Barbara Bocks
30.03.2023

Crypto Assets Conference 2023 „Web3 und Metaverse müssen Nutzern vor allem Spaß machen“

Junge Frau mit VR-Brille im Web3 unterwegs
Junge Frau mit VR-Brille im Web3 unterwegs: Damit sich Web3 und Metaverse im Mainstream durchsetzen, müssen sie einfach zu nutzen sein und den Nutzern viel Spaß machen.
© Imago Images / Panthermedia

Nach einem harten Jahr 2022 steigen aktuell ja die Kurse vor allem von Bitcoin stark an. Wie begeistert sind Investoren weiterhin von den Währungen? Wie sieht es eigentlich aktuell im Web3 und Metaverse aus? Darüber und noch über sehr viele andere Themen haben internationale Experten bei der Crypto Assets Conference des Frankfurt School Blockchain Centers am 29. und 30. März in Frankfurt diskutiert.

Am zweiten Konferenztag sprach Frank Schäffler, Mitglied des Deutschen Bundestags, über den aktuellen Stand der MiCA-Regulierung. Er sieht die Bundesregierung auf einem insgesamt „kryptofreundlichen Kurs“, nachdem das ursprüngliche Verbot von so genannten unhosted Wallets, also Wallets, die nicht an einer Börse zentral registriert sind, wieder aufgehoben wurde.

 

Schäffler ist kein Fan vom digitalen Euro, den die Europäische Zentralbank (EZB) im Sinn hat. Die Pläne der EZB zum digitalen Euro mit einem Höchstbetrag von 3.000 Euro, nicht verzinst und nicht programmierbar, sieht er skeptisch. China sei bei diesem Thema ohnehin viel weiter.

"Deutschland ist nicht das Kryptovalley, aber auch nicht die Krypto-Walachei"

Generell sieht der Bundestagsabgeordnete „den Standort Deutschland nicht als das Krypto-Valley, aber auch nicht als Krypto-Walachei“ an. In diesem Jahr soll hierzulande noch ein neues Zukunftsfinanzierungsgesetz folgen, das digitale Aktien auf Blockchain-Basis ermöglicht.

Um den Zuwachs an Kryptoinvestoren machen sich Max Eberle und Felix Kramer von KPMG keine Sorgen. Grund dafür ist eine aktuelle KPMG-Studie in Zusammenarbeit mit BTCH-Echo, einer Krypto-Fachzeitschrift, an der sich 2.000 Krypto-Investoren beteiligt haben.

Zu den Ergebnissen der Studie zählen unter anderem:

  • 25 Prozent der Investoren unter 25 Jahren haben mindestens 10.000 Euro in Krypto-Assets investiert.
  • 50 Prozent der aktuellen Investoren werden in den kommenden 20 Jahren Geld erben und 81 Prozent der befragten Investoren wollen künftig weiter in Krypto-Assets investieren.
  • Wenig überraschend ist die Sicherheit 90 Prozent den Investoren bei Börsen und anderen Dienstleistern am wichtigsten, gefolgt von Kosten und Gebühren mit 73 Prozent.
  • Nicht die Anzahl der registrierten Nutzer einer Börse ist entscheidend, sondern deren tatsächliche Transaktionen. Denn zahlreiche Investoren sind auf vielen Börsen registriert.
  • Im NFT-Bereich interessieren sich die befragten Investoren vor allem für den Besitz von virtuellen Immobilien (27 Prozent), gefolgt von NFTs für Videospiele (23 Prozent) und virtuelle Kunst (21 Prozent).
  • 72 Prozent der Investoren wären dazu bereit, auch traditionelle Finanzprodukte über Kryptobörsen zu handeln.

"FTX-Pleite war das schlimmste Event aller Zeiten"

Die FTX-Pleite, die vor dem Zusammenbruch eine der größten Börsen war, war aus der Sicht von Clara Medalie, Director of Research des Kryto-Datenproviders Kaiko, „das schlimmste Ereignis auf dem Kryptomarkt nicht nur das vergangenen Jahres, sondern aller Zeiten“. Da stimmen ihr wohl viele Experten zu.

 

Für das Jahr 2023 erwartet die Datenexpertin unter anderem, dass der Schwerpunkt der Kryptobranche sich aus den USA mehr in Städte wie Paris und Hong Kong verlagern wird, da diese immer beliebter bei Kryptofirmen werden.

Aus ihrer Sicht werden auch dezentrale Finanz-Anwendungen, kurz Defi, mehr in den Fokus rücken aufgrund ihrer Transparenz und der Nachvollziehbarkeit der Transaktionen auf der Blockchain.

