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Fidelity-Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld „Meine erste Empfehlung ist der asiatische Raum“

Fondskongress-Mannheim
Fondskongress-Mannheim: Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld im Gespräch mit Redakteur Sven Stoll | Foto: Sven Stoll

DAS INVESTMENT: Guten Tag Herr Roemheld, seit über einem Jahr herrscht an den Börsen große Unsicherheit: Krieg, Sanktionen und jetzt auch noch Bankenpleiten. Wie sehen Ihre Prognosen für die Kapitalmärkte aus?

Carsten Roemheld: Aufgrund der multiplen Krisen ist es äußerst schwierig, vor allem im kurzfristigen Kontext präzise Prognosen abzugeben, da sehr viele Szenarien voneinander abhängen und die Zentralbanken eine der wichtigen Komponenten sind, die das Marktgeschehen steuern. Die Notenbanken reagieren auf Zahlen, Daten und Fakten, die für sie selbst schwer zu prognostizieren sind, wie wir in der Vergangenheit gesehen haben.

Die Reaktion der Finanzmärkte kann mal gut und mal schlecht sein. Es gibt einige Beispiele aus der Vergangenheit, wo Daten, die eigentlich Anlass zur Sorge geben, vom Markt positiv aufgenommen wurden und umgekehrt. In den vergangenen zwölf Monaten haben wir einen sehr schnellen und steilen Zinszyklus erlebt. In den USA sind die Zinsen von 0 auf 5 Prozent gestiegen. Dass dies Auswirkungen auf die Märkte haben würde, war klar. Die Frage war nur, in welcher Form. Bei den Banken sehen wir jetzt erste Reaktionen.

Ich befürchte aber, dass dies nicht der letzte Auslöser für Unruhe auf den Märkten war. Allerdings sehe ich insgesamt die Stabilität der Finanzmärkte nicht in Gefahr. Dafür sind die Reaktionsgeschwindigkeiten ausreichend schnell und die Instrumente, die momentan zum Einsatz kommen, gut genug. Vieles hängt davon ab, ob man glaubt, dass die Notenbanken ihr Inflationsmandat jetzt wirklich hart durchziehen, ohne Rücksicht auf mögliche Rezessionsängste, oder ob sie einknicken und zur alten Politik zurückkehren, die Zinsen wieder senken und den Märkten entgegenkommen. Letzteres wäre für die Märkte positiv. Bleibt die Notenbank hart, wie ich es momentan für richtig halten würde, wird es meiner Meinung nach schwieriger für die Kapitalmärkte. Deshalb rate ich derzeit zu einer defensiven Positionierung.

 

Viele Markteilnehmer flüchten derzeit in den sicheren Hafen Gold. Ist das für Sie eine Option?

Roemheld: Nun, ich bin kein Goldbulle, der ständig sagt, dass Gold immer weiter im Preis steigen muss. Aber ich denke, aus Diversifikationsgründen, weil es wirklich anders funktioniert als viele andere Anlageklassen und weil es einen realen Wert hat, sollte es einen Platz im Portfolio haben. Allerdings muss man beachten, dass Gold keine Dividenden oder Zinsen zahlt. Man muss als Investor davon überzeugt sein, dass der Goldpreis durch Angebot und Nachfrage dauerhaft weiter steigen wird. Daran glaube ich derzeit. Schließlich ist Gold ein Inflations- und Kriseninstrument.

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Das aber im vergangenen Jahr nicht funktioniert hat.

Roemheld: Das stimmt. Im letzten Jahr hat fast nichts wirklich funktioniert. Abgesehen vielleicht von Energie gab es an den Kapitalmärkten nur wenige Optionen. Ich denke trotzdem, ein gewisser Grundanteil an Gold sollte im Portfolio sein, weil sich das Edelmetall von anderen Assets unterscheidet und auch physisch einen gewissen Charme hat.

Und wie sollten Anleger Gold im Portfolio spielen?

Roemheld: Nun, wenn man an die großen Krisen denkt, dann will man Gold physisch haben, weil das Papier, auf das ein Goldzertifikat gedruckt ist, dann vielleicht nichts mehr wert ist. Sie müssen bedenken, wenn Sie irgendein Zertifikat kaufen, haben Sie natürlich ein Kontrahentenrisiko. Deshalb sollten Anleger sehr genau darauf achten, mit wem sie diese Zertifikate abschließen. Ich persönlich bin ein Fan von physischem Gold, ich mag es, ich finde es auch schön anzuschauen.

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