Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch
Jobmarkt hängt Konjunktur ab
Aktualisiert am 17.03.2020 - 15:28 Uhr
Container im Hamburg Hafen: Seit 2010 sind in Deutschland circa 3,5 Millionen neue Jobs entstanden.
In Deutschland entstehen im Dienstleistungssektor mehr Jobs als im verarbeitetenden Gewerbe. Dadurch hängt das Beschäftigungsniveau nicht mehr so stark von der Konjunktur ab, ist Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch überzeugt.
Transformationen in der Kommunikationsbranche
Bis 2008 war der Hardware-Sektor der dominante Teil der deutschen Technologiebranche. Im Jahr 2000 war er noch für knapp zwei Drittel der Wertschöpfung verantwortlich. Seitdem hat sich das Verhältnis umgekehrt. Aktuell machen Software und Services über 60 Prozent des Branchenumsatzes aus. Der Bereich wuchs damit sechsmal so schnell als der Hardware-Sektor.
Die Gründe dafür sind offensichtlich: Der Hardware-Sektor litt sowohl unter dem starken Preisverfall in vielen Kategorien, wie auch unter zunehmender Standortkonkurrenz vor allem von asiatischen Ländern mit Kostenvorteilen. Der Software-Sektor hingegen profitierte von der Digitalisierung...
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Transformationen in der Kommunikationsbranche
Bis 2008 war der Hardware-Sektor der dominante Teil der deutschen Technologiebranche. Im Jahr 2000 war er noch für knapp zwei Drittel der Wertschöpfung verantwortlich. Seitdem hat sich das Verhältnis umgekehrt. Aktuell machen Software und Services über 60 Prozent des Branchenumsatzes aus. Der Bereich wuchs damit sechsmal so schnell als der Hardware-Sektor.
Die Gründe dafür sind offensichtlich: Der Hardware-Sektor litt sowohl unter dem starken Preisverfall in vielen Kategorien, wie auch unter zunehmender Standortkonkurrenz vor allem von asiatischen Ländern mit Kostenvorteilen. Der Software-Sektor hingegen profitierte von der Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft sowie von der zunehmenden Zahl und Komplexität digitaler Lösungen. Dieser Trend dürfte weitergehen und sich beschleunigen. Neue technische Möglichkeiten wie das „Internet of Things“ und 5G, Analytics und künstliche Intelligenz sowie neue „As a Service“-Geschäftsmodelle stärken weiterhin den Service- und Software-Sektor.
Experten von Deloitte erwarten für den Technologiesektor deshalb - trotz der abflauenden Konjunktur - ein jährliches Wachstum um fünf Prozent, wobei der Software- und Services-Bereich mehr als doppelt so schnell wie der Hardware-Sektor wachsen dürfte.
Für den IT-Sektor bedeutet dies, dass er einerseits weniger sensibel auf Konjunkturzyklen reagiert als bei einer Fokussierung auf Hardware. Es bedeutet aber auch, dass die Qualifikationsanforderungen eher steigen und das erforderliche Skill-Set der Mitarbeiter einem kontinuierlichen Wandel durch neue Technologien unterworfen ist.
Arbeitsmarkt weniger konjunktursensibel
Die generell höhere Bedeutung der wissensintensiven Dienstleistungen dürfte den gesamten Arbeitsmarkt weniger konjunktursensibel machen. Dies ist in der gegenwärtigen Lage sicher ein positiver und stabilisierender Effekt. Politisch bleibt allerdings einiges zu tun, um das volle Potenzial der Beschäftigung im Dienstleistungssektor auszuschöpfen.
Die Produktivität im deutschen wissensintensiven Dienstleistungssektor variiert stark nach Sektoren, bleibt aber insgesamt deutlich hinter der verarbeitenden Industrie oder den entsprechenden US-amerikanischen Sektoren zurück. Die OECD macht hierfür restriktive Regulierung verantwortlich. Von daher liegt hier ein wichtiger Hebel, um das seit Jahren schwache gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstum zu beschleunigen.
Im Bereich digitale Dienstleistungen erhält auch das Thema digitaler Binnenmarkt in Europa eine beschäftigungspolitische Dimension. Die Skalierbarkeit dieser Dienstleistungen über Grenzen hinweg und damit ein einheitlicher digitaler Binnenmarkt ist nicht nur ein wichtiger industriepolitischer Standortfaktor, sondern wird auch zu einer Voraussetzung des fortgesetzten Beschäftigungsaufbaus im digitalen Bereich.
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