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in WirtschaftLesedauer: 5 Minuten

Analystin zu grünen Investitionen „Es gibt keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit“

Die Wachstumsraten sind beeindruckend: Im vergangenen Jahr haben nachhaltige Fonds und Mandate in Deutschland um 45 Prozent auf 133,5 Milliarden Euro zugenommen. Nach Angaben des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) gab es noch nie einen so hohen Zuwachs. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sich bei immer mehr Anlegern die Erkenntnis durchsetzt, dass das Beachten ökologischer, sozialer und Unternehmensführungs-Kriterien nicht Rendite kostet, sondern im besten Fall diese sogar unterstützt.

Patricia Messner
Bild: Eberhardt & Cie.

Ein Beispiel gefällig? Der Börsengang von Beyond Meat zählt zu den erfolgreichsten der zurückliegenden Jahre. Trotz der jüngsten Korrektur notiert die Aktie des Herstellers pflanzlicher Fleisch-Ersatzprodukte rund 340 Prozent über seinem Ausgabekurs von 25 Dollar. Bei der Herstellung der veganen Hamburger-Patties wird sehr viel weniger Wasser und Land gebraucht als bei der Produktion von Buletten aus Fleisch. Gleichzeitig ist der CO2-Ausstoß sehr viel geringer. Das IPO von Beyond Meat zeigt eindrucksvoll: Nachhaltige Geldanlagen können outperformen!

Es stellt sich allerdings die Frage, woran überhaupt ESG-konforme Investments zu erkennen sind. Macht ein klimafreundlicheres Produkt wie ein Burger-Patty aus Erbsenprotein im Vergleich zu einem Echtfleisch-Burger-Patty das Investment in Beyond Meat automatisch nachhaltig? Nicht unbedingt. Denn es mangelt nach wie vor an einer einheitlichen Definition von Nachhaltigkeit. Vielmehr spielen individuelle Präferenzen und Ansichten eine entscheidende Rolle. Das zeigt sich beispielsweise an der komplizierten Klimathematik: Eine gute Ökobilanz eines Produkts kann durch lange Transportwege an Attraktivität verlieren. Bislang produziert Beyond Meat ausschließlich in den USA, verkauft sein Produkt aber auch in Deutschland. Insgesamt dürfte das Unternehmen mit seinem CO2-Fußabdruck deutlich schlechter abschneiden, als auf den ersten Blick vermutet.

Die Problematik wird noch komplexer, wenn man Nachhaltigkeit nicht nur auf Produktebene betrachtet, sondern auch das Unternehmen selbst, dessen Wertschöpfungskette sowie sein Nachhaltigkeitsbestreben. Das erklärt, warum bei der einen oder anderen Nachhaltigkeits-Researchagentur Beyond Meat nicht besser abschneidet als JBS, der größte Fleischproduzenten der Welt.

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Zwei Optionen für eine nachhaltige Vermögensverwaltung

Die kommende EU-Taxonomie wird alle Finanzdienstleister zwingen, eine nachhaltige Vermögensverwaltung anzubieten. Generell gibt es zwei Möglichkeiten dies umzusetzen.

Option 1: Eine nachhaltige Vermögensverwaltung lässt sich über entsprechende Fonds abbilden. Das spart die Kosten für Nachhaltigkeits-Research und ermöglicht vergleichsweise einfach eine breite Diversifikation. Nachteilig sind dagegen höhere Verwaltungskosten, da die Vermögensverwaltung zusätzlich über Fondsmanager läuft. Außerdem entsteht ein gewisser Kontrollverlust, schließlich lässt eine Fondslösung kaum Raum für individuelle Anforderungen an nachhaltige Investments.

Auf jeden Fall sollte immer die Zusammensetzung des Fonds geprüft werden. Aufschlussreich ist außerdem, sofern vorhanden, ein Blick auf Fonds-Ratings wie das relativ strenge FNG-Siegel oder das Morningstar Sustainability Rating, um zuverlässig sicherstellen zu können, nachhaltig zu investieren.

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