nie voll ausgebildet und man ist nie der totale Idiot, als der man sich manchmal fühlt

  1. Und die Belohnung, wenn Sie alle anderen abgehängt haben?

Eine kalte Dusche und die Erkenntnis, dass es teilweise Glück war!

  1. Ihr bislang schönstes Erlebnis als Fondsmanager?

Der Aufbau einer Anlagestrategie, die dank ihrer Authentizität und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern in der Gesellschaft wirklich ein bisschen anders ist und eine breite Akzeptanz bei ihrer Zielgruppe erfährt

  1. Welchem verpassten Investment trauern Sie noch heute nach?

Nach der Baisse von 2000 bis 2003 habe ich einige Aktien analysiert, die um 90 Prozent gefallen waren. Der Markt neigt dazu, anzunehmen, dass jede Aktie, die so stark verliert, aus dem Geschäft geht. In Wirklichkeit ist dies nur bei einer kleinen Minderheit der Fall. Man hätte also bei diesen Aktien nominell den gleichen Betrag investieren müssen wie am Anfang. Das wäre ein recht interessanter Special-Situations-Fonds für diejenigen gewesen, die ein solches Vorhaben wagten

  1. Worüber haben Sie sich in jüngster Zeit so richtig geärgert?

COP 25 - das Treffen in Madrid hat die enormen Hürden aufgezeigt, denen sich die Welt bei der Herausforderung gegenübersieht, einen nachhaltigen Planeten zu schaffen. Das Treffen war ein Misserfolg und jeder sollte sich besorgt fühlen

  1. Und wem würden Sie gern einmal gehörig die Meinung sagen?

Jedem Unternehmer, der sich dafür entschieden hat, sein Geschäft für kurzfristige Gewinne zu melken – im vollen Wissen, dass er damit die langfristigen Probleme des Planeten verschlimmert. Stattdessen wäre es nötig, einen Teil des heutigen Cashflows in die Lösungen von morgen zu investieren

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