LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in NewsLesedauer: 3 Minuten

Scope-Auswertung Jeder vierte Fonds will nachhaltig sein

Knapp 12.000 Investmentfonds sind in Deutschland zum Vertrieb zugelassen. Von diesen hat sich mittlerweile rund jeder vierte als nachhaltig gemäß europäischer SFDR-Verordnung („Offenlegungsverordnung“) erklärt. Zu dem Zwischenfazit kommt das Analysehaus Scope.

Rund jeder fünfte, nämlich genau 2.311 Fonds, bezeichnen sich demnach als kompatibel mit Artikel 8 der Verordnung – also als Fonds, der mindestens ein Nachhaltigkeitsmerkmal aufweisen. Die Artikel-8-Fonds verwalten zusammen 1.635 Milliarden Euro.

Weitere 410 Fonds gehen noch einen Schritt weiter und bezeichnen sich laut Scope als übereinstimmend mit dem noch strengeren Artikel 9 der SFDR. Darunter fallen Fonds, die ein konkretes Nachhaltigkeitsziel verfolgen und das auch belegen können. Artikel-9-Fonds, in der Branche häufig als „dunkelgrün“ für „besonders nachhaltig“ bezeichnet, verwalten zusammen 222 Milliarden Euro.

Fast jeder vierte Fonds klassifiziert sich als nachhaltig

Grafik: Scope Analysis

Der Wermutstropfen an der Auswertung von Scope – beziehungsweise, der Grund, warum sie bislang auf wackeligen Beinen steht: Die Zuordnung gemäß Offenlegungsverordnung nehmen vorerst die Fondsgesellschaften selbst vor. Im kommenden Jahr soll auf europäischer Ebene noch einmal überprüft werden, ob die Selbstdeklaration auch wirklich passt. Möglicherweise muss sich der eine oder andere Fonds dann noch einmal umetikettieren. Insofern werfen die aktuelle Scope-Ergebnisse nur ein temporäres Schlaglicht auf die Branche.

Scope hat in einem weiteren Schritt außerdem den Anteil von Top-Ratings unter Fonds der unterschiedlichen Nachhaltigkeits-Gruppen untersucht. Die Experten räumen aber selbst ein, dass ihr Ergebnis noch nicht tragfähig ist.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Deutlich aus der Masse heraus stechen auf jeden Fall zwei bestimmte Fondshäuser: Diese haben die meisten Artikel-8-und Artikel-9-Fonds im Angebot: Die französischen Gesellschaften Amundi und BNP Paribas bilden mit 133 (Amundi) und 102 (BNP Paribas) nach Eigenangaben nachhaltigen Fonds die Speerspitze der nachhaltigen Fondsanbieter.

Die Top-10-Anbieter mit den meisten Nachhaltigkeits-Fonds

Quelle: Scope Analysis, Stand 30. juni 2021

Anzumerken ist, dass Scope allein die absolute Anzahl der Produkte gemessen hat – nicht den Anteil, den nachhaltige Fonds an der gesamten Produktpalette einer Fondsgesellschaft haben. So berichtet etwa die niederländische Triodos Bank, dass sie alle selbst aufgelegten Fonds als nachhaltig nach Artikel 9 klassifiziert hat. Triodos hat nach Angaben der Unternehmens-Internetseite allerdings auch nur neun eigene Fonds im Angebot.

In einer Stellungnahme hatte Triodods jüngst die aktuelle Praxis bei der Eigenklassikation von Fonds kritisiert: Die aktuell zu beobachtende Verschiebung des Fonds-Universums in Richtung Nachhaltigkeit könnte auch eine Verschiebung in Richtung Greenwashing sein, also auf eine substanzlose Grünfärberei bei vielen Fondsgesellschaften hindeuten.

Auch beim Beratungshaus „Forum Nachhaltige Geldanlagen“ (FNG) zeigt man sich enttäuscht von der Wirkung der Verordnung. Das FNG bietet eine eigene Zertifizierung plus Nachhaltigkeits-Siegel an. Chefin Angela McClellan findet: „Ihr eigentliches Ziel, nämlich mehr Transparenz zu schaffen und Greenwashing zu vermeiden, hat die Offenlegungsverordnung bislang nicht erreicht.“

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion