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Nachhaltig investieren China und ESG – passt das zusammen?

Wasserstoffbus im ostchinesischen Zhangjiakou
Wasserstoffbus im ostchinesischen Zhangjiakou: Sowohl bei alternativen Antriebsformen als auch beim Ausbau erneuerbarer Energien macht China große Fortschritte. | Foto: Imago Images / VCG

China wird im globalen Machtgefüge immer wichtiger. Für Anleger bietet die wachstumsstarke und dynamische Volkswirtschaft enorme Chancen. Allerdings sorgen Menschenrechtsverstöße in dem Land immer wieder für Schlagzeilen. Außerdem gilt die chinesische Zusage der Kohlenstoffneutralität bis 2060 als zu schwach, da sie dem Pariser Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 nicht entspricht.

Wenn Anleger also verantwortungsvoll investieren möchten und die ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung ernst nehmen: Sollten sie sich dann aus China zurückziehen? Wie so oft lässt sich diese Frage nicht eindeutig beantworten – es bedarf einer genaueren Betrachtung.

China hat auf der Klimakonferenz nicht überzeugt – aber was kommt danach?

China ist mit einem Anteil von 28 Prozent an den globalen CO2-Emissionen weltweit Spitzenreiter. Vor diesem Hintergrund schien Chinas Beitrag zur Klimakonferenz 2021 in Glasgow wenig überzeugend. Präsident Xi Jinping blieb fern und sein Land war treibend bei der Umformulierung der Abschlusserklärung: Dort war nicht mehr vom Kohleausstieg, sondern nur noch von einer allmählichen Reduzierung der Kohlenutzung die Rede.

Es lohnt sich aber, Chinas Beitrag zum Klimaschutz genauer unter die Lupe zu nehmen.

Das übergeordnete Ziel der Kohlenstoffneutralität liegt in weiter Ferne. Den kurzfristigen Plan hingegen, bis 2030 einen Anteil von 25 Prozent an nicht fossilen Brennstoffen zu erreichen, wird China wahrscheinlich frühzeitig umsetzen. Tatsächlich lag die Leistung chinesischer Wind- und Solaranlagen 2021 in der Summe bei 635 Gigawatt. Das entspricht 26,7 Prozent der Gesamtkapazität. Bis 2030 ist eine Steigerung auf 1.200 Gigawatt geplant.

Zwar setzt Peking weiterhin auf Kohle und baut neue Kapazitäten auf. Die Regierung hat sich aber dazu verpflichtet, den Verbrauch bis 2025 einzudämmen und ab 2026 herunterzufahren. Zudem verabredeten China und die USA am Rande der Klimakonferenz eine Zusammenarbeit, um die Methanemissionen noch im Laufe dieses Jahrzehnts zu verringern.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass durch die schiere Größe Chinas jede Maßnahme direkt erheblichen Einfluss hat.

In China regiert ein autoritäres Regime

Ein bemerkenswerter Unterschied zwischen Chinas Vorgehen bei der Klimakrise und dem vieler anderer Länder liegt im politischen System. Viele demokratische Regierungen haben sich bei ihren Erklärungen zur Klimapolitik weit aus dem Fenster gelehnt. Wenn man jedoch genauer hinschaut, sind die Pläne recht vage. Die US-Präsidentschaft Donald Trumps hat zudem gezeigt, dass solche Verpflichtungen nach einem Führungswechsel schnell und einfach ad acta gelegt werden können.

Das autoritäre China plant seine wirtschaftliche Entwicklung längerfristig. Ökonomische und ökologische Verpflichtungen sind in die chinesische Verfassung aufgenommen und neue Gesetze zum Umweltschutz verabschiedet worden. Im kleinen Maßstab werden bereits grüne Pilotprojekte durchgeführt. Diese haben das Potenzial, neue Standards zu setzen – nicht nur für China, sondern für den Rest der Welt.

Die chinesische Regierung neigt bei ihren Klimaziele tendenziell dazu, weniger zu versprechen, aber mehr zu liefern.

Umweltschutz eröffnet Anlagechancen

Entgegen allen Unkenrufen: China strebt danach, beim Klimaschutz mit dem Rest der Welt mitzuhalten.

Das Land ist auf dem besten Weg, zum weltweit größten Hersteller von Elektrofahrzeugen zu werden. Der Absatz chinesischer Elektroautos ist im vergangenen Jahr um 154 Prozent auf insgesamt 3,3 Millionen angestiegen.

Im Bereich Wasserstoff hat Peking Subventionen für Brennstoffzellenfahrzeuge und entsprechende Infrastruktur bereitgestellt. Dabei konzentriert sich die Regierung auf drei Pilotstädte. Auch seine bereits beachtliche Führungsrolle bei erneuerbaren Energien will das Land weiter ausbauen.

Um dieses Ziel zu erreichen, fährt China seine Kapazitäten in den Bereichen Innovation und Produktion hoch. Damit erhöht es den Einsatz im Wettlauf um neue und wirksame Klimalösungen. Es wird sicherlich interessant sein zu beobachten, wie sich dies auswirkt: Werden sich die Spannungen mit den USA verschärfen oder wird es eher zu einem freundschaftlichen Wettbewerb kommen? Egal, was passiert, in jedem Fall dürften daraus weitere Anlagechancen für umweltbewusste Investoren erwachsen.

Rendite vs. ESG: Das chinesische Polysilizium-Paradoxon

Ein weiterer Bereich, in dem China dominiert, ist Polysilizium. Das Reich der Mitte war 2020 für 77 Prozent der weltweiten Produktion verantwortlich. Polysilizium, eine Art hochreines Silizium, ist ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Solaranlagen. Derzeit gibt es Schwierigkeiten, die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Daraus ergibt sich ein attraktives Investitionsszenario.

Mehrere Hersteller sind jedoch in der chinesischen Provinz Xinjiang ansässig, wo Zulieferbetriebe der Zwangsarbeit verdächtigt wurden. Im Juni 2021 setzte das US-Handelsministerium mehrere chinesische Unternehmen aus der Polysilizium-Lieferkette auf die schwarze Liste, obwohl die Unternehmen Fehlverhalten vehement bestritten.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die USA ihre Haltung lockern könnten. Trotzdem wird hier deutlich, dass hohe Renditechancen und anspruchsvolle ESG-Ziele manchmal in Konflikt geraten können und es genauerer Nachforschungen bedarf.

In China als Investor seinen Einfluss nutzen

China hat deutlich gemacht, dass es seine Klimaschutzverpflichtungen ernst nimmt und erzielt in vielen Bereichen erhebliche Fortschritte. Dennoch: Es gibt definitiv Themen, die Sorge bereiten. Das sollten Anleger im Hinterkopf behalten und sich von einem grünen Anstrich nicht blenden lassen.

BNP Paribas Asset Management trägt durch klare, konzentrierte und neutrale Analysen dazu bei, die Erwartungen von Investoren zu erfüllen. In China setzen wir unsere Expertise ein, um Unternehmen mit starkem Management zu finden, die Menschenrechte und Umweltaspekte angemessen beachten und ESG-Ziele priorisieren.

Wir haben erlebt, dass Engagement positiv wirken kann. Das wird aus unserer Sicht auch in China der Fall sein. Aber um Verbesserungen voranzutreiben, müssen wir investieren. Denn erst dann haben wir eine Stimme und können unseren Einfluss nutzen, um auf Veränderungen in unserem Sinne und dem unserer Kunden hinzuwirken.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.