Bitcoin gibt Menschen die Wahl, Geld selbstständig zu senden

Einen Blick in die Zukunft und einen möglichen Einfluss des Bitcoin auf das künftige Weltwirtschaftssystem wirft die Paneldiskussion, die Sven Wagenknecht, Chefredakteur von BTC-Echo, moderierte.

„Bitcoin gibt Menschen die Macht, Geld zu senden. Sie können dafür Dienstleister nutzen, aber müssen dies nicht tun“, argumentiert Daniel Wingen von Galoy. Durch Bitcoin haben Menschen zum ersten Mal die Möglichkeit, ihre Vermögenswerte selbst zu halten und keine Institution kann sie ihnen wegnehmen", ergänzt Dirk Röder von T-Systems Multimedia Solutions.

Aus Wingens Sicht stellt sich beim Bitcoin auch immer die generelle Frage, welches Wirtschaftssystem Menschen mit all den damit verbundenen Konsequenzen etablieren wollen: „Aktuell haben wir ein inflationäres Finanzsystem. Der Bitcoin ist aber auf 21 Millionen Einheiten begrenzt und würde als Hauptzahlungsmittel für ein deflationäres Finanzsystem und Wirtschaftssystem sorgen.“

 

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Bitcoin-Geldautomaten als Weg in den Mainstream

Damit es überhaupt so weit kommen kann, müsste der Bitcoin aber noch viel mehr im Mainstream ankommen. Weltweit gibt es aktuell knapp 219 Millionen Besitzer des Bitcoin.

Damit deren Anzahl steigt, schlägt Gloria Traidl von BIAG, Bitcoin-Geldautomaten als mögliche Lösung vor. Ihre Argumentation: Gerade viele Menschen außerhalb der Krypto-Bubble nutzen weiterhin gerne Bargeld und sind mit den normalen Automaten und deren Betrieb vertraut.

Der große Vorteil davon ist aus ihrer Sicht, dass Nutzer keine eigenen Wallets benötigen und dass der Service reguliert ist. Als Zielkunden sieht Traidl Männer und Frauen ab 50 Jahren und Bitcoin-Interessierte ab 65 Jahren. In Deutschland gibt es derzeit 124 solcher Bitcoin-Geldautomaten, in Europa 1.500 und in Amerika um die 32.000. Da ist also in Deutschland noch Luft nach oben.

 

Um das Thema Massennutzung ging es auch bei der Paneldiskussion zum Thema Metaverse. Entgegen vieler Meinungen, dass die Metaverse-Umgebung schon sehr fortgeschritten ist, sind die Experten der Meinung, dass das Web3 noch in den Kinderschuhen steckt. Sie vergleichen es mit dem Beginn des Internets.

Bis das Web3 im Mainstream angekommen ist, dauert es noch

Alexander Schlicher von Fansea ist der Meinung, dass es im Web3-Space bis zur Massennutzung noch ein weiter Weg ist. Diese Entwicklung sei so schwierig, da nur wenige Leute die Technologie verstehen.

Konstantin Druker von Pwc denkt, dass es die Web3-Verbreitung voranbringen würde, Firmen und Nutzern Begriffe und die Logik der Web3-Umgebung mit Metaverse-Umgebungen, NFTs und Tokenisierung verständlich zu erklären.

 

Für Kunden über 25 Jahren müssen Firmen laut Schlicher die Dienstleistungen außerdem anfassbar werden. Jüngere Kunden hätten eh einen guten Zugang zum Web3. Die digitalen Anwendungen müssten Firmen am besten mit realen Produkten wie einem Hoodie oder Events wie einem Konzertbesuch verknüpfen.

„Die Nutzung des Metaverse muss Usern vor allem Spaß machen und möglichst einfach gestaltet sein“, fügt Frank Desvignes von True Global Ventures, einer Venture-Capital-Firma, die auf den Bereich Web3 spezialisiert ist, hinzu.

„Große Marken kooperieren mit Startups und nutzen deren Ideen, um die Massen anzulocken“, sagt Nicolas Weber vom MetaGameHub DAO aus Hong Kong. Insbesondere asiatische Firmen sind bei Web3-Entwicklungen aus seiner Sicht weit vorne. Viele guten Ideen kämen auch von Universitäten aus Lateinamerika.

 

Um die Massenanwendung voranzutreiben, wäre es aus seiner Sicht auch gut, wenn es weniger Silos gäbe und mehr Kooperation, so dass sich Nutzer nicht in allen unterschiedlichen Umgebungen neu anmelden müssten.

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