Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M.Warburg
Kein Ende der Rekordjagd an den US-Börsen in Sicht
Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M.Warburg Foto: M.M. Warburg
Die USA bleiben das Land der Rekorde. Der S&P 500 feierte kürzlich den zeitlich längsten Anstieg seiner Geschichte: Seit dem Tiefpunkt, der am 9. März 2009 markiert wurde, ist der Index ohne eine Korrektur von 20 Prozent über mittlerweile mehr als 3.450 Kalendertage angestiegen.
Damit wurde der bisherige Rekord, der zwischen den Jahren 1990 und 2000 aufgestellt wurde, übertroffen. In diesem Zeitraum hat der S&P 500 mehr als 320 Prozent an Wert gewonnen, der Dow Jones 30 konnte fast 300 Prozent an Wert zulegen (jeweils in US-Dollar). Noch besser schlugen sich die Aktien kleinerer US-Firmen, die der Aktienindex Russell 2000 abbildet und die einen Wertzuwachs von mehr als 400 Prozent erzielt haben. Die „Königin“ unter den US-Indizes ist aber eindeutig die Technologiebörse Nasdaq, die mit einem Plus von über 500 Prozent seit März 2009 die meisten anderen bekannten Aktienindizes weit in den Schatten stellt.
USA im internationalen Vergleich...
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Damit wurde der bisherige Rekord, der zwischen den Jahren 1990 und 2000 aufgestellt wurde, übertroffen. In diesem Zeitraum hat der S&P 500 mehr als 320 Prozent an Wert gewonnen, der Dow Jones 30 konnte fast 300 Prozent an Wert zulegen (jeweils in US-Dollar). Noch besser schlugen sich die Aktien kleinerer US-Firmen, die der Aktienindex Russell 2000 abbildet und die einen Wertzuwachs von mehr als 400 Prozent erzielt haben. Die „Königin“ unter den US-Indizes ist aber eindeutig die Technologiebörse Nasdaq, die mit einem Plus von über 500 Prozent seit März 2009 die meisten anderen bekannten Aktienindizes weit in den Schatten stellt.
USA im internationalen Vergleich vorn
Im internationalen Vergleich ist der „US-Bulle“ mit Abstand am schnellsten gelaufen. Vor allem die europäischen Indizes Stoxx 50 und Euro Stoxx 50 konnten in den vergangenen neuneinhalb Jahren nur um vergleichsweise bescheidene 90 Prozent zulegen. Besser schlugen sich dagegen deutsche Aktien im Dax 30, die immerhin einen Zuwachs von 240 Prozent schafften. Wer sich in Deutschland in die zweite Reihe der börsennotierten Unternehmen wagte und damals in den M-Dax investierte, hat mit einem Plus von gut 550 Prozent sogar die US-Techwerte knapp hinter sich gelassen!
Auch wenn der gesamte Wertzuwachs des S&P in diesem Zyklus (bislang) hinter der Entwicklung der 1990er Jahre zurückbleibt, hätten wohl die Wenigsten im März 2009 eine derart lange Aufschwungsphase erwartet. Denn damals befanden sich die Weltwirtschaft und das globale Finanzsystem aufgrund des Platzens der US-Immobilienblase und der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 in einer äußerst prekären Lage. Vor allem dem beherzten Eingreifen der US-amerikanischen Notenbank und ihrer unkonventionellen Geldpolitik war es zu verdanken, dass die Konjunktur wieder Tritt fasste und sich die Aktienmärkte erholten.
Allerdings verlief der Weg bis zum Erreichen der neuen Rekordmarke keineswegs linear. So sorgte die nach der Krise sprunghaft angestiegene Staatsverschuldung im August 2011 fast für ein Ende des Bullenmarktes, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit der USA zurückstufte. Der S&P 500 verlor zunächst kräftig an Wert, konnte sich aber in der Folgezeit wieder erholen. Auch zwischen Sommer 2015 und Anfang 2016 kam Sand ins Getriebe des Aktienmarktaufschwungs, nachdem China seine Währung abwertete und der Ölpreis sowie andere Rohstoffpreise unter Druck gerieten. Doch auch diese Schwächephase stellte nur eine kurze Episode dar.
Worauf ist die gute Wertentwicklung der US-Aktienmärkte im Vergleich zu Europa zurückzuführen und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für die kommenden Monate? Der wichtigste Faktor für die Kursentwicklung sind die Unternehmensgewinne. Dank der im Vergleich zu Europa stärkeren Konjunkturerholung in den USA haben sich die Gewinne der US-Unternehmen seit 2009 wesentlich besser entwickelt. So sind die Gewinne der im gesamteuropäischen Stoxx 600 vertretenen Unternehmen heute nur unwesentlich höher als im Jahr 2009.
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