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110 Fonds im Crashtest Die besten Aktienfonds für europäische Nebenwerte

Warteschlange vor einem Corona-Schnelltest-Zelt in Krefeld
Warteschlange vor einem Corona-Schnelltest-Zelt in Krefeld: Die Aktien von Krankenhaus-Ausrüstern wie Addlife zogen im Laufe der Corona-Pandemie kräftig an. | Foto: imago images / teutopress

Was verbindet Addlife, Munters und Midsona? Wer jetzt spontan „Keine Ahnung“ sagt, dürfte auf Seiten der Mehrheit stehen. Deshalb hier des Rätsels Lösung, der Spannung halber in mehreren Etappen. Erstens: Es handelt sich um drei börsennotierte Unternehmen, die ihren Sitz in Schweden haben. Zweitens: Alle drei Unternehmen brachten noch vor gar nicht langer Zeit eine Marktkapitalisierung von deutlich weniger als 500 Millionen Euro auf die Waage – einen solchen auch Micro Cap genannten Wert nicht auf Anhieb zuordnen zu können, ist selbst für Profi-Anleger keine Schande. Drittens: Der Höhenflug des schwedischen Dreigestirns im allmählich zu Ende gehenden Jahr 2020 hätte wohl jedem Depot gut zu Gesicht gestanden.

Allein die Aktie von Addlife, einem Hersteller von Laborgeräten und Krankenhaus-Ausrüstungen, hat sich im Laufe der Corona-Pandemie glatt verdreifacht. Und viertens: Sowohl Addlife als auch der Belüftungs-Spezialist Munters und Midsona, ein Vermarkter gesunder Lebensmittel und Pflegeprodukte, gehören zu den zehn größten Positionen des europäischen Nebenwerte-Fonds Echiquier Entrepreneurs.

Kein Wunder, dass der von Stéphanie Bobtcheff, José Berros und Guillaume Puech betreute Fonds der französischen Gesellschaft La Financière de l'Echiquier (LFDE) im aktuellen Crashtest für diese Kategorie erneut eine glänzende Figur abgibt. Wie bereits im vergangenen Jahr belegt er unter mehr als 100 Teilnehmern einen hervorragenden zweiten Platz. Geschlagen wird er nur von einem Fonds, für den Bobtcheff, Berros und Puech ebenfalls die Verantwortung tragen – dem ähnlich aufgestellten Echiquier Agenor SRI Mid Cap Europe. Letzterer liegt zwar über fünf Jahre mehr als 10 Prozentpunkte hinter dem Entrepreneurs, sieht aber in den kürzeren Performance-Testräumen etwas besser aus und entscheidet mit der Höchstpunktzahl von 30 Punkten auch den Stresstest knapp für sich.

Rang Fondsname ISIN Punkte Gesamt Punkte Performance Punkte Stresstest Punkte Aktives Management Fondsvolumen in Mio EUR
1 Echiquier Agenor SRI Mid Cap Europe B LU0969069516 89 35 30 24 37
2 Echiquier Entrepreneurs FR0011558246 87 35 27 25 625
2 Squad European Convictions LU1105406398 87 34 30 23 100
4 DJE Mittelstand & Innovation LU1227570055 83 33 23 27 140
5 Comgest Growth Europe Smaller Companies IE0004766014 79 27 25 27 628

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Schwedische Aktien machen im Entrepreneurs fast 35 Prozent aus, im SRI Mid Cap Europe nur etwa halb so viel. Wofür es eine einleuchtende Erklärung gibt: In letzterem haben Micro Caps per Definition keinen Platz. Ein Unternehmen wie Addlife können Bobtcheff, Berros und Puech dort deshalb erst zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt ins Portfolio nehmen. Wozu sie aber trotz weiter guter Wachstumsaussichten bis auf weiteres keinen Anlass sehen. „Wir stufen die Bewertungen im Gesundheits-Sektor momentan als überzogen ein und haben unsere Positionen dort reduziert“, sagt Bobtcheff.

Eine Aussage, die leicht in die Irre führen kann – suggeriert sie doch, dass die Über- oder Untergewichtung bestimmter Branchen und Länder bei LFDE zum Anlagekonzept gehört. Dem ist jedoch keineswegs so: Alle Titel, die in den beiden mit 30 bis 45 Titeln recht stark konzentrierten Fonds Platz finden, sind nach rein fundamentalen Kriterien handverlesen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Nischen-Marktführern, deren Umsätze und Gewinne unabhängig vom Wirtschaftszyklus wachsen. Hinzu kommt beim SRI Mid Cap Europe ein Nachhaltigkeits-Filter, der Bobtcheff zufolge von vornherein knapp ein Drittel des in Frage kommenden Anlage-Universums ausschließt.

Losgelöst davon hat LFDE jedoch ein „Heatmap“ genanntes Analyse-Instrument entwickelt, das überhitzte Märkte erkennen soll. Steigen dort die Temperaturen in den roten Bereich, erhöhen Bobtcheff und ihre Kollegen die Barreserve. So auch im Januar 2020: Im Corona-Crash konnten die LFDE-Manager deshalb den ein oder anderen interessanten Titel aufstocken oder neu hinzukaufen. Besonders häufig fündig wurden sie außer in Schweden einmal mehr in Frankreich – was Bobtcheff mit dem Heimvorteil ihres Teams an der Pariser Börse erklärt. Deutsche Unternehmen sind dagegen mit 4,6 Prozent (Entrepreneurs) beziehungsweise 6,5 Prozent (SRI Mid Cap Europe) nach wie vor Mangelware. Immerhin: Der Münchner Online-Marktplatzbetreiber Scout24 gehört in beiden Portfolios zu den Top Ten.

Apropos Liquidität: Um im mitunter sehr marktengen Segment der Micro Caps jederzeit handlungsfähig zu bleiben, verhängt LFDE automatisch einen Soft Close, wenn das Vermögen des Entrepreneurs 600 Millionen Euro übersteigt. Das ist seit kurzem wieder der Fall und führt für neue Anleger zu einer Sondergebühr in Höhe von 5 Prozent, die ins Fondsvermögen fließt. Mit dieser Abwehrmaßnahme und der mittlerweile wieder auf rund 15 Prozent angehobenen Barreserve im Rücken sieht sich Bobtcheff für die Folgen der seit Wochen um die Welt rollenden zweite Corona-Welle ebenso gerüstet wie für stärkere Turbulenzen nach der US-Präsidentschaftswahl.

